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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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getreten und vor Angst geschrien. Einige hatten sich losgerissen und waren über das Luzernefeld davongerast, während die nachfolgenden Explosionen ihre Verfolger zu Boden gerissen hatten.
    Begay stand auf. Das Tipi war von der Druckwelle niedergerissen worden, die Stangen lagen geborsten am Boden, dieZeltbahnen zu Konfetti zerfetzt. Die Explosion hatte den alten Handelsposten von Nakai Rock von seinen Fundamenten gerissen. Er spähte in die Dunkelheit und fragte sich, wohin sein Pferd Winter gerannt sein mochte.
    »Was zum Teufel war das?«, fragte Becenti.
    Der gigantische Feuerball schien hoch über den Bäumen zu schweben, er stieg noch ein wenig auf, Flammen waberten und rollten, bis die Kugel schließlich zu einer rotbraunen Wolke abflachte.
    Auf der Oberfläche der Mesa, über Isabella, hatte Begay Hunderte, vielleicht Tausende von Leuten gesehen. Was hatte die Explosion bei ihnen angerichtet? Begay erschauerte bei diesem Gedanken. Ein Rumpeln drang aus dem Inneren des Berges, und Begay hörte ferne Schüsse.
    Er blickte sich um und zählte rasch durch. Alle waren da. »Wir müssen die Leute hier wegbringen«, rief er Maria Atcitty zu. »Es ist egal, ob wir zu wenig Pferde haben. Sie sollen zu zweit aufsitzen, wir reiten in Richtung Midnight Trail.«
    Südlich von ihnen, ganz in der Nähe, grollte und bebte der Boden.
    »Was zum Henker …?«, brüllte Becenti.
    Am anderen Ende des Tals bäumte sich das Luzernefeld auf und sackte dann ab, ein Netz breiter Risse zog sich durch die Erde. Staub wurde in die Luft gewirbelt, als sich ein klaffendes Loch auftat – so groß wie ein Fußballfeld. Die Ränder brachen weg, in die Dunkelheit darunter.
    »Die alte Mine stürzt ein«, sagte Willy.
    Der Boden bebte erneut und immer wieder. Staubwolken stiegen auf, überall, nah und fern. Die rötlich braune, noch immer brennende Feuerkugel trieb auseinander, verblasste und löste sich ganz gemächlich auf.
    Begay packte Maria Atcitty an der Schulter. »Du übernimmst die Führung. Schnapp dir so viele Leute und Pferde,wie du finden kannst, und schaff sie über den Midnight Trail hier runter.«
    »Und du?«
    »Ich suche die durchgegangenen Pferde.«
    »Bist du verrückt?«
    Begay schüttelte den Kopf. »Winter ist eines von ihnen. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich ihn hier zurücklasse.«
    Maria Atcitty sah ihn lange an und schüttelte dann den Kopf. Sie drehte sich um und brüllte ihren Leuten zu, alles Gepäck liegenzulassen und jeweils zu zweit aufzusitzen.
    »Das schaffst du nicht allein«, sagte Willy.
    »Geh lieber mit den anderen.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Begay legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Danke.«
    Erneut ließ ein unterirdisches Grollen den Boden beben – diesmal kam es vom südlichen und östlichen Ende der Mesa, aus der Richtung, in die ihre Pferde geflohen waren. Er ließ den Blick über die mondbeschienene Landschaft schweifen und beobachtete ein Dutzend Staubwolken, die himmelwärts schossen.
    Einstürze
. Die alten Minen stürzten tatsächlich in sich zusammen. Drüben, in Richtung Isabella, breitete sich eine Feuersbrunst aus, Rauchwolken brodelten in dichten Schwaden empor, orangerot beleuchtet von den Feuern darunter. Die erste Explosion war nur der Anfang gewesen; nun ging anscheinend die ganze Mesa in Flammen auf. Die alten Tunnel, voll Kohle und Methan, machten ihrem Zorn Luft.
    Maria Atcitty kehrte mit ihrem Pferd zurück. »Sieht aus, als ginge da draußen die Welt unter.«
    Begay schüttelte den Kopf. »Vielleicht tut sie das ja.«
    Er senkte die Stimme und summte die ersten Takte des heiligen Falling-Star-Gesangs:
»Aniné bichaha’oh koshdéé …«

73

    Ford kam im Dunkeln zu sich; die Luft war voller Staub und stank nach frisch entwichenem Grubengas. Er lag auf dem Rücken, bedeckt mit Steinsplittern, und spähte in die Finsternis. In seinen Ohren summte es, und ihm drehte sich der Kopf.
    »Kate!«, rief er.
    Stille.
    »Kate!«
    Panik erfasste ihn. Er stieß Steinbrocken von sich und befreite sich vom losen Schutt. Auf Händen und Knien krabbelte er langsam voran, tastete mit den Händen über das Geröll, sah einen Schimmer und grub seine Taschenlampe aus, die immer noch funktionierte. Er leuchtete damit um sich, und der Strahl enthüllte ihm einen reglosen Körper, der etwa sieben Meter von ihm entfernt lag, teilweise unter Schutt begraben. Er krabbelte hastig hinüber.
    Es war Hazelius. Ein Rinnsal Blut lief aus seiner Nase. Ford tastete nach dem Puls – der

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