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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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saß, rutschte er seinen Hintern zurecht und schob ihn hin und her, dass der Ledersitz quietschte und knarrte. Behutsam lehnte er den Kopf zurück. Wanda stand neben seinem Stuhl und hielt den Friseur umhang bereit.
    »Lassen Sie mich gut aussehen, Wanda«, sagte er und schloss die Augen. »Heute ist ein großer Sonntag. Ein
richtig
großer Sonntag.«
    »Sie werden phantastisch aussehen, Reverend«, versprach Wanda, ließ den Umhang über ihn gleiten und befestigte ihn um seinen Hals. Dann machte sie sich an die Arbeit, begleitet vom beruhigenden Klappern ihrer Fläschchen, Kämme und Pinselchen; ihre besondere Aufmerksamkeit galt den Leberflecken des Reverend und den spinnenartigen Rötungen der Couperose auf den Wangen und der Nase. Sie war sehr gut in ihrem Beruf, und das wusste sie auch. Ganz gleich, was die anderen sagen mochten, sie fand den Reverend wunderbar und gutaussehend.
    Ihre schlanken, weißen Hände gingen mit geübter Effizienz zu Werke, flott und präzise, doch die Ohren des Reverendwaren immer eine besondere Herausforderung. Sie standen ein Stück zu weit vom Kopf ab und waren heller und stärker gerötet als die Haut drum herum. Manchmal, wenn er auf der Bühne hin und her ging, fingen die Scheinwerfer von hinten seine Ohren ein und ließen sie knallrosa leuchten. Um ihnen den richtigen Hautton zu verleihen, bedeckte sie sie mit einer schweren Grundierung, drei Schattierungen dunkler als sein Gesicht, und legte zuletzt Puder auf, der sie praktisch lichtundurchlässig machte.
    Während sie auftrug, einmassierte, pinselte und tupfte, überprüfte sie ihre Arbeit immer wieder auf einem speziell kalibrierten Monitor, der das Bild einer Kamera wiedergab, die auf den Reverend gerichtet war. Es war ungeheuer wichtig, dass sie ihr Werk so sah, wie es auf dem Fernsehbildschirm wirken würde – etwas, das mit bloßem Auge perfekt erschien, konnte auf dem Bildschirm scheußlich fleckig aussehen. So bearbeitete sie den Reverend zweimal die Woche: für seine Fernsehpredigt am Sonntag und seine Talkshow im christlichen Kabelfernsehen am Freitag.
    Ja, der Reverend war ein wunderbarer Mann.

    Reverend Don T. Spates fand Wandas professionelles Herumgepussel beruhigend und angenehm. Er hatte ein übles Jahr hinter sich. Seine Feinde hatten ihm zugesetzt, ihm jedes Wort im Munde herumgedreht und ihn erbarmungslos attackiert. Jede Predigt regte die atheistische Linke zu neuen Verunglimpfungen an. Das waren traurige Zeiten, wenn sogar ein Mann Gottes dafür angegriffen wurde, dass er die schlichte Wahrheit aussprach. Ja, da war dieser unselige Zwischenfall mit den beiden Prostituierten im Motel gewesen. Die gottlosen Lügner hatten sich das Maul darüber zerrissen. Aber das Fleisch ist schwach – wie die Bibel doch mehrmals bestätigte. In Christus’ Augen sind wir alle hoffnungslose Sünder, stets inGefahr, vom Glauben abzufallen. Spates hatte um göttliche Vergebung gebeten und sie auch erhalten. Doch die scheinheilige, böse Welt vergab nur langsam, wenn überhaupt.
    »Jetzt kommen die Zähne, Reverend.«
    Spates öffnete den Mund und spürte, wie Wanda geschickt das elfenbeinweiße Fluid auftrug. Im grellen Scheinwerferlicht würden seine Zähne auf dem Fernsehbildschirm so weiß blitzen wie die Himmelspforte selbst.
    Danach nahm sie sich sein Haar vor, kämmte und zupfte das drahtige, leicht orangerote Haar zur Helmfrisur, bis sie perfekt saß. Sie sprühte einen Hauch Haarspray darüber und trug dann noch feinsten Puder auf, um die Farbe zu einem respektableren, nur leicht rötlichen Braun zu dämpfen.
    »Ihre Hände, bitte, Reverend.«
    Spates streckte die sommersprossigen, altersfleckigen Hände unter dem Umhang hervor und legte sie auf ein Maniküretischchen. Sie beugte sich darüber und trug zunächst eine Grundierung auf, die Falten verminderte und Flecken verblassen ließ. Seine Hände mussten zu seinem Gesicht passen. Spates legte sogar besonderen Wert darauf, dass seine Hände perfekt aussahen. Sie waren eine Erweiterung seiner Stimme. Ein versautes Hand-Make-up konnte die Wirkung seiner Botschaft ruinieren, denn Nahaufnahmen beim Handauflegen enthüllten Makel, die man mit bloßem Auge kaum gesehen hätte.
    Für die Hände brauchte sie fünfzehn Minuten. Sie kratzte die Fingernägel sauber, trug farblosen Unterlack auf, reparierte kleine Scharten, feilte die Nägel und schnitt überschüssige Hautstückchen ab. Schließlich bedeckte sie die Hände mit einem Make-up in der genau passenden Farbe.
    Ein

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