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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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leuchteten ihre Augen wie die einer Katze.
    »Prudence!«, schrie ich, als die Hexe plötzlich die Arme nach ihr ausstreckte, um sie zu packen. In diesem Moment verschwand Prudence. Ihr Körper wurde zu waberndem Staub, der im Mondschein schimmerte. Dann blickte die Hexe zu mir auf und ließ ihren Umhang los, der sich wie Krähenschwingen hinter ihr ausbreitete. Ich stieß mich von der Fensterbank weg und stolperte fast gegen meine Zimmertür. Ich musste Mom und Dad davon erzählen.
    Die Dunkelheit des Flurs wurde nur von dem schwachen Lichtschein einer Lampe erhellt, die auf einem Tisch am unteren Ende der Treppe stand. Ich packte den oberen Treppenpfosten, um mich daran abzustützen, während ich versuchte, wieder ruhig zu atmen. Ich lauschte. Das Summen konnte ich nun nicht mehr hören, aber stattdessen vernahm ich ein leises Klopfen, das von unten heraufdrang – ein scharfes, stetiges, gleichmäßiges Klopfen, wie von einem Hammer, der auf Beton schlägt. Ich kannte dieses Geräusch. Mir war, als würde jemand mein Herz wie ein Vogelei zerdrücken. Es war das Geräusch des Meißelns.
    Ich weiß nicht, warum ich die Treppe hinunterging, anstatt ins Schlafzimmer meiner Eltern zu stürmen. Ein Teil von mir schrie, ich solle nicht da runtergehen, aber ein anderer Teil fühlte sich magisch von irgendetwas angezogen. Dieses etwas, das mich die Treppe hinunterführte, war nicht Angst einflößend, sondern freundlich und hilfsbedürftig. Das Meißeln klang nun lauter und fieberhafter. Ich wandte mich um und sah zur Kellertür, dem hellsten Ort im ganzen Haus, dank der Tischlampe, die in der schmalen Lücke zwischen Tür und Treppenaufgang stand. Ich schob den Riegel beiseite und öffnete die Tür. Ich stolperte fast zurück vor der Wucht, mit der mich das scheppernde, metallische Geräusch traf, das nach Hunderten von Hämmern und Meißeln klang und mein Trommelfell erschütterte.
    »Prudence?«, flüsterte ich. Doch was auch immer mich hierher führte, verriet mir, dass es nicht Prudence war. Ich schaltete das Kellerlicht ein, aber das Meißeln hörte nicht auf. Ich nahm an, da ich es beim ersten Mal nicht erschreckt hatte, fürchtete es sich auch jetzt nicht vor mir. Ich ging einige Stufen nach unten und beugte mich über das Geländer, um ins Innere des Kellers zu spähen. Das ohrenbetäubende Getöse wurde von den Wänden zurückgeworfen und schlug mir in fieberhaften Wellen entgegen. Die Kellertür fiel hinter mir zu.
    Ich stand auf der Treppe, die Muskeln wie erstarrt, und spürte, wie sich Angst in meinem Magen ausbreitete. Mehr als irgendjemanden sonst wünschte ich mir Margaret an meiner Seite. Die Hexe wird uns nichts tun. Sie will uns nur etwas mitteilen. Ich wiederholte innerlich Margarets Worte. Was würde Margaret tun, wenn sie hier bei mir wäre? Ich wusste, sie würde in die Mitte des Kellers gehen und dem Efeu – ob echt oder gemeißelt – geradewegs entgegenblicken.
    Die verputzten Wände und der Schieferboden dröhnten, während ich mich langsam der Mitte des Raums näherte. Diesmal war jede Fläche, auf die mein Blick fiel, – Wände, Decke, Fußboden – mit komplizierten und verwirrenden Mustern aus Efeuranken bedeckt.
    Während ich mir die Hände auf die Ohren presste, sah ich mich im Raum um und entdeckte hier und da kleine Staubwölkchen von Putz, wo gerade ein neues Efeublatt entstand. Und trotzdem hatte ich keine Angst. Die Anwesenheit, die ich hier unten spürte, schien freundlich, so als wollte sie mir ein Geheimnis anvertrauen. Ich dachte daran, dass der Efeu Prudence und Christian miteinander verband. Das hatte die Hexe zumindest laut Christians Tagebuch ihm gegenüber behauptet.
    »Was?«, flüsterte ich. Ich wollte es gern verstehen. »Was willst du mir sagen?« Meine Zähne klapperten, als ich die Frage aussprach. Ich traute mich nicht zu schreien, um das Dröhnen der unsichtbaren Meißel zu übertönen, die unablässig gegen den Stein donnerten und deren Echo gegeneinanderprallte.
    Das Meißeln hörte abrupt auf. Meine Ohren schmerzten ein wenig von dem Lärm.
    Plötzlich hörte ich über mir Schritte, und jemand rüttelte am Türknauf. Dann wurde meine Aufmerksamkeit erneut auf die Mitte des Fußbodens gelenkt, wo ein winziges Meißeln eine neue Form in den bereits über und über mit Efeu bedeckten Schieferboden gravierte. Das Hämmern war diesmal langsamer, und die Schläge gruben tiefere Spuren in den Schiefer. Ich bekam plötzlich eine Gänsehaut und schlang mir die Arme um den

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