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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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aber sie klang eher nervös. Dad schien sie nicht mal zu hören.
    »Du hast also gesehen, wie sich der Efeu vor deinen Füßen in den Boden gemeißelt hat?«, fragte Dad sanft.
    Ich nickte. »Margaret hat gesagt, das sei ein Zeichen, genau wie Mr. Geyer vorhin meinte«, erwiderte ich, als wäre damit alles geklärt.
    »Ich weiß nicht, was ich von Christians Geschichte halten soll, Jen«, sagte er zu meiner Mutter, obwohl er mich dabei ansah. »Ich meine, das sind nette Leute, und sie setzen sich für eine gute Sache ein, aber klingt das nicht alles ein bisschen nach Geschichten aus der Unterwelt oder so was?« Er seufzte tief und fuhr sich mit den Fingern durch sein rotes Haar. Offensichtlich hatte er sich nicht die Mühe gemacht, es zu kämmen, als er oben war.
    Mom schwieg nachdenklich. Sie trug ihren bequemen rosafarbenen Bademantel. »Ich weiß nicht, Tom«, sagte sie zögerlich, während sie mit dem Finger einen ihrer Marshmallows untertauchte. »Manchmal packt mich in diesem Haus so ein seltsames Gefühl. Ich bin gerade beim Spülen und habe plötzlich den Eindruck, beobachtet zu werden. Dann drehe ich mich um und sehe nichts anderes als diesen ganzen Efeu.« Sie schwieg, um den Efeu anzustarren, der platt an der Fensterscheibe klebte. »Natürlich klingt es verrückt, aber wie sollen wir sonst erklären, dass da plötzlich frisch gemeißelter Efeu in unserem Keller gewachsen ist? Gestern Morgen war er noch nicht da.«
    Meine Augen wanderten zwischen Moms und Dads Gesicht hin und her, als würde ich mir ein Tennismatch ansehen. Dad war dran und runzelte die Stirn.
    »Ich habe keine Erklärung, aber es wird doch wohl sicherlich eine geben. Vielleicht ist es so eine Art Schimmel«, ergänzte er lahm.
    »Der sich in die Wände und in den Boden meißelt?« Ich konnte mir den ironischen Kommentar nicht verkneifen.
    Dad sah mich finster an. »Ich weiß, es klingt weit hergeholt, Courtney, aber so lange wir keine vernünftige Erklärung haben, will ich nicht, dass du in den Keller gehst, verstanden?« Seine Züge wurden sanft vor Sorge, und ich bekam ein schlechtes Gewissen.
    »Ich hab mich doch nur ein bisschen lustig gemacht, Dad. Keine Sorge, ich werd schon nicht ohne euch da runtergehen.«
    Mom seufzte tief. »Na schön. Wir sollten uns einer Herausforderung nach der anderen stellen. Ich glaube immer noch, dass das eine gute Friedhofs-Story wird. Die Leute wirkten während der Führung überaus interessiert. Also werde ich morgen früh als Erstes meinen Artikel schreiben und die Fotos entwickeln lassen. Im Moment geht in meinem Kopf alles drunter und drüber.« Sie räusperte sich. »Ich glaube, ich brauche einen gewissen Abstand zwischen meinem Artikel und dem, was Christian uns heute Nachmittag erzählt hat.« Sie lächelte.»Wie wäre es, wenn wir heute in der Stadt zu Abend essen? Ich könnte gut ein bisschen Abwechslung gebrauchen.«
    Dad und ich nickten zustimmend. Es würde uns allen guttun, für eine Weile in die Gegenwart zurückzukehren. Die Innenstadt von Murmur hatte an einem Samstagabend, wenn schon nicht viel, zumindest eines zu bieten: Normalität.

    Der Regen hatte endlich aufgehört, und wir saßen zum Abendessen in einem der Straßencafés auf der Main Street, die dort bei gutem Wetter wie Löwenzahn aufblühten. Dieser Vergleich stammte von Dad, weil er sein Abendessen nicht gern draußen aß, es sei denn, es wurde gegrillt. Daher erinnerten ihn die Tische und Stühle, die längs des Bürgersteigs aus der Erde schossen, an dieses fröhliche Unkraut. Aber Mom und ich liebten die Cafés und wunderten uns immer wieder, dass selbst Murmur, Massachusetts, an einem warmen Sommerabend ein bisschen wie Paris aussah. Die Gehwege und Bordsteine wimmelten nur so von Menschen, die in den Geschäften ein und aus gingen oder sich einfach mit einem Kaffee oder einer Limo in der Hand auf den Bordstein setzten. Die Straßenlaternen verliehen der schwülen Sommerluft einen sanften Schein.Obwohl wir uns in einer Kleinstadt befanden, wie Dad regelmäßig betonte, schienen die Hexe und der Efeu um Welten entfernt.
    Ich spürte dieses nervöse Kribbeln in der Magengrube erst wieder, als wir nach Hause zurückkamen. Mom versuchte sofort, mich die Treppe hochzuscheuchen, aber ich sah trotzdem, wie Dad den Riegel an der Kellertür vorschob. Aus irgendeinem Grund machte mich das nur noch nervöser, weil ich von Dad erwartete, dass er diese Dinge nicht ernst nahm. Es war mir lieber, wenn er sich über die Vorstellung von

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