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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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herab.
    »Wahrscheinlich hockt er unter der Veranda«, sagte ich, als wir die Stufen zur hinteren Veranda hochrannten. Der Regen prasselte hart auf meine Schultern. Wir |123| flüchteten zusammengeduckt unter die schmale Markise, ich griff nach dem Türknauf – abgeschlossen. »Mist«, sagte Norman.
    »Mira!« Ich hämmerte gegen die Tür. »Mach auf.« Der Wind peitschte meine Beine, beschoss sie mit Regen und Vogelfutter.
    Nichts. Wahrscheinlich rannte sie noch immer aufgescheucht durch den vorderen Teil des Hauses oder durchsuchte die Büsche an der Treppe, Kater Normans Lieblingsversteck. Ungehindert blies der Sturm durch die weit geöffneten Fenster des Wohnzimmers. Nichts lag mehr an seinem Platz: Servietten tanzten im Luftzug über dem Tisch, Untersetzer bildeten ein leuchtend buntes, verworrenes Mosaik auf dem Fußboden. Ich hätte versuchen können die Tür mit Gewalt zu öffnen, aber ich wusste: SCHLOSS KLEMMT MANCHMAL.
    »Mira«, schrie ich noch einmal, »mach die Tür auf!«
    »Sie kann uns nicht hören«, sagte Norman schlicht.
    Trotzdem hämmerte ich weiter, denn es regnete inzwischen so stark, dass die Tropfen wie Nadeln stachen. Das chinesische Glockenspiel, das neben meinem Kopf an der Wand befestigt war und wild vor sich hin bimmelte, trennte sich von seinem Nagel und flog hinaus in den Garten ohne eine Sekunde mit Bimmeln aufzuhören.
    »Mira.« Der Wind drückte mich gegen das Haus, so dass ich mich mit der Hand von der Wand abstemmen musste. »Komm schon!«
    »Wir haben gar keine andere Chance als die Vordertür«, schrie Norman mir ins Ohr. »Auf los geht’s los.«
    Als ich mich umdrehte, sah ich nichts als eine verschwommene graue Wand. Nicht einmal mehr die Bucht |124| konnte ich durch die dichten Regenschleier noch erkennen.
    »Fertig?« Norman sah mich an.
    Ich schluckte. »Ich . . .«
    »Auf die Plätze . . . fertig . . .«
    Wieder zuckte ein gigantischer Blick vom Himmel. Ich hielt den Atem an, weil ich wusste, was als Nächstes kommen würde.
    ». . . los!« Norman packte meine Hand und riss mich mit sich, die Stufen hinunter. Im selben Augenblick machte es Bumm! und ein Monster erhob sich vor uns aus der Dunkelheit. Ich schrie, zumindest hatte ich das Gefühl zu schreien.
    Wir rannten kopfüber in das Inferno hinein. Die Erde schwankte unter unseren Füßen, aber wir hielten nicht an. Seine Hand umklammerte meine. Der Regen überschwemmte meine Augen, meinen Mund, meine Ohren.
    Als wir, vollkommen durchnässt, die vordere Veranda erreichten, bekam ich kaum noch Luft. Ich lehnte mich an die Tür und schloss die Augen.
    Norman hielt noch immer meine Hand fest. Warm drückte seine Handfläche gegen meine.
    »Mannomann!« Er grinste, aber gleichzeitig zitterten auch ihm die Knie. »Ganz schön aufregend!«
    »Ich kann noch gar nicht fassen, dass wir es ums Haus geschafft haben.«
    Er lächelte und sah auf unsere Hände. Ohne nachzudenken was ich tat, ließ ich los.
    Norman steckte seine Hand in die Hosentasche.
    Da spürte ich etwas Haariges, Nasses, das sich genüsslich und träge an meinem Bein rieb.
    |125| »Miau«, meinte Kater Norman, hockte sich mit seinem fetten Hintern auf meinen Fuß und schaute zu mir hoch. »Miau!«
    »Ich hasse dich«, sagte ich. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Blödes Vieh«, meinte Norman. Er bückte sich, hob ihn hoch, öffnete die Tür und setzte ihn im Haus wieder auf den Boden.
    Der Wind ebbte jetzt ein wenig ab. Auch der Regen ließ nach, beschränkte sich auf ein stetiges Rauschen, lief gurgelnd in die Gullis und überflutete die Abflussrinnen. Kater Norman hatte sich garantiert schon bei Mira verkrochen, die ihn wahrscheinlich an sich drückte und ihm verzieh, wie jedes Mal.
    »Ach so«, sagte Norman unvermittelt.
    »Ach so?«
    Er beugte sich ganz nah zu mir, um besser sehen zu können, und kniff die Augen zusammen. »Das ist es: Du siehst anders aus, oder?«
    Ich strich über meine pitschnassen Haare und dachte an den Nachmittag in Isabels Gewalt. »Ja, vermutlich.«
    Er nickte lächelnd. »Sieht gut aus, wirklich«, sagte er in seiner trägen offenen Art.
    »Danke.« Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an seine Hand, die meine festgehalten hatte, als wir zusammen durch den Sturm gerannt waren. Norman, der Hippie, der so was von nicht mein Typ war. Trotzdem!
    Hör auf,
befahl ich mir selbst. Egal, wie nett er jetzt tat – er hatte mitbekommen, was Caroline Dawes gesagt hatte. Klar, dass er meine Hand halten und wahrscheinlich |126|

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