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Creepers

Creepers

Titel: Creepers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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ist es nach unten?«
    »Sieben Stockwerke.«
    »Ich lasse mich an dem Seil runter? Man nennt das >rappeling<, stimmt's?«
    »Ja.«
    »Es ist nicht so einfach, wie es bei dir klingt. Selbst wenn ich es bis unten schaffe, wie geht es dann weiter? Wo finde ich Hilfe?«
    »Hier in der Gegend ist niemand. Du wirst bis zur Polizei gehen müssen. Ich kann dir den Weg beschreiben.« »Wie weit?«
    »Ungefähr zwei Meilen.«
    Der Rauch brachte Amanda zum husten. »In diesem Sturm? So schwach, wie ich bin nach dem Tresorraum? Mit einem Nachthemd, das die Beine nicht schützt? Ich breche vor Unterkühlung zusammen, bevor ich da bin. Du musst gehen.«
    »Aber -«
    »Du bist am kräftigsten. Ich bleibe mit Vinnie hier.« Er sah sie an. Blondes Haar. Ein entschlossenes, schönes Gesicht. So sehr wie Diane.
    Plötzlich kam ihm die Idee sinnlos vor. »Bis ich wieder zurückgekommen bin, kann es zu spät sein«, sagte er. »Was sollen wir dann also tun?«
    Baienger horchte auf den Regen, der gegen den Laden schlug. »Vielleicht gibt es nur eine Möglichkeit.« Sie beobachtete ihn und versuchte, sich die Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich muss ihn mir vornehmen«, sagte Baienger. »Ja.« Amandas Lippen waren weiß vor Kälte. Neben dem Spülbecken hing eine Schürze. Er nahm sie und wickelte sie um ihre ungeschützten Beine. Etwas ließ sie stirnrunzelnd in eine Ecke sehen. Als er ihrer Blickrichtung folgte, sah er eine Ratte. Weitere Ratten starrten aus dem Esszimmer herein.
    »Der Geruch von Vinnies verbrannten Beinen zieht sie an«, sagte Amanda.
    Noch mehr Ratten tauchten in der Bibliothekstür auf. Eine hatte nur ein Auge.
    Baienger ging ins Schlafzimmer und nahm einen Gegenstand aus Coras Jacke. Als er zurückkam, zeigte er ihn Amanda.
    Die Wasserpistole.
    »Essig.« Er spritzte in Richtung einer Ratte. Sie lief davon.
    Amanda nahm die Pistole.
    Rauschen drang aus dem Funkgerät. »Hier unten wird der Rauch dicker«, sagte Ronnies Stimme.
    »Dann solltest du dieses Gebäude vielleicht besser verlassen«, antwortete Baienger.
    Er schaltete das Funkgerät aus und schob es in seinen Rucksack. Die Brechstange steckte er ebenfalls hinein. Zu Amanda gewandt, sagte er: »Ich komme zurück, sobald ich kann.«
    Aber er bewegte sich nicht, konnte sich nicht von ihr abwenden. Beide verspürten den gleichen Impuls. Sie legten die Arme umeinander.
    Baienger versuchte, aus ihr Kraft zu schöpfen; sie würde vielleicht der letzte ihm wohlgesinnte Mensch sein, den er jemals sah. Die Gefühle sprengten ihm fast die Brustn, als er den Fensterladen zur Seite schob. Der Regen peitschte auf ihn herab. Bevor er sich auf das Dach hinunterließ, sah er noch einmal zurück in die Küche. Er sah Amanda auf den Boden sinken und Vinnies Kopf in ihren Schoß ziehen. Die grün gefärbten Ratten bildeten an den Wänden des Raums einen Halbkreis. Sie zielte mit der Wasserpistole. Er verlagerte sein Gewicht auf das Dach und schloss den Laden.
     
    59
     
    Der Wind drohte, ihm die Luft aus den Lungen zu saugen, als er sich bis zu dem Entlüftungsrohr vorarbeitete. Bei jedem Schritt fürchtete er, wieder durch den Dachbelag zu brechen. Bis auf die Knochen durchnässt, betrachtete er die regengepeitschten Pfützen dort, wo das Wasser sich sammelte, würde das Dach am schwächsten sein. Aber die nächste schwammige Stelle, auf die er traf, war eine Erhöhung, die sich als Blase im Dachbelag herausstellte. Er trat zurück und umrundete sie.
    Ein Blitz krachte in die Spitze der Pyramide. Das Geräusch erinnerte ihn an die Detonation eines Artilleriegeschosses. Trotz des Bedürfnisses, sofort in Deckung zu gehen, zwang er sich zur Ruhe. Regen behinderte die Sicht auf das Rohr. Er warf das Seil darüber und zog daran, um die Festigkeit zu prüfen. Das Seil war für Bergsteiger gedacht; es hatte die standardisierte Länge von fünfzig Metern - jetzt waren es noch fünfundzwanzig, weil er das Seil um das Rohr herum gedoppelt hatte. Es war dünn und leicht, dabei aber außergewöhnlich stark; die Polyesterhülle schützte einen Kern aus Seidenfasern.
    Rick hatte ihn nach seinen Erfahrungen mit Höhen und Seilen befragt. Baienger hatte eine harmlos klingende Erklärung gebraucht und deshalb gesagt, er sei Hobbykletterer.
    In Wirklichkeit stammte seine Vertrautheit mit Seilen von seiner Ausbildung als Ranger her. Er verknotete das Seil einen guten Meter von den Enden entfernt. Der Knoten würde ihm anzeigen, wann er das Ende erreichte. Er warf das verknotete Ende

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