Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
seinen Kopf auf die Jacke. Eine Explosion erschütterte die Kammer, und er hörte Schutt überall um sie herum von der Decke prasseln. Der Rauch brannte in seinen Augen. Jeden Moment konnte ihnen das heranrückende Feuer den Sauerstoff rauben – und das wäre das Ende.
    Er packte das Seil. Es löste sich in seinem Griff auf, der untere Teil fiel herab, dröselte sich auf und verschwand in der Tiefe des Schachts. Gleich darauf hörte er etwas in Wasser platschen.
    Er leuchtete mit der Taschenlampe nach oben und sah die glatten Wände so hoch hinaufreichen, wie er mit der Lampe kam. Das Ende des verrotteten Seils baumelte nutzlos hin und her. Von einem Flaschenzug war nichts zu sehen.
    Er kehrte zu Hazelius zurück, der inzwischen wieder zu sich gekommen war und leise lachte. Ford hockte sich neben ihn und dachte scharf nach. Hazelius’ Gemurmel lenkte ihn ab, und dann hörte er einen Namen heraus:
Joe Blitz
.
    Plötzlich war er hellwach. »Haben Sie gerade Joe Blitz gesagt?«
    »Joe Blitz …«, nuschelte Hazelius. »Lieutenant Scott Morgan … Bernard Hubell … Kurt von Rachen … Captain Charles Gordon …«
    »Wer ist Joe Blitz?«
    »Joe Blitz … Captain B. A. Northrup … Rene Lafayette …«
    »Wer sind all diese Leute?«, fragte Ford.
    »Niemand. Sie … existieren nicht …
Noms de plume
…«
    »Was, das sind Pseudonyme von Schriftstellern?« Ford beugte sich über Hazelius. Im schwachen Lichtschein sah er, dessen schweißnasses Gesicht. Seine Augen waren glasig. Dochder Mann besaß immer noch eine seltsame, beinahe übernatürliche Vitalität. »Wessen Pseudonyme?«
    »Wessen schon? Die des großen L. Ron Hubbard … Kluger Mann … Nur haben sie ihn nicht als den Antichrist bezeichnet … Er hatte mehr Glück als ich, der Arsch.«
    Ford war wie vom Donner gerührt. Joe Blitz? Ein Pseudonym von L. Ron Hubbard? Hubbard war ein Science-Fiction-Autor, der seine eigene Religion aufgemacht hatte. Hubbard hatte geglaubt, die größte Leistung, die ein Mensch vollbringen könne, bestehe darin, eine Weltklasse-Religion zu gründen, und das war ihm gelungen. L. Ron Hubbard hatte sich selbst zum Messias der Scientology gemacht.
    War es möglich? War das die Frage, auf die Hazelius anspielte? War das der Grund für dieses handverlesene Team, das aus lauter Menschen mit tragischen Lebensgeschichten bestand? Der Grund für Isabella, das größte wissenschaftliche Experiment in der Geschichte der Menschheit? Für die Isolation? Die Mesa? Die Botschaften? Die Heimlichtuerei?
Die Stimme Gottes?
    Ford holte tief Luft und beugte sich vor. Er flüsterte: »Wolkonski hat eine Nachricht geschrieben, kurz vor … seinem Tod. Ich habe sie gefunden. Darin stand unter anderem:
Ich habe den Wahnsinn durchschaut. Um es zu beweisen, gebe ich dir nur einen Namen: Joe Blitz.
«
    »Ja … Ja …«, entgegnete Hazelius. »Peter war klug … Klüger, als gut für ihn war … Da habe ich einen Fehler gemacht, ich hätte jemand anders aussuchen sollen …« Schweigen, dann ein langgezogenes Seufzen. »Meine Gedanken schweifen ständig ab.« Seine Stimme zitterte am Rand des Wahnsinns. »Wo war ich gleich wieder?«
    Hazelius trieb zurück in Richtung Realität – aber nur ein Stückchen.
    »Joe Blitz war L. Ron Hubbard. Der Mann, der seine eigene Religion erfunden hat. Steckt
das
hinter alledem?«
    »Ich muss wohl irre geredet haben.«
    »Aber das war Ihr Plan«, sagte Ford. »Nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Hazelius’ Stimme klang schärfer.
    »Aber natürlich. Sie haben das alles inszeniert – den Bau von Isabella, die Probleme mit der Maschine, die Stimme Gottes. Das waren Sie, die ganze Zeit.
Sie
sind der Hacker.«
    »Sie reden Unsinn, Wyman.« Nun klang Hazelius, als sei er wieder vollständig in der Wirklichkeit gelandet – und zwar unsanft.
    Ford schüttelte den Kopf. Die Antwort lag seit einer Woche direkt vor seiner Nase – in seinen eigenen Unterlagen.
    »Fast schon Ihr ganzes Leben lang«, sagte Ford, »haben Sie sich mit utopischen politischen Ideen beschäftigt, nicht wahr?«
    »Tun wir das nicht alle gern?«
    »Nicht bis zur Besessenheit. Aber Sie waren davon besessen, und, schlimmer noch, niemand hat Ihnen zugehört – nicht einmal, nachdem Sie den Nobelpreis gewonnen hatten. Das muss Sie schier verrückt gemacht haben: Der klügste Mann der Welt, und niemand hört auf ihn. Dann ist Ihre Frau gestorben, und Sie haben sich völlig zurückgezogen. Zwei Jahre später sind Sie mit der Idee für

Weitere Kostenlose Bücher