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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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schlampigen Serviettenrollen, öffnete sie und rollte das Besteck fein säuberlich noch einmal ein, wobei sie die Serviette betont stramm zog. »Jedenfalls waren sie von da an richtig fies zu ihr, vor allem hinter ihrem Rücken. |90| Wie gesagt, wir wohnen in einer kleinen Stadt. Da hast du schnell einen schlechten Ruf weg.«
    »Die Frauen, die ich heute in der Post gehört habe«, sagte ich leise, »eine von ihnen hatte dieses . . .«
    »Du meinst das kleine Mädchen?« Sie erriet, was ich sagen wollte, und ich nickte. »Das ist Bea Williamson. Die Williamsons gehören bei uns zur High Society: Sie sind Mitglieder im Colby Country Club, regieren im Rathaus mit, wohnen in einer Riesenvilla mit Blick über die Bucht. Die Frau hat Mira voll auf dem Kieker. Warum, weiß ich auch nicht.«
    Ich hätte ihr am liebsten erklärt, dass es dazu manchmal gar keinen Grund brauchte. Ich wusste aus Erfahrung, dass man oft einfach nicht dahinter kommt, warum wer wie tickt, egal wie angestrengt man drüber nachdenkt und versucht einen Sinn, eine Logik darin zu erkennen.
    »Was sie über Mira gesagt haben, war so gemein.« Ich legte eine Besteckrolle beiseite und griff zur nächsten Serviette. »Eine ätzende Bemerkung nach der anderen. Du weißt schon, einfach darüber, wie sie ist.«
    »Wie sie ist«, wiederholte Morgan trocken.
    »Ja, äh, ich meine . . .« Ich rollte weiter ohne sie anzusehen. Auf einmal kam ich mir total bescheuert vor, weil ich überhaupt von dem Thema angefangen hatte; als wäre ich genauso oberflächlich und blöd wie Bea Williamson. »Eben wie sie sich anzieht und so weiter.«
    Morgan ließ meine Worte einen Augenblick auf sich wirken und zuckte schließlich die Achseln. »Egal. Mira ist ein Freigeist und hat schon immer gemacht, was sie wollte, jedenfalls solange ich sie kenne. Sie ist und bleibt eben Mira.«
    |91| Der Kies vor dem Haus spritzte prasselnd hoch, als der Käfer vorfuhr, das Radio natürlich auf volle Lautstärke gestellt. Isabel, die eine Sonnenbrille mit weißem Rahmen trug, stieg aus und knallte die Fahrertür zu.
    »Aha, sieh mal einer an«, sagte Morgan laut, als Isabel hereinkam.
    »Ich will keinen Ton hören.« Isabel lief an mir vorbei, als wäre ich Luft, und steuerte ohne Umweg auf die Kaffeemaschine zu. Die Sonnenbrille setzte sie nicht ab.
    »Wo warst du gestern Nacht?«
    Isabel nahm einen Karton mit Filtern, die Morgan bereits sorgfältig mit Kaffee gefüllt und adrett aufeinander gestapelt hatte, vom Regal und balancierte ihn auf ihrem Bein, um einen herauszuziehen. Das ging schief, einige Filter fielen auf den Boden. Isabel latschte einfach drüber weg und stellte die Kaffeemaschine an.
    Morgan rastete natürlich aus.
    »Gib her!«, fauchte sie, schnappte sich den Karton, stellte ihn auf den Tresen und versuchte ihre Ordnung so gut wie möglich wiederherzustellen. »Ich habe die Filter
gerade
erst vorbereitet und in den Karton gestapelt.«
    Ich senkte rasch den Kopf und rollte beflissen weiter Besteck in Servietten.
    »Sorry«, meinte Isabel. Das Wasser begann zu sieden, gurgelnd lief Kaffee in die Kanne. Isabel gähnte und streckte sich ausgiebig, während sie zusah.
    »Ich habe mir
Sorgen
um dich gemacht.« Morgan bückte sich. Sie hielt eine Kehrschaufel und einen Handfeger in der Hand und stieß damit absichtlich gegen Isabels Knie, tat aber so, als sei es ein Versehen gewesen.
    »Aua.« Isabel trat einen Schritt beiseite. »Mann, Morgan, |92| du bist nicht meine Mutter. Du brauchst nicht die ganze Nacht wach zu bleiben und auf mich zu warten.«
    »Ich hatte einfach keine Ahnung, wo du warst.« Grimmig kehrte Morgan den verschütteten Kaffee und die Filter zusammen. »Du hast mir nicht einmal einen Zettel hingelegt. Dir hätte wer weiß was . . .«
    »Klar, ich hätte tot auf der Autobahn liegen können.« Isabel sah mich an und rollte die Augen. Ich war so verdutzt, weil sie mich überhaupt beachtete, dass ich ihren Blick erwiderte.
    »Ja!« Morgan stand auf, schüttete alles in den Mülleimer und räumte Kehrschaufel und Handfeger ordentlich wieder an ihren Platz. »Allerdings. Außerdem ist es mein Auto.«
    Isabel haute mit der flachen Hand auf den Tresen: »Fang jetzt nicht mit der Scheißkarre an!«
    »Ich will nicht, dass du das Auto einfach nimmst ohne Bescheid zu sagen.« Morgans Stimme wurde immer lauter. »Vielleicht brauche ich es ja auch einmal? Ganz plötzlich, für einen Notfall. Wenn du dann nicht mal die Güte hast, mir zu sagen, wo du hinfährst, hab ich

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