CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
Ich sitze neben ihr. Sie hat sich total nett um mich gekümmert und mir die Schule gezeigt.“
„Freut mich, Lexi. Das hört sich doch prima an. Wie heißt sie denn?“
„Adriana. Sie … hat auch einen Bruder auf der Schule.“ Warum ich diese Info gleich hinterher geschickt hatte, war mir unverständlich, denn bei dem Gedanken an Sergio widerstrebte etwas in mir, aber meine Mutter ging eh nicht darauf ein.
Ich wechselte das Thema. „Dieses Jahr muss ich echt büffeln, Mama, mein MSA steht an und danach geht’s noch härter weiter, wäre gut, wenn ich an der Stephen Hawking abschließen könnte. Die Schule gefällt mir bisher. Die Mensa ist echt toll.“ Ich schaute sie voller Hoffnung an.
„Ach ja, die Mensa. Hat dir also geschmeckt. Na, wenn die Mensa toll ist, dann ist das schon die halbe Miete. Apropos …“
Sie machte plötzlich ein ernstes Gesicht. „Kleiner Wermutstropfen. Ich hab ausgerechnet, was wir monatlich nach Abzug der Fixkosten übrig haben werden, und da bleibt uns wegen der höheren Miete weniger als in Bählming. Aber wir schaffen das trotzdem, wir werden schon gut über die Runden kommen. Dann kaufen wir – na ja, ich - eben etwas seltener Klamotten ein und peppen die alten Sachen mit ein paar Tricks auf.“
Meine Mutter war gut in solchen Dingen. So wie sie es mit der Wohnungseinrichtung machen konnte, so konnte sie auch unsere Kleidung wie neu aussehen lassen, indem sie etwas am Schnitt oder am Design änderte.
„Ist für mich in Ordnung. Du weißt ja, ich geh auch in Sack und Asche, wenn es sein muss“, beruhigte ich sie.
Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Siehst du, Lexi! Das meine ich! Du musst wirklich mal ein bisschen mehr auf dein Äußeres achten. In deinem Alter habe ich mich herausgeputzt wie ein Pfau und prompt haben sich die Kerle allesamt in mich verliebt. Und dein Vater erst …“ Träumerisch glitt ihr Blick aus dem Fenster. Ich spürte, wie ich mich darüber ärgerte, dass sie immer wieder von ihm anfing, gerade wenn wir ganz neu in einer Stadt waren. Dabei hatte mein Vater längst wieder geheiratet und hatte sicher keine nostalgischen Gefühlsmomente, die uns betrafen. Er lebte sein Leben, rief mich an meinen Geburtstagen an, schickte mir Geld und zu Weihnachten eine Karte. Das war’s. Mein großer Wunsch war, dass meine Mutter auch wieder ihr Leben leben würde, ohne ihn zu vermissen. Auch wenn sie es nicht zugab, spürte ich, dass sie noch viel für ihn empfand.
Heiße Tage …
Am nächsten Tag saßen Adriana und ich in der Mittagspause mit zwei Mädchen aus unserer Klasse, Nele und Doreen, an demselben Vierertisch, an dem wir am Vortag gesessen hatten. Die Mädchen alberten gerade herum und machten Witze über das Aussehen mancher Lehrer, als sie plötzlich still wurden und beide in eine Richtung starrten.
Sergio war gerade im Anmarsch.
Mit drei lebenden Barbies an sich dran schritt er an unserem Tisch vorbei und warf mir nebenbei ein schiefes Lächeln zu. Ich wandte sofort meinen Kopf ab und aß hektisch mein Essen weiter.
„Adriana, sag mal …“, fing Nele an. Ihr Mund stand immer noch halb offen. „Wie oft trainiert dein Bruder eigentlich, dass er so aussieht?“
Adriana machte einen gelangweilten Seufzer. „Weiß nicht. Eigentlich kaum ...“
Nele und Doreen blickten weiter in Sergios Richtung. „Kaum? Das kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Der kann für Hollister Werbung machen, wenn du mich fragst.“ Sie stieß Doreen mit dem Ellbogen in die Seite und beide lachten laut los. Es kam mir so vor, als versuchten sie ebenfalls, Sergios Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Bist du fertig, Lexi?“, fragte mich Adriana plötzlich, obwohl sie sehen musste, dass ich meinen Joghurt noch nicht angerührt hatte. Ich packte meinen Nachtisch in meine Handtasche und nickte.
„Dann lass uns nach draußen in die Sonne setzen, wir haben noch zwanzig Minuten“, sagte sie und rollte kurz mit den Augen, um die Dringlichkeit ihres Wunsches zu unterstreichen.
„Ihr geht schon? Oh, okay …“ Doreen tat enttäuscht, mampfte dabei ihr Essen weiter, und Nele fing wieder von Sergio an. „Er soll auch die ganze Brust tätowiert haben, hab ich gehört!“, flüsterte sie aufgeregt. Adriana schüttelte völlig entnervt den Kopf, während wir unsere Tabletts wegbrachten.
Der Sommer verlief seit unserem Umzug nach Berlin wie man es von einem ordentlichen Sommer erwartete: Sonneschein von früh bis spät. Adriana und ich setzten uns auf die
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