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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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hatten beide auf tragische Weise ihre Ehefrau verloren. Als Fords Frau gestorben war, war die Welt, wie er sie kannte, mit ihr in die Luft geflogen, und er war ziellos durch die Ruinen geirrt. Doch Hazelius hatte genau gegensätzlich reagiert: Der Tod seiner Frau hatte ihm anscheinend einen neuen Fokus gebracht. Für Ford hatte das Leben seinen Sinn verloren; für Hazelius hatte es einen neuen Sinn bekommen.
    Er fragte sich, was wohl in seinem eigenen Dossier stehen mochte. Zweifellos existierte es irgendwo – und Lockwood hatte es gelesen, genau wie er jetzt die Dossiers der anderen las. Wie würde seines aussehen?
Privilegierte Herkunft, Privatschule, Harvard, MIT, CIA, Heirat
. Und dann:
Bombe
.
    Nach
Bombe,
was stand da?
Kloster
. Und schließlich:
Advanced Security and Intelligence, Inc.,
der Name seiner neuen Detektei. Der erschien ihm auf einmal lächerlich, anmaßend. Wem wollte er etwas vormachen? Er hatte die Firma vor vier Monaten gegründet und bisher genau einen Auftrag bekommen. Zugegeben, der war phantastisch, aber man hatte ihn jaauch aus ganz speziellen Gründen dafür ausgewählt. An seinem großartigen Lebenslauf lag es jedenfalls nicht.
    Er warf einen Blick auf die Uhr: Er würde zu spät zum Frühstück kommen, und hier saß er und verschwendete seine Zeit mit Grübelei und Selbstmitleid.
    Er schob das Dossier zu den anderen in den Aktenkoffer, schloss ihn ab und machte sich auf den Weg zum Speisesaal. Die Sonne war gerade über dem Felsenkamm aufgegangen, ihre Strahlen schossen durch die Blätter der Pappeln und ließen sie leuchten, als bestünden sie aus grünem und gelbem Glas.
    Im Speisesaal duftete es nach Zimtbrötchen und Speck. Hazelius saß an seinem angestammten Platz am Kopf der langen Tafel, in ein Gespräch mit Innes vertieft. Kate saß am anderen Ende, bei Wardlaw, und schenkte sich gerade Kaffee ein.
    Bei ihrem Anblick spürte Ford ein Ziehen in der Magengegend.
    Er ließ sich auf dem letzten freien Platz neben Hazelius nieder und nahm sich Rührei und Speck von einer großen Platte.
    »Morgen«, sagte Hazelius. »Gut geschlafen?«
    »Großartig.«
    Alle waren da, bis auf Wolkonski.
    »Sagt mal, hat jemand Peter gesehen?«, fragte Ford. »Sein Auto steht nicht in der Einfahrt.«
    Die Unterhaltungen am Tisch erstarben.
    »Dr. Wolkonski scheint uns verlassen zu haben«, sagte Wardlaw.
    »Verlassen? Warum?«
    Zunächst sprach niemand. Dann sagte Innes mit unnatürlich lauter Stimme: »Als Teampsychologe kann ich vielleicht ein wenig Licht in diese Sache bringen. Ohne meine berufliche Schweigepflicht zu verletzen, kann ich wohl behaupten, und ihr werdet mir sicher beipflichten, dass Peter hier nie glücklich war. Er hatte Schwierigkeiten damit, sich an die Isolation undden Arbeitsdruck hier oben anzupassen. Er hat seine Frau und sein Kind in Brookhaven sehr vermisst. Es überrascht mich nicht, dass er beschlossen hat, zu gehen.«
    »Mr. Wardlaw, Sie sagten, er
scheint
uns verlassen zu haben?«
    Hazelius sprang geschickt ein: »Sein Wagen ist weg, sein Koffer und ein Großteil seiner Kleidung ebenfalls – daher unsere Annahme.«
    »Er hat niemandem etwas davon gesagt?«
    »Das scheint Sie zu beunruhigen, Wyman«, bemerkte Hazelius und warf ihm einen recht eindringlichen Blick zu.
    Ford bremste sich. Er war zu schnell vorangeprescht, und einem so scharfsinnigen Mann wie Hazelius musste das auf-fallen.
    »Nicht beunruhigt«, sagte Ford. »Nur überrascht.«
    »Ich fürchte, ich habe so etwas kommen sehen«, sagte Hazelius. »Peter war nicht für dieses Leben geschaffen. Wir werden sicher von ihm hören, sobald er zu Hause angekommen ist. Also, Wyman, erzählen Sie uns von Ihrem gestrigen Be-such bei Begay.«
    Alle wandten sich ihm zu.
    »Begay ist wütend. Er hat eine ganz Liste von Beschwerden über das Isabella-Projekt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sagen wir nur, es wurden eine Menge Versprechungen gemacht, aber nicht eingehalten.«
    »Wir haben niemandem irgendetwas versprochen«, erwiderte Hazelius.
    »Anscheinend hat das Energieministerium alles Mögliche versprochen, Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile.«
    Hazelius schüttelte angewidert den Kopf. »Ich habe keine Kontrolle über das Energieministerium. Haben Sie es wenigstens geschafft, ihm diesen Protestritt auszureden?«
    »Nein.«
    Hazelius runzelte die Stirn. »Ich hoffe doch, Ihnen fällt etwas ein, wie Sie das verhindern können.«
    »Es wäre vielleicht besser, es einfach geschehen zu lassen.«
    »Wyman, das kleinste

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