Creepers
versuchte, möglichst behutsam zu sein und im Gedächtnis zu behalten, was Vinnie durchmachte.
Der Gestank des verkohlten Fleisches ließ ihn würgen. Er setzte Vinnie auf den Stufen ab und wartete, bis auch Amanda durch die Falltür gestiegen war. Dann wandte er Vinnie den Rücken zu und merkte, wie Amanda ihm Vinnies Arme um den Hals legte. Baienger packte sie und stand auf, wobei er sich vorbeugte, so dass Vinnie auf seinem Rücken lag und die verletzten Beine frei baumelten. Baienger war im Begriff, die Stufen hinunterzusteigen, als ihm plötzlich einfiel: Nein, wir machen das falsch. »Schieb dich an mir vorbei«, flüsterte er Amanda zu. Seine Stimme war kaum zu hören, aber er zuckte bei dem Geräusch zusammen, als hätte er gebrüllt. »Schwenk den Hammer vor dir hin und her. Such nach Drähten.« Ihre Brille verbarg die Furcht, die sie wahrscheinlich empfand. Sie zog den Hammer aus seinem Gürtel und schob sich an ihm vorbei. Vinnie verspannte sich vor Schmerzen. Als sie sich nach unten zu bewegen begannen, fiel Baienger ihr heiseres Atmen auf. Zu laut. Ronnie wird uns hören. Sein Magen verkrampfte sich. Er musste vorsichtig das Gleichgewicht halten, damit Vinnies Gewicht ihn nicht nach vorn fallen ließ.
Vor ihm hielt Amanda inne. Sie hatten schon fast den Gang im sechsten Stock erreicht, und Baienger konnte an ihrer Schulter vorbei nach unten sehen. Ihr Hammer tippte etwas an.
Natodraht.
Baienger sah ihn.
Er lehnte sich zurück und setzte Vinnie auf den Stufen ab, dankbar dafür, das Gewicht einen Augenblick lang los zu sein. »Leg dich auf den Rücken«, flüsterte er Amanda zu. »Schieb dich unten durch. Dann lasse ich Vinnie die Stufen runterrutschen.«
Sie tat es, ohne zu zögern; dann drehte sie sich um, und jetzt zögerte sie doch, als ihr klar wurde, dass sie nach Vinnies verbrannten Beinen greifen müsste. Aber es dauerte nur eine Sekunde. Sie stellte sich breitbeinig hin und wartete, während Baienger Vinnie unter den Draht schob. Aber Vinnies Körper schlug dumpf auf die Stufen, und Baienger hatte den Eindruck, als ob das fürchterliche Geräusch aus einem Lautsprecher gekommen wäre.
Er schob die Hände unter Vinnies Körper, um den Aufschlag abzufangen. Vinnie konnte das Hindernis nicht sehen und wusste nicht, weshalb es notwendig war, ihn über die Stufen rutschen zu lassen. Aber Baienger musste ihm zugestehen, dass Vinnie keine Schwierigkeiten machte. Er befolgte einfach die Anweisungen. Dann war Vinnie unter dem Draht hindurchgeglitten, und Baienger war an der Reihe. Sekunden später stand er wieder auf, legte sich Vinnies Arme um den Hals und beugte sich vor, Vinnies Gewicht auf dem Rücken. Amanda stieg weiter abwärts, den Hammer vorgestreckt, um nach Drähten zu suchen.
Plötzlich begannen die Stufen zu schwanken. Bolzen sprangen aus den Wänden; die Treppe riss sich aus ihrer Verankerung los. Baienger taumelte. Während die Bolzen scheppernd weiter unten landeten, packte er das wackelnde Geländer. Die Treppe war eine riesige schwankende Spiralfeder geworden - oben verankert, nicht aber an den Seiten, und sie schlug gegen die Wände. Vinnies Beine trafen auf das Geländer. Er schrie. Dank der Verstärkung durch den Treppenschacht schien das Geräusch das ganze Hotel zu erfüllen. Ronnie musste es ganz einfach hören. Baienger zog die Brechstange aus dem Gürtel, drehte sich um und holte aus. Er ließ sie mit aller Kraft auf den Draht niedersausen, und der Draht war so straff gespannt, dass er unter dem Schlag zerriss. »Rauf!«, schrie er Amanda zu. »Jetzt!«
Schrot jagte durch die Wand. Weitere Bolzen sprangen heraus; die Treppe schwankte. Schweiß tropfte Baienger vom Gesicht, als er nach der Öffnung der Falltür tastete. Er war dankbar dafür, etwas in der Hand zu haben, das fest verankert war, als er hindurchkletterte und Vinnie hochzog, wobei er versuchte, das Schreien zu ignorieren. Er brachte ihn in die Küche und hoffte, an der Außenwand sicher zu sein. Die Falltür fiel krachend zu, und plötzlich war Amanda wieder neben ihm.
57
Wi r versuchen es mit einer anderen Treppe«, sagte Amanda hoffnungsvoll.
»Es sind nur noch drei übrig.«
Amanda sank müde auf den Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. »Drei. Seine Chancen, uns zu finden, sind ziemlich gut.«
Baienger ließ sich neben sie auf den Boden gleiten; er hörte sich ebenso erschöpft an wie sie. »Wahrscheinlich hat er auf jeder davon Fallen gestellt.«
»Ja«, sagte Amanda.
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