CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
denk an die Schlüssel. Ich hab dir Geld auf den Küchentisch gelegt. Du musst dir einen Schülerausweis machen lassen, den brauchen wir vor allem für dein Monatsticket. Frag, ob du ein Schließfach kriegen kannst, und ob man in der Mensa gesundes Essen kriegt. Frag, wer der Caterer dieser Schule ist und …“
Ich unterbrach sie schmunzelnd: „Ja, Mama, mach ich doch alles, keine Sorge. Geh jetzt, sonst kommst du zu spät zu deiner Arbeit.“ Sie gab mir noch einen weiteren Kuss und verschwand. Ich kroch langsam aus dem Bett, streckte meine Glieder und ging duschen.
Im Sekretariat bekam ich neben dem Stundenplan auch einen Plan vom Schulgebäude in die Hand gedrückt, mit dem ich mich orientieren und meine Klasse finden sollte.
Ich erfuhr, dass ich einen Klassenlehrer namens Friese hatte und die Klasse mit mir zusammen aus dreißig Schülern bestand. Das waren circa acht mehr als in meinen früheren Klassen. Die Nervosität kroch wieder in mir hoch.
Als ich die Klasse betrat, saßen einige schon auf ihren Plätzen, andere standen herum und wieder andere hasteten gerade herein. Es klingelte, doch ich stand immer noch wie angewurzelt neben dem Lehrerpult und wusste nicht, wohin ich mich setzen sollte. Dann kam ein dicklicher, freundlich aussehender Mann herein, fragte mich, ob ich die neue Schülerin sei und gab mir schließlich zur Begrüßung die Hand. Er sagte, er heiße Herr Friese, sei der Klassenlehrer und unterrichte Deutsch.
Von allen Seiten wurde ich wie erwartet kritisch beäugt. Ich spürte die neugierigen Blicke auf meinem ganzen Körper. In manchen der hinteren Ecken wurde leise gekichert. Doch die meisten Mädchen und Jungen starrten mich völlig ungeniert an, tuschelten, ohne den Blick auch nur kurz von mir abzuwenden. Höflich war das nicht gerade.
„Schscht, alle setzen, Handys aus und zuhören. Möchte euch eure neue Mitschülerin vorstellen: Alexa Lessing. Sie ist neu nach Berlin gezogen … schscht … Ruhe jetzt. Also, wo ist denn noch ein Platz frei?“
Herr Frieses Augen suchten den Klassenraum nach einem freien Sitzplatz ab und entdeckten einen in der hintersten Reihe neben einem dunkelhaarigen Mädchen. „Ah, da, da hinten bei Adriana ist was frei, setz dich bitte neben sie, ja. Dann können wir auch gleich anfangen …“
Ich bekam den Eindruck, dass Herr Friese zu der hektischen Sorte Lehrer gehörte, die alles immer schnell abhaken wollten. Schnurstracks ging ich zu dem mir zugewiesenen Platz und setzte mich neben das Mädchen, das Adriana hieß und mich nicht gerade freundlich empfing.
„Na“, sagte sie, ohne zu lächeln. „Wie heißt du noch mal?“
„Alexa, na ja … Lexi eigentlich“, sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. Sie sah sie verständnislos an und grinste. „Was ist das jetzt? Seid ihr alle so steif, da wo du herkommst?“
Da sie meinen Handschlag offensichtlich nicht anzunehmen gedachte, zog ich meine Hand wieder zurück und zuckte mit den Schultern. „Am Anfang ja, wenn man sich neu vorstellt“, sagte ich verhalten, „… aber, vergiss es, nicht so wichtig.“
Ich wandte mich ab, nahm einen Block und einen Stift aus meinem Rucksack und widmete meine Aufmerksamkeit dem Unterricht.
Adriana und ich wechselten während der ersten beiden Stunden kein Wort miteinander.
Als es zur großen Pause klingelte, fragte sie mich überraschend, ob ich mit ihr auf den Hof kommen wolle, und ich willigte dankend ein. Ich kannte ja noch niemanden und war froh darüber, dass sie sich scheinbar um mich kümmern wollte.
Sie verriet mir, dass sie Serbin sei, mit ihren zwei Brüdern bei ihrer Mutter lebe und irgendwann Moderatorin werden wolle oder Zahnärztin, doch am liebsten würde sie Pilotin werden.
Ich wartete darauf, dass sie lachen würde, was sie aber nicht tat. Dann sagte sie, sie könne sich auch vorstellen, einen reichen Mann zu heiraten und vier Kinder zu bekommen, und jetzt lachte sie laut los und zwar so herzhaft, dass ich mitlachen musste und meine Anspannung war schon fast verschwunden.
Als wir uns wieder beruhigt hatten, fragte sie mich Löcher in den Bauch. Ihre Neugier schien grenzenlos, und ich erzählte bereitwillig über all die Dinge, die mein Leben ausmachten: die schlimme Scheidung meiner Eltern - der Bescheid vom Gericht war genau an meinem zehnten Geburtstag gekommen -,unser ständiges Umherziehen, dass meine Mutter Krankenschwester sei und immer hart arbeiten müsse, dass ich leider keine Geschwister hätte und später gerne
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