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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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die Filets mignons. Spates hatte seines gut durch bestellt, und das feine Neununddreißig-Dollar-Fleischstück ähnelte nun in Größe, Form und Farbe einem Hockey-Puck. Spates faltete die Hände und neigte den Kopf über den Teller. Crawley brauchte einen Moment, bis er begriff, dass der Mann seine Mahlzeit segnete und nicht daran schnupperte.
    »Kann ich den Herren sonst noch etwas bringen?«, fragte der Kellner.
    Der Reverend hob den Kopf und hielt ihm das Glas hin. »Noch einen.« Mit schmalen Augen schaute er dem Kellner nach. »Ich glaube fast, dieser Mann ist homosexuell.«
    Crawley atmete tief durch. »Was für eine Beziehung schlagen Sie also vor, Reverend?«
    »Quid pro quo. Sie tun mir einen Gefallen, und ich Ihnen.«
    Crawley wartete ab.
    »Sagen wir fünftausend die Woche, und ich garantiere Ihnen, dass ich das Isabella-Projekt in jeder Predigt erwähnen und in mindestens einer Talkshow ansprechen werde.«
    So dachte er sich das also. »Zehntausend pro
Monat
«, erwiderte Crawley kühl, »und Sie garantieren mir, dass das Thema in jeder Predigt mindestens zehn Minuten lang behandelt wird. Was die Talkshows angeht, so erwarte ich, dass die erste Sendung komplett Isabella gewidmet ist und das Thema in dennachfolgenden Sendungen weiter angeheizt wird. Meine Spende wird jeweils am Monats
ende
eintreffen,
nach
der Ausstrah-lung der Talkshow. Jede einzelne Zahlung wird korrekt als Spende für wohltätige Zwecke verbucht, was ich schriftlich bestätigt haben möchte. Das ist mein erstes, letztes und endgültiges Angebot.«
    Reverend Don T. Spates betrachtete Crawley nachdenklich. Dann breitete sich ein gewaltiges Lächeln über sein Gesicht, er streckte die fleckige Hand über den Tisch und entblößte einmal mehr die orangefarbenen Härchen.
    »Der Herr wird Ihnen Ihre Spende reichlich vergelten, mein Freund.«

13

    Am Dienstagmorgen, noch vor dem Frühstück, saß Ford am Küchentisch in seinem Häuschen und starrte auf den Stapel Dossiers. Natürlich schützte ein hoher IQ per se nicht vor den Wechselfällen des Lebens, aber diese Gruppe von Menschen schien überdurchschnittlich stark mit Problemen belastet zu sein: schwierige Kindheiten, kaputte Elternhäuser, Probleme mit der sexuellen Orientierung, persönliche Krisen, sogar ein paar Fälle von totalem Bankrott. Thibodeaux war seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr in psychologischer Behandlung, die Diagnose lautete Borderline-Persönlichkeitsstörung. Cecchini war als Teenager in die Fänge einer obskuren Sekte geraten. Edelstein litt unter immer wiederkehrenden Depressionen. St. Vincent war früher Alkoholiker. Wardlaw hatte an einer post-traumatischen Belastungsstörung gelitten, nachdem er mit angesehen hatte, wie dem Anführer seiner Einheit in einer der Tora-Bora-Höhlen in den Bergen Afghanistans der Kopf von den Schultern gesprengt wurde. Corcoran war erst vierunddreißig, aber bereits geschieden – zweimal. Innes war offiziell abgemahnt worden, weil er mit Patientinnen geschlafen hatte.
    Nur Rae Chens persönliche Geschichte wirkte ganz gewöhnlich – eine von vielen chinesischen Familien der ersten Generation in Amerika, die ein Restaurant betrieb. Auch Dolbys Persönlichkeit schien recht normal, außer dass er in einemder übelsten Stadtviertel von Los Angeles aufgewachsen war; sein Bruder saß im Rollstuhl, seit er bei einer Bandenschießerei von einer verirrten Kugel getroffen worden war.
    Kates Dossier war das spannendste von allen. Er las es mit einer Art krankhafter, schuldbewusster Faszination. Ihr Vater hatte Selbstmord begangen, kurz nachdem Ford sich von ihr getrennt hatte – er hatte sich erschossen, als sein Geschäft pleitegegangen war. Der Zustand ihrer Mutter hatte sich danach ständig verschlechtert, bis sie mit siebzig in einem Pflegeheim landete und ihre eigene Tochter nicht mehr erkannte. Nach dem Tod ihrer Mutter klaffte in dem Bericht eine Lücke von zwei Jahren. Kate hatte die Miete für ihre Wohnung in Texas für vierundzwanzig Monate im Voraus bezahlt, war verschwunden und erst nach diesen zwei Jahren wieder aufgetaucht. Ford war sehr beeindruckt davon, dass weder das FBI noch die CIA herausfinden konnten, wo sie gewesen war und was sie getan hatte. Sie weigerte sich, ihre Fragen zu beantworten – auch auf die Gefahr hin, bei dem Sicherheitscheck durchzufallen und nicht stellvertretende Leiterin des Isabella-Projekts werden zu können. Doch Hazelius hatte sich für sie eingesetzt, und der Grund dafür war nicht schwer zu

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