Creepers
goss. Der Ammoniakgestank ließ ihn würgen. Er schüttete mehr Urin hinterher. Das Feuer zischte. Eine dritte Flasche. Eine vierte. Unter dem Schwall von Pisse sank das Feuer in sich zusammen. Die fünfte Flasche löschte es. Ein weiterer Schuss krachte durch den Boden. Baienger spürte, wie ein Holzsplitter ihn im Gesicht traf. Er fand Amanda in der Bibliothek, wo sie hektisch den Feuerlöscher bediente, um die Flammen dort zu ersticken. Sie rannte in den Überwachungsraum, sprühte eine weiße Wolke in die Flammen dort und löschte sie ebenfalls. Aber eine Sekunde später riss der Strahl ab; der Feuerlöscher war leer.
Der Boden explodierte unter dem nächsten Schuss, aber inzwischen hatte Baienger Amanda ins Schlafzimmer gezerrt. Sie kauerten sich neben Vinnie an die Außenwand. Zumindest theoretisch war dies der sicherste Ort - über Danatas Wohnzimmer, dessen Tür verbarrikadiert war. Rauch trieb rings um sie her. Vinnies verkohlte Jeans klebten an seinen Beinen; das Fleisch war geschwärzt und begann zu nässen. Verbrennungen dritten Grades. Baienger hatte im Irak eine Menge davon gesehen.
»Tut weh«, sagte Vinnie.
Baienger wusste, dass Vinnie noch sehr viel mehr Schmerzen haben würde, wenn sich seine Nerven erst von dem Schock erholt hatten. Bald würde er sich krümmen.
»Tut weh.« Selbst in der Grünfärbung von Baiengers Nachtsichtbrille war Vinnies Gesicht aschgrau. »Ich weiß«, sagte Baienger. »Kannst du gehen?« »Gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden.« Vinnie zuckte zusammen, aber er winkte Baienger, ihn hochzuziehen.
Doch Vinnies Beine waren geschwollen. Seine Knie wollten sich nicht beugen. Als er sein Gewicht auf sie zu verlagern versuchte, stöhnte er. Baienger fürchtete, er würde ohnmächtig werden.
»Okay, keine gute Idee.« Baienger ließ ihn wieder auf den Fußboden gleiten. »Amanda.« Er war überrascht, als er sah, dass sie immer noch den leeren Feuerlöscher in den Händen hielt. »Geh leise zum Uberwachungsraum und wirf den Feuerlöscher, so weit du kannst. Bis in die Bibliothek, wenn möglich. Aber warte, bis ich an der Tür zur Krankenstation bin.«
»Was willst du -«
»Etwas gegen die Schmerzen holen.«
Baienger ging nach rechts, in Richtung Krankenstation. Die Kerzen glommen trübe durch den Rauch. Er nickte zu Amanda hinüber, woraufhin sie den Feuerlöscher in die entgegengesetzte Richtung schleuderte. Sobald er den krachenden Aufprall auf dem Boden hörte, der Ronnie ablenken sollte, schob Baienger sich in die Krankenstation und griff durch das zerbrochene Glas des Schranks. Er nahm eine Spritze und eine Ampulle mit Morphium und rannte zurück ins Schlafzimmer, gerade noch rechtzeitig, bevor eine Schrotladung durch den Fußboden krachte.
Er sank neben Vinnie auf die Knie. »Ich gebe dir gerade genug, um den Schmerz zu betäuben, aber nicht genug, um dich außer Gefecht zu setzen.«
Vinnie nickte und biss sich auf die Lippe. »Beeil dich, bring's hinter dich.«
Baienger schob den Ärmel von Vinnies linkem Handgelenk zurück und gab ihm die Spritze.
Vinnies Gesicht blieb starr vor Schmerzen. Dann entspannte es sich langsam. »Ja.«
55
Dichter Rauch hing im Raum.
»Er wird dicker.« Amanda hustete. »Ich habe gedacht, die Feuer wären gelöscht.«
»Nicht da unten.« Baienger zeigte zu der offenen Falltür des Überwachungsraums hinüber. Er trat vorsichtig näher. Drei Stockwerke weiter unten waren die Flammen heller geworden. Das Einzige, was ihm einfiel, war, die Falltür zu schließen und zu verriegeln.
Zu seiner Überraschung kam Amanda mit Handtüchern angerannt, die sie mit dem restlichen Wasser des Toilettentanks getränkt hatte. Sie drückte sie auf die Kanten der Falltür, um den Rauch draußen zu halten. Jetzt, nachdem der Strom abgeschaltet war und die Heizung nicht mehr funktionierte, war es im Penthouse schnell kälter geworden.
Amanda hatte sich die Arme eng um den Oberkörper geschlungen. Baienger sah auf ihre nackten Füße und das Nachthemd hinunter, das ihre Beine kaum vor der Kälte schützte, und sagte: »Vielleicht kann man da etwas machen.«
Von der Tür der Krankenstation aus starrte er auf Coras Leiche hinunter. Es tut mir Leid, dachte er. Er packte ihre Hände und zog. Er machte sich Sorgen - der Fußboden hatte so viele Löcher, dass Ronnie es mit Sicherheit hören würde. Aber er musste weiter ziehen. Er zog die Leiche bis ins Schlafzimmer.
»Hier«, sagte er, während er ihr die Schuhe und Strümpfe auszog. An
Weitere Kostenlose Bücher