Creepers - Der Fluch der Hexe
Geistern und Efeu lustig machte.
Selbst als ich schließlich im Bett lag und dem Deckenventilator zusah, wie er hypnotisch wackelnd vor sich hin sirrte und surrte, konnte ich mich nicht entspannen. In der Dunkelheit meines Zimmers zogen die Ereignisse des Tages erneut vor meinen Augen vorbei und ersparten mir die Mühe, träumen zu müssen. Obwohl ich die Szene im Keller nicht noch einmal durchleben wollte, sah ich im Geiste immer wieder, wie sich frisch sprießender Efeu über die Kellerdecke und über den Fußboden rankte.
Aber ich muss wohl doch eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, hörte ich, wie die Uhr im Flur eins schlug. Und dann hörte ich jenseits meines Schlafzimmerfensters ein Summen. Eine Mädchenstimme, die dem sanften Auf und Ab einer Melodie folgte, die ich nicht kannte.
Ich zog an meinem Laken und drehte mich auf die Seite, um mich dem Fenster zuzuwenden. Ich lauschte angestrengt, doch alles, was ich vernahm, war das Zirpen der Grillen – ein Geräusch, das ich nachts schon immer als beruhigend empfunden hatte. Dann hörte ich es erneut, wie es sich mit dem rhythmischen Atmen der Grillen verwob. Immer noch schläfrig, richtete ich mich auf. Das Summen wurde lauter.
Mein Herz schlug schneller. Ich stand auf, ging die paar Schritte bis zu meinem Fenster und setzte mich auf die Fensterbank. Ich sah hinunter in den Garten, wo der Rasen im Mondschein sanft leuchtete. Dahinter erstreckte sich der Friedhof scheinbar unendlich, als hätte er alle Häuser, Straßen und Felder verdrängt. Die Grabsteine strahlten wie makabere Nachtlichter, die jeden, der es wagen mochte, gleichermaßen einluden wie warnten, einzutreten oder fortzubleiben. Das Summen wurde wieder leiser, doch ich konnte es immer noch hören. Woher kam dieses Geräusch? Kam es aus dem Wald?
Mir wurde bewusst, dass ich zitterte, und ich fühlte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Eine zierliche Gestalt, gehüllt in ein weißes Gewand mit langen Ärmeln und einen langen, bauschigen Rock, hüpfte über die Friedhofsmauer in unseren Garten. Ohne sich noch einmal umzusehen, rannte sie zum Schuppen und blieb stehen.
Mein Mund bewegte sich, aber kein Laut kam heraus. Ich wollte vom Fenster zurücktreten, aber stattdessen spürte ich,wie sich meine Nase gegen die Scheibe drückte. Ich sah zu, wie sie zum Waldrand sprintete und sich auf Zehenspitzen stellte, so als könne sie in die Dunkelheit spähen. Sie sah aus, als würde sie mit sich selbst Verstecken spielen, und das in einem fieberhaften Tempo. Die Melodie, die sie summte, wurde schneller, wenn sie schneller wurde, und langsamer, wenn sie stehen blieb, um sich umzusehen. Dann schoss sie quer über den Hof zu unserem Kellerfenster und spähte auf Händen und Knien hinein.
Und dann sah sie nach oben, so als könne sie spüren, dass meine Augen jeder ihrer Bewegungen folgten.
Diesmal schrie ich wirklich, als ich in das Gesicht sah, das da zu mir aufblickte. Es war ein Mädchen, in meinem Alter, mit schwarzem Haar, das es zu einem Knoten hochgesteckt hatte, und leuchtend grünen Augen. Sie sah aus wie Margaret, besser gesagt wie Margaret aussähe, wenn sie puritanische Kleidung tragen würde. Ihr Gesicht war schmaler, blasser und kantiger als Margarets.
»Prudence?«, rief ich. Mein Herz schlug so heftig, dass ich mich an der Fensterbank festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Sie legte den Kopf schräg und starrte mich an, zuerst mit zusammengekniffenen Augen, doch dann breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie streckte mir die Arme entgegen, wie ein kleines Kind, das nicht mehr laufen will.
Während Prudence unter mir im Garten stand, glaubte ich, hinter dem Schuppen eine weitere Bewegung zu bemerken, aber ich war mir nicht sicher. Es war zu dunkel, und der Schuppen war durch die Bäume vom Mondlicht abgeschirmt. Es war, als bewegte sich an den Rändern unseres Gartens ein Schatten, der sich an das schützende Dunkel der Bäume hielt. Dann trat die Hexe ins Mondlicht.
Sie ging langsam auf Prudence zu. Ich beobachtete fasziniert, wie der leichte Sommerwind mit den langen Strähnen ihres offenen Haars spielte. Sie hielt die Enden ihres Umhangs mit beiden Händen gepackt. Ich hatte Angst, dass sie zu mir aufblicken würde, aber sie hatte nur Augen für Prudence.
Prudence stand direkt unter meinem Fenster, als würde sie von mir erwarten, dass ich ihr ein Laken zuwerfen und sie zu mir hochziehen würde. Die Hexe ging nun schneller. Im Mondlicht
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