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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Mädchen auf dem Foto war
fett,
hatte ein plumpes, rundliches Gesicht und strähniges braunes Haar, das schlaff herunterhing. Es trug eine Brille sowie einen dicken Rollkragenpullover, der kratzig und unbequem aussah. Vom Kragen baumelte ein Goldkettchen mit einem goldenen Frosch, vielleicht ein Geschenk ihrer Mutter oder ihrer Großmutter. Sie war exakt der Typ Mädchen, dem Caroline Dawes das Leben zur Hölle machen würde. Ein Mädchen wie ich.
    Neugierig beugte ich mich vor. Warum hing sie bei den anderen Bildern? Sie passte nicht dazu, nicht einmal zu den Babyfotos und Morgan, geschweige denn zu den gut aussehenden Kerlen.
    »Hier.« So unvermittelt, wie sie hinausgegangen war, kehrte Isabel ins Zimmer zurück und pfefferte ein Päckchen Haarfarbe auf meinen Schoß. Die Frau auf der Packung lächelte mich an; sie hatte dunkelbraunes, fast schwarzes Haar mit einer Spur Rot darin. »Ungefähr die Richtung, würde ich sagen. Was meinst du?«
    Ich hatte keinen Schimmer, was seit Caroline Dawes’ Auftritt in Isabel gefahren war, aber ich hatte auch nicht vor nachzufragen. So, wie mein Tag bisher gelaufen war, konnte mir jede noch so kleine Änderung der Lage nur recht sein.
    »Ist okay«, antwortete ich. Und auf Isabels hübschem |114| Gesicht, das mir zwischen den anderen hübschen Gesichtern aus dem Spiegel entgegenblickte, erschien der Anflug eines Lächelns.
     
    »Aua.«
    »Schsch!«
    »Aua!«
    »Ruhe!«
    »Aua!!«
    »Hältst du jetzt endlich mal die Klappe?«, befahl Isabel und riss mal wieder ein Stück Haut von meinen Augenbrauen. Jedenfalls kam es mir so vor.
    »Das tut
weh
!«, protestierte ich. Als sie vorhin Eiswürfel holen wollte, merkte sie, dass sie am Vorabend vergessen hatte den Behälter nachzufüllen. Also keine Eiswürfel. »Natürlich tut es weh.« Mit grimmigem Gesicht bog sie meinen Kopf noch weiter in den Nacken. »Das Leben tut eben weh. Reiß dich zusammen.«
    Freundinnen waren wir trotz allem noch lange nicht.
    Um mich abzulenken, zeigte ich auf den Spiegel: »Wer ist das Mädchen?«
    »Welches Mädchen?« Erneutes Zupfen.
    Tränen stiegen mir in die Augen. »Da oben.« Ich deutete auf das mollige Mädchen im Rollkragenpullover. »Die auf dem Jahrbuchfoto.«
    Mit einem Ruck zog sie das nächste Härchen heraus, dann erst folgte sie meinem Blick. »Meine Cousine«, antwortete sie zerstreut.
    »Ach?«
    »Zum Anbeißen, findest du nicht?« Sie nahm die Pinzette in die linke Hand und lockerte ihre verspannte Rechte.
    |115| »Tja, äh, sie . . . ich meine, sie sieht ein bisschen . . .«
    »Sie ist eine komplette Loserin.« Isabel stellte sich in Position, um meine zweite Augenbraue zu zupfen. »Das weiß hier jeder.«
    Die attraktiven Mädchen haben es im Leben so leicht, dass ihnen gar nicht bewusst ist, wie gut sie es haben. Aber ich kannte Isabels Cousine ohne sie zu kennen. Ich wusste, was sie durchmachte. Ich ließ sie nicht aus den Augen, während Isabel mit Feuereifer zupfte, um aus mir eine andere zu machen.
    Endlich schien das Werk sich seiner Vollendung zu nähern. Sie beugte sich tiefer zu mir herunter, musterte meine armen Augenbrauen und zupfte nur hier und dort noch einzelne Härchen heraus.
    »Warum bist du so plötzlich nett zu mir?«
    Sie setzte sich und legte die Pinzette weg. »Weißt du, dass ich dich würgen könnte, wenn du so was von dir gibst?«
    »Häh?«
    »Du hast genau gehört, was ich gesagt habe.« Sie griff nach ihrer Bierflasche und nahm einen Schluck, ließ mich dabei jedoch nicht aus den Augen. »Colie, wenn jemand nett zu dir ist und dich mit Respekt behandelt, darfst du nicht überrascht sein. Im Gegenteil, du kannst es von den Leuten verlangen. Es ist völlig selbstverständlich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du hast einfach keine Ahnung . . .«, fing ich an, aber sie ließ mich wie üblich nicht ausreden.
    »Doch«, meinte sie trocken. »Ich kenne dich besser, als du denkst. Ich habe dich beobachtet, Colie. Du schleichst in der Gegend rum wie ein Hund, der nur darauf wartet, getreten zu werden. Und wenn dich dann |116| tatsächlich jemand tritt, bist du beleidigt und heulst los, weil du dich unfair behandelt fühlst.«
    »Es ist auch nicht fair. Keiner hat es verdient, getreten zu werden.«
    »Das sehe ich anders. Wenn du dich selbst nicht respektierst,
hast
du es verdient. Bei dem Mädchen heute Mittag bist du auf der Stelle eingeknickt. Das heißt, du hast es dir selbst zuzuschreiben, wie sie dich behandelt hat, denn
du
hast ihr erst die Tür

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