Creepers
Park. Das Modell, das er für sein Hotel verwendete, stammte aus einem dieser Stereoskopbilder, die seine Eltern ihm mitgebracht hatten. Eine Mayaruine im mexikanischen Dschungel.«
Baienger bemerkte, wie aufmerksam die Gruppe plötzlich wurde.
»Carlisle beschloss, wenn er schon keine wirkliche Mayapyramide sehen konnte, dann würde er sich selbst eine bauen«, fuhr der Professor fort. »Das Gebäude war sieben Stockwerke hoch und hatte die Höhe, Breite und Tiefe der ursprünglichen Pyramide. Aber er hat sie nicht einfach sklavisch nachgeahmt. Stattdessen hat er beschlossen, jedes Stockwerk nach innen zu versetzen, so dass die Stockwerke allmählich kleiner wurden, bis oben nur noch ein Penthouse stand. Eine modifizierte Pyramide, die die Art-deco-Gebäude der 1920er Jahre vorwegnahm.«
Rick runzelte die Stirn. »Aber wenn er eine Agoraphobie hatte ...«
»Ja?«
Conklin musterte Rick und wartete darauf, dass er die logische Schlussfolgerung zog.
Cora war schneller. »Professor, wollen Sie uns erzählen, dass Carlisle in das Hotel zog, in diesem Penthouse lebte und es niemals wieder verließ?«
»Nein, das hast du mir gerade erzählt.« Conklin legte entzückt die Hände gegeneinander. »Einer der Aufzüge war für seinen privaten Gebrauch bestimmt. Tag und Nacht, aber vor allem nachts, wenn die Hotelgäste im Bett waren, stand ihm eine kleine Version der Welt zur Verfügung. Angesichts der Hotelkosten hatte das Unternehmen niemals eine Aussicht darauf, einen Gewinn abzuwerfen. Selbst die Reichen hätten sich die Sache bei den Preisen, die Carlisle hätte verlangen müssen, zweimal überlegt. Leute mit bescheideneren Mitteln wären ganz fortgeblieben. Also hat Carlisle die Preise erträglich gestaltet. Schließlich war der Zweck des Ganzen, ihn mit Leben zu umgeben, und nicht, Profit zu machen.«
Baienger stellte die logische Frage: »Wie lang hat er gelebt?«
»Bis zum Alter von zweiundneunzig Jahren. Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass Bluter schwach und kränklich sind, obwohl es manche von ihnen tatsächlich sind. Aber eine der Behandlungsmethoden besteht darin, körperlich aktiv zu bleiben. Sportarten ohne Körperkontakt, etwa Schwimmen und der Gebrauch von Trainingsgeräten, werden ermutigt. Ein durchtrainierter Torso kann schmerzende Gelenke stützen. Riesendosen von Vitaminen mit Eisenzusätzen empfehlen sich zur Vermeidung von Blutarmut und zur Stärkung des Immunsystems. Manchmal werden auch Steroide genommen, um die Muskelmasse zu vergrößern. Carlisle hat all das systematisch betrieben. Nach allem, was man hört, war er eine eindrucksvolle Erscheinung.«
»Zweiundneunzig«, staunte Cora. Plötzlich schien ihr ein Gedanke zu kommen. »Aber wenn er 1901 zweiundzwanzig war, dann hat er ja noch gelebt, als -« »Zähl noch siebzig Jahre dazu. 1971.«
Jetzt war es Rick, der Coras Gedankengang weiterführte. Baienger stellte fest, dass sie diese Angewohnheit bereits sehr früh in ihrer Ehe entwickelt hatten. »Carlisle war noch da, als die Rassenunruhen und die Brände ausgebrochen sind. Wahrscheinlich hat er sie von seinem Penthouse aus gesehen. Er muss fürchterliche Angst gehabt haben.«
»Das ist untertrieben«, sagte der Professor. »Carlisle hat Anweisung gegeben, Läden an der Innenseite jeder Tür und jedes Fensters anzubringen. Eiserne Läden. Er hat sich im Inneren verbarrikadiert.«
Baienger ließ den Notizblock sinken. »Es ist seit über drei Jahrzehnten zugenagelt?«
»Noch besser. Carlisle hat uns mit seiner Reaktion auf die Unruhen einen Gefallen getan. Die Innenläden haben viel besser funktioniert, als Bretter an der Außenseite es getan hätten. Die Fensterscheiben sind von Vandalen und Stürmen ruiniert worden. Aber zumindest theoretisch hat es keiner ins Innere geschafft. Dies ist eine seltene Gelegenheit, die vielleicht am besten erhaltene Stätte zu erforschen, die wir jemals finden werden. Bevor das Hotel zerstört wird.«
»Zerstört?« Cora sah verständnislos aus.
»Nach Carlisles Tod fiel das Hotel an eine Stiftung, die den Auftrag hatte, es zu erhalten. Aber als 2001 der Börsenhandel zusammengebrochen war, hatte die Stiftung finanzielle Probleme. Asbury Park hat das Gebäude wegen ausstehender Steuerzahlungen enteignet. Eine Baufirma hat das Grundstück gekauft. Nächste Woche kommt eine Firma, die alles Wertvolle aus dem Ho tel entfernen wird. Zwei Wochen danach hat das Paragon einen Termin mit einer Abrissbirne. Aber heute Nacht hat es die ersten
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