Credo - Das letzte Geheimnis
Schulden in Höhe von ein paar hundert Dollar bei der Tankstelle in Blue Gap und beinahe ebenso viel in Rough Rock. Er musste eben beten, dass er es bis Piñon schaffen würde, wo er hoffentlich noch anschreiben lassen konnte. Er war ziemlich sicher, dass sie ihm Kredit einräumen würden – bei Navajos konnte man immer borgen.
Es hatte keinen Zweck, tagsüber näher an Isabella heranzufahren, wenn sie ihn sehen konnten. Er würde erst nach Sonnenuntergang hochfahren, seinen Pick-up hinter dem Nakai Rock verstecken und dann im Dunkeln herumschnüffeln. Bis dahin würde es ihm vielleicht gelingen, in Piñon etwas mehr über den Selbstmord auf der Mesa zu erfahren.
Er atmete tief und befriedigt durch. Gott hatte ihm endlich eine große Aufgabe anvertraut. Gregory North Hazelius, diese antichristliche Dreckschleuder, musste aufgehalten werden.
28
Ford saß in einem alten, ledernen Sessel in einer Ecke des Aufenthaltsraums und beobachtete, wie der Rest des Teams aus dem Bunker zurückkehrte, erschöpft und demoralisiert. Die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich über den Horizont, fielen grell durch die östlich gelegenen Fenster herein und erfüllten den Raum mit goldenem Licht. Stumm ließen sich die Leute auf die Stühle sinken, alle Blicke wirkten leer. Hazelius kam als Letzter. Er ging zum Kamin und entzündete das Papier unter dem bereits fertig aufgeschichteten Holz. Dann sank auch er auf einen Stuhl am Tisch.
Eine Weile saßen sie schweigend herum, nur das Knacken des Feuers war zu hören. Schließlich stand Hazelius langsam auf. Alle Blicke wandten sich ihm zu. Er schaute von einem zum anderen, die blauen Augen vor Erschöpfung dunkelrosa umrandet, die Lippen weiß vor Anspannung.»Ich habe einen Plan.«
Diese Ankündigung wurde schweigend aufgenommen. Ein feuchtes Holzscheit im Kamin knallte so laut, dass alle zusammenzuckten.
»Morgen Mittag bereiten wir alles für einen weiteren Durchlauf vor«, erklärte Hazelius,»bei hundert Prozent, wohlgemerkt. Und jetzt kommt das Wichtigste:
Wir lassen Isabella laufen, bis wir die Logikbombe zu ihrer Quelle zurückverfolgt haben.
«
Ken Dolby holte ein Taschentuch hervor und wischte sich über das feuchte Gesicht.»Hören Sie, Gregory, Sie haben meine Maschine schon beinahe ruiniert. Ich kann nicht zulassen, dass das noch einmal passiert.«
Hazelius neigte den Kopf.»Ken, Sie haben recht. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich weiß, dass ich manchmal zu energisch vorgehe. Ich war wütend und frustriert und habe mich aufgeführt wie ein Irrer. Bitte verzeihen Sie mir.« Er streckte Dolby die Hand hin.
Nach kurzem Zögern schlug Dolby ein.
»Sind wir wieder Freunde?«
»Ja, klar«, sagte Dolby.»Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich keinen Betrieb bei hundertprozentiger Leistung mehr zulassen werde, bis wir dieses Hackerproblem gelöst haben.«
»Und wie sollen wir Ihrer Meinung nach dieses Problem lösen, ohne hundertprozentige Leistung zu fahren?«
»Vielleicht ist es an der Zeit, das Versagen unseres Projekts einzugestehen und Washington darüber zu informieren. Sollen die sich was einfallen lassen.«
Danach herrschte lange Schweigen, bis Hazelius fragte:»Hat noch jemand einen Vorschlag?«
Melissa Corcoran wandte sich Dolby zu.»Ken, wenn wir jetzt zugeben, dass wir versagt haben, können wir unsere Karriere gleich im Klo runterspülen. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber für mich war das eine einmalige Chance. Und die will ich auf keinen Fall hinschmeißen.«
»Wer hat noch eine Meinung dazu?«, fragte Hazelius.
Rae Chen stand auf, doch weil sie so zierlich und klein war, hob sie sich kaum von den anderen ab, die noch saßen. Aber die förmliche Geste des Aufstehens verlieh ihren Worten mehr Gewicht.»Ich möchte etwas dazu sagen.« Der Blick ihrer schwarzen Augen wanderte einmal um den Tisch herum.
»Ich bin im Hinterzimmer eines China-Restaurants in Culver City, Kalifornien, aufgewachsen. Meine Mutter hat sich halb zu Tode geschuftet, um mir das Studium zu ermöglichen. Sie ist stolz auf mich, weil ich es in diesem Land zu etwas gebracht habe. Und hier bin ich nun. Die Augen der gesamten Welt sind auf uns gerichtet.« Ihre Stimme brach.»Ich würde lieber sterben, als aufzugeben. Das ist alles, was ich zu sagen habe.
Ich würde eher sterben.
«
Sie setzte sich abrupt wieder hin.
Wardlaw brach das unbehagliche Schweigen.»Ich weiß, wie so etwas im Energieministerium läuft. Wenn wir das jetzt erst melden, wird man uns
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