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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Dolby, unser Chefingenieur, der Isabella entworfen hat. Eines Tages werden sie ihm im Smithsonian ein Denkmal errichten.«
    Dolby kam herüber – rundlich, groß, freundlich, schwarz, neununddreißig Jahre alt, mit der lockeren Ausstrahlung eines kalifornischen Windsurfers. Ford war er auf der Stelle sympathisch – ein vernünftiger Kerl. Auch er wirkte überanstrengt und hatte rotgeränderte Augen. Er streckte die Hand aus.»Willkommen«, sagte er. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass wir gerade nicht besonders präsentabel aussehen. Einige von uns haben seit sechsunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen.«
    Sie gingen weiter. »Und das ist Alan Edelstein«, fuhr Hazelius fort, »unser Mathematiker.«
    Ein Mann, den Ford kaum bemerkt hatte, weil er abseits von den anderen saß, blickte von dem Buch auf, das er gerade las – Joyce’
Finnegans Wake
. Er hob nur den Zeigefinger zur Begrüßung und sah Ford mit durchdringendem Blick an. Der schelmische Ausdruck in seinen Augen verriet eine Art hochmütiger Belustigung über die Welt im Allgemeinen.
    »Und, wie ist das Buch?«, fragte Ford.
    »Fesselnd.«
    »Alan macht nicht viele Worte«, sagte Hazelius. »Aber in der Sprache der Mathematik ist er sehr beredt. Ganz zu schweigen von seinen Fähigkeiten als Schlangenbeschwörer.«
    Edelstein nahm das Kompliment mit einer leichten Neigung seines Kopfes zur Kenntnis.
    »Schlangenbeschwörer?«
    »Alan hat ein nicht unumstrittenes Hobby.«
    »Er hält Schlangen als Haustiere«, erklärte Innes. »Offenbar hat er ein Händchen für sie.« Das sollte scherzhaft klingen, doch Ford meinte, einen schärferen Unterton herauszuhören.
    Ohne erneut von seinem Buch aufzublicken, sagte Edelstein: »Schlangen sind interessant und nützlich. Sie fressen Ratten. Von denen wir hier ziemlich viele haben.« Er warf Innes einen vielsagenden Blick zu.
    »Alan tut uns damit einen Gefallen«, sagte Hazelius. »Diese Lebendfallen, die Sie im Bunker und auch sonst überall auf dem Gelände sehen werden, halten uns die Nager – und damit auch das Hanta-Virus – vom Hals. Er verfüttert sie an seine Schlangen.«
    »Wie fängt man eine Klapperschlange?«, fragte Ford.
    »Sehr vorsichtig«, antwortete Innes an Edelsteins Stelle, wobei er mit angespanntem Lachen seine Brille auf der Nase hochschob.
    Edelsteins dunkle Augen begegneten Fords Blick. »Wenn Sie eine sehen, sagen Sie mir Bescheid, dann zeige ich es Ihnen.«
    »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Sehr schön«, sagte Hazelius hastig. »Jetzt möchte ich Ihnen Rae Chen vorstellen, unsere Computertechnikerin.«
    Eine Frau asiatischer Abstammung, die so jung aussah, dass sie in Bars wohl öfter ihren Ausweis vorzeigen musste, sprang von ihrem Stuhl, streckte die Hand aus und kam auf ihn zu, wobei ihr hüftlanges schwarzes Haar hinter ihr herschwang. Sie war gekleidet wie eine typische Berkeley-Studentin, schmuddeliges T-Shirt mit Peace-Zeichen vorne drauf und Jeans mit Flicken, die von einer britischen Flagge stammten.
    »Hi, freut mich, Sie kennenzulernen, Wyman.« Hinter ihren schwarzen Augen funkelte eine ungewöhnliche Intelligenz, und noch etwas, das Ford wie Argwohn vorkam. Aber vielleicht lag das nur daran, dass sie, wie die anderen, völlig erschöpft aussah.
    »Ganz meinerseits.«
    »Also dann, muss wieder an die Arbeit«, sagte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit und wies mit einem Nicken auf ihren Computer.
    »Das war’s eigentlich schon«, sagte Hazelius. »Aber wo ist Kate? Ich dachte, sie wollte noch diese Berechnungen zur Hawking-Strahlung anstellen.«
    »Sie hat früher Schluss gemacht«, sagte Innes. »Meinte, sie wollte schon mal mit dem Abendessen anfangen.«
    Hazelius kehrte zurück in die Mitte des Raums und versetzte seinem zentralen Drehstuhl einen zärtlichen Klaps. »WennIsabella erst richtig läuft, werden wir uns den Augenblick der Schöpfung mit eigenen Augen ansehen können.« Er lachte leise. »Ich finde es so aufregend, in meinem Captain-Kirk-Sessel zu sitzen und zuzuschauen, wie wir in Gebiete vordringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.«
    Ford beobachtete, wie er sich in seinen Sessel setzte und lächelnd die Füße in die Luft schwang, und er dachte: Er ist der Einzige in diesem Raum, der nicht so aussieht, als wäre er krank vor Sorge.

6

    Am Sonntagabend quetschte Reverend Don T. Spates seinen massigen Leib vorsichtig in den Make-up-Stuhl, um seine Hose und das von Hand genähte italienische Baumwollhemd ja nicht zu zerknittern. Sobald er

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