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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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ich werden alle dort drüben versammeln und unsere … unsere Attacke planen.« Es fiel ihm schwer, das Wort auszusprechen, nun, da es tatsächlich so weit war.
    Randy nickte scharf und sagte kein Wort. Eddy bemerkte, dass auch er feuchte Augen hatte. Er war zutiefst gerührt.
    »Sie beide müssen mit Ihrem Jeep die Straße blockieren, damit niemand näher an Isabella heranfährt. Wir müssen sie überraschen. Schicken Sie alle von der Straße runter, sie sollen auf dem offenen Bereich da drüben parken. Randy und ich gehen auf diesen Hügel. Wir warten. Wir stoßen nicht zu Isabella vor, ehe wir genug Leute beisammenhaben.«
    Weitere Scheinwerfer erschienen am Ende des Dugway.
    »Isabella liegt knapp fünf Kilometer diese Straße runter. Wir müssen uns still verhalten, bis wir zum Angriff bereit sind. Sorgen Sie dafür, dass niemand vorprescht oder wilde Aktionen startet. Der Antichrist soll nicht ahnen, dass wir kommen, bis wir zahlenmäßig weit überlegen sind.«
    »Amen«, sagten die beiden.
    Eddy lächelte.
Amen.

56

    Um zwei Uhr morgens saß Reverend Don T. Spates am Schreibtisch in seinem Büro hinter der Silver Cathedral. Mehrere Stunden zuvor hatte er Charles und seine Sekretärin zu Hause angerufen und sie gebeten, ins Büro zu kommen, weil er der vielen Anrufe und E-Mails nicht mehr Herr wurde. Vor ihm lag der Stapel E-Mails, die Charles als wichtig ausgewählt hatte, bevor der Mail-Server zusammengebrochen war. Daneben ein Haufen Telefonnotizen. Im Vorzimmer konnte er das Telefon unablässig klingeln hören.
    Spates versuchte, das gewaltige Ereignis zu begreifen, das sich gerade abspielte.
    Ein sachtes Klopfen an der Tür, und seine Sekretärin trat mit frischem Kaffee ein. Sie stellte ihn auf den Tisch, daneben ein Porzellantellerchen mit einem Macadamiakeks.
    »Ich will keinen Keks.«
    »Ja, Reverend.«
    »Und gehen Sie nicht mehr ans Telefon. Stöpseln Sie es einfach aus.«
    »Ja, Reverend.« Teller und Keks verschwanden mit der Sekretärin. Gereizt beobachtete er, wie sie abzog; ihr Haar war nicht so aufgebauscht und glänzend wie sonst, ihr Kleid war zerknittert, und ohne Make-up sah man allzu deutlich, wieunscheinbar sie wirklich war. Sie war wohl schon im Bett gewesen, als er sie angerufen hatte, aber sie hätte sich wirklich mehr Mühe geben sollen.
    Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, fischte er eine Flasche Wodka aus einer stets verschlossenen Schublade und kippte etwas davon in den Kaffee. Dann wandte er sich wieder seinem Computer zu. Seine Website war unter der Last der Zugriffe ebenfalls zusammengebrochen, und nun schien das ganze World Wide Web immer träger zu werden. Mühevoll und quälend langsam klickte er sich durch die vertrauten christ-lichen Websites. Einige der großen, wie raptureready.com, waren ebenfalls zusammengebrochen. Andere bauten sich extrem langsam auf, zäh wie Sirup in Alaska. Der Aufruhr, den Eddys Brief verursacht hatte, war erstaunlich. Die wenigen christli-chen Chatrooms, die noch funktionierten, quollen über vor hysterischen Usern. Viele verabschiedeten sich mit der Erklärung, sie wollten jetzt los und dem Aufruf folgen.
    Spates schwitzte heftig, obwohl es im Büro recht kühl war, und sein Kragen juckte. Eddys Brief, den er inzwischen wohl zwanzig Mal gelesen hatte, ängstigte ihn. Der Brief war ein Aufruf zu einem gewalttätigen Angriff gegen eine Einrichtung der amerikanischen Regierung, und Eddy hatte Spates in seinem Brief namentlich genannt. Selbstverständlich würde man ihm die Schuld dafür geben. Andererseits, redete Spates sich ein, könnte sich diese unglaubliche Zurschaustellung christlicher Macht, christlicher Empörung, letztendlich als gut erweisen. Schon viel zu lange wurden Christen in ihrem eigenen Land diskriminiert, ignoriert, belächelt, verspottet. Ob er sich als richtig erwies oder nicht, dieser Aufruhr würde Amerika wachrütteln. Die Politiker und die Regierung würden endlich die Macht und den Einfluss der christlichen Mehrheit erkennen. Und er, Spates, hatte diese Revolution in Gang gesetzt. Robertson, Falwell, Swaggart – obwohl sie seit vielen Jahrenpredigten, obwohl sie so reich und mächtig waren, hatte keiner von ihnen so etwas zustande gebracht.
    Spates surfte weiter durchs Internet und suchte nach mehr Information, doch er fand nichts als Aufstand, Empörung und Hysterie. Und Tausende Kopien des Briefs.
    Während er zum x-ten Male den Brief überflog, kam ihm ein neuer, verstörender Gedanke.
    Was, wenn Eddy

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