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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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recht hat?
    Plötzlich lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er war noch nicht bereit, sich aus diesem Leben zu verabschieden. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass es mit all seinem Geld, seinem Einfluss, seiner Kathedrale, seiner Tele-Gemeinde nun vorbei sein sollte – dass bald alles vorbei sein sollte, noch ehe es richtig begonnen hatte.
    Und gleich darauf folgte ein noch beunruhigenderer Gedanke: Wie würde er selbst an jenem großen Tag der Herrlichkeit Gottes beurteilt werden? War er wahrhaftig mit Gott im Reinen? Spates’ sämtliche Sünden traten ihm vor Augen, um ihn zu quälen. Die Lügen, die Genusssucht, der Betrug, die Frauen und die protzigen Geschenke, die er ihnen vom gespendeten Geld der Gläubigen gekauft hatte. Doch das Schrecklichste war die Erinnerung daran, dass er sich mehr als einmal dabei ertappt hatte, wie er auf der Straße lüstern kleinen Jungen nachgestarrt hatte: All diese Sünden – die großen wie die kleinen – quollen aus den finsteren Ecken seines Geistes hervor und verlangten, betrachtet und neu bedacht zu werden.
    Angst, Schuldgefühle und Verzweiflung überkamen ihn. Gott sah alles. Alles.
Bitte, Herr, bitte vergib mir. Ich bin Dein unwürdiger Diener,
betete er immer wieder, bis es ihm mit einer gewaltigen geistigen Anstrengung gelang, die Sünden wieder in irgendein dunkles Loch in seinem Verstand zu verbannen. Gott hatte ihm bereits vergeben – worum sich also Sorgen machen?
    Und außerdem konnte dies gar nicht die Wiederkunft Christi sein. Was zum Teufel dachte er da überhaupt? Eddy war verrückt. Natürlich, völlig durchgedreht. Spates hatte das von dem Moment an gewusst, als er diese schrille, krächzende Stimme am Telefon zum ersten Mal gehört hatte. Jeder, der bereit war, mit einer Rotte Indianer mitten in der Wüste zu leben, Hunderte Kilometer von einem anständigen Restaurant entfernt, war per definitionem verrückt.
    Er las den Brief dieses Irren noch einmal, suchte nach Anzeichen des Wahnsinns, und eine neue Woge des Grauens erfasste ihn. Der Brief klang völlig vernünftig. Er war machtvoll. Und das war nicht das Geschreibsel eines Irren. Und diese Sache, dass »ARIZONA« und »ISABELLA« jeweils 666 ergaben, beunruhigte ihn am meisten.
    Gott, er schwitzte wie ein Schwein.
    Er öffnete die Glastür der Büchervitrine aus edlem Kirschholz, holte ein dickes Buch heraus und blätterte sich durch die Gematrie-Tabellen. Er schlug die hebräischen Buchstaben nach und notierte sich die Zahlenwerte auf einem Blatt Papier. Dabei fiel ihm auf, dass Eddy ein paar Buchstaben falsch transkribiert und andere mit falschen Zahlenwerten belegt hatte.
    Er ordnete die korrekten Zahlen zu und addierte sie mit zitternder Hand. Keines der beiden Worte ergab 666.
    Er lehnte sich zurück, keuchend vor Erleichterung. Die ganze Sache war eine Farce, genau wie er vermutet hatte. Er fühlte sich, als sei ein Engel herabgestoßen, um ihn aus dem Feuersee zu retten. Mit fahrigen Bewegungen zerrte er ein Leinentaschentuch aus seiner Tasche und wischte sich den Schweiß von Stirn und Schläfen.
    Doch die Furcht kehrte zurück. Gott mochte ihn verschont haben. Aber würden die Medien das auch tun? Die Regierung? Konnte man ihn womöglich vor Gericht stellen, weil er zu Gewalttaten aufgerufen hatte? Oder ihm gar noch Schlimmeresvorwerfen? Er sollte wohl besser seinen Anwalt aus dem Bett zerren, solange er noch nicht behelligt wurde. Er musste eine Möglichkeit finden, Crawley die Schuld in die Schuhe zu schieben. Schließlich war es Crawley gewesen, der den Anstoß zu alldem gegeben hatte.
    Er zerrte an seinem Kragen, um ein wenig Luft an seinen erhitzten, klebrigen Hals zu lassen. Es war ein dummer Fehler gewesen, diesen Spinner Pastor Eddy mit ins Boot zu holen. Der Kerl war unberechenbar, unkontrollierbar. Dumm, dumm, dumm.
    Er drückte auf den Knopf an der Sprechanlage. »Charles, ich brauche Sie.«
    Der sonst so flinke junge Mann erschien nicht.
    »Charles? Ich
brauche
Sie hier.«
    Stattdessen öffnete seine Sekretärin die Tür. Sie wirkte so erschöpft, wie er sie noch nie gesehen hatte.
    »Charles ist gegangen«, sagte sie tonlos.
    »Das habe ich ihm aber nicht erlaubt.«
    »Er will zu Isabella.«
    Spates starrte von seinem Sessel aus zu ihr auf. Er konnte es nicht glauben.
Charles?
    »Er ist vor zehn Minuten weg. Er sagte, Gott habe ihn gerufen. Dann ist er gegangen.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein!« Spates schlug mit der Hand auf den Tisch. Dann bemerkte er,

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