Creepers
Funkgerät so leise wie möglich eingestellt hatte, verstärkte das Echo des Treppenschachts die Worte. »Ich hatte mich gefragt, ob ich dich getroffen habe.«
Das Licht der Stirnlampe kreiste Schwindel erregend auf der Wendeltreppe. Baienger erreichte den dritten Stock und tastete die Schatten vor ihm weiterhin mit dem Hammer ab.
Rauschen.
Baienger drückte auf die Sendetaste und hielt sich das Funkgerät direkt an den Mund, legte eine Hand darüber, versuchte, das Echo des Treppenschachts zu eliminieren.
»Carlisle hatte Agoraphobie. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum ein Mann, der sich entsetzlich davor fürchtet, im Freien zu sein, das Hotel verlässt und sich am Strand erschießt.«
Siebenundvierzig. Achtundvierzig.
»Es hat keinen Sinn ergeben. Aber jetzt verstehe ich es. Irgendetwas anderes hat ihm noch mehr Angst gemacht.«
Baienger war sich sicher, dass er die Fünfzig hinter sich haben musste. Vinnie, um Gottes willen, tu, was ich dir gesagt habe!
»Ich habe ihm nichts getan«, sagte die Stimme. »Du warst ihm kein guter Sohn.«
»Deine Stimme hört sich anders an.«
Baienger stellte sich vor, wie Vinnie seine Anweisungen befolgte, den Lauststärkeregler seines Funkgeräts hochdrehte und es auf den Boden legte. Er stellte sich vor, wie Ronnie nach oben sah, in die Richtung von Baiengers plötzlich viel lauterer Stimme. Unvermittelt hörte er das Krachen eines Gewehrschusses aus dem Funkgerät dringen. Er horchte angespannt auf das ferne Geräusch einer Handfeuerwaffe, die ihrerseits abgefeuert wurde. Aber Donner rollte durch das Hotel und hallte im Treppenschacht wider, und er hörte nichts anderes, nicht einmal das Rauschen seines Funkgeräts.
Der Atem gefror ihm in der Brust, als der Hammer die Luft durchschnitt und plötzlich auf Widerstand stieß. Er ging in die Knie, sah Blut auf den Stufen und leuchtete sie mit der Stirnlampe ab. Da war er - ein straff gespannter Draht. Durch das dunkle Blut daran konnte man ihn fast nicht von den Schatten ringsum unterscheiden.
Er legte sich auf den Rücken und schob sich unter dem Draht hindurch. Dann stand er wieder auf. Ein weiterer Schwall von Störgeräuschen drang aus dem Funkgerät, aber er ignorierte es, schwenkte den Hammer vor sich durch die Luft, um mögliche andere Drähte zu finden, und stieg weiter in die Dunkelheit am Fuß der Treppe hinab.
Jetzt gestattete er sich, einen Gedanken in Erwägung zu ziehen, den er bisher vermieden hatte. Was, wenn Ronnie mehr als nur das Funkgerät genommen hatte? Was, wenn er auch die Nachtsichtbrillen mitgenommen hatte, damit kein anderer sie verwenden konnte? Dann haben wir nicht mehr viele Möglichkeiten, dachte er. Zum Teufel, vielleicht haben wir dann gar keine mehr. Geh, sagte etwas in ihm. Versuch, einen Weg ins Freie zu finden, während Vinnie Ronnie ablenkt.
Sie im Stich lassen ?
Nicht wirklich. Such einen Weg nach draußen und geh Hilfe holen.
Es gibt keinen Weg nach draußen. Die einzige Möglichkeit, das hier zu Ende zu bringen, ist, ihn zu töten. Selbst wenn ich es nach draußen schaffe, wohin soll ich dann gehen? Zu Fuß? Mitten in der Nacht? In einem Gewitter stürm? Einem verlassenen Stadtteil? Ich würde eine Ewigkeit brauchen, um eine Polizeiwache zu finden. Vinnie und Amanda könnten bis dahin tot sein. Dies ist deine Chance.
Blödsinn. Ich lasse sie nicht im Stich.
Er erreichte den Fuß der Treppe; die Enge machte den Geruch nach Tod noch stärker. Der einzelne Lichtstrahl zeigte ihm zwei Leichen - Mack und JD, von Blut umgeben, die Kehlen durchgeschnitten, die Beine beinahe abgetrennt. Baienger sah Fußspuren in dem Blut. Offenbar hatte Ronnie sich genähert, sie mit einem Messer umgebracht und das Funkgerät genommen. Die Fußabdrücke schienen aus einer Wand gekommen und wieder in ihr verschwunden zu sein. Offenbar gab es hier eine der Geheimtüren, von denen Baienger sicher war, dass sie existierten, aber er wusste nicht, wie die Tür sich öffnen ließ.
Er ging in die Hocke und studierte die halb im Schatten verborgenen Leichen. Beide trugen noch die Nachtsichtbrillen. Er streckte die Hand aus; dann erinnerte er sich an verminte Leichen im Irak und hielt inne, um genauer hinzusehen. Etwas war unter Macks linke Seite geschoben.
Auch JD hatte etwas unter sich liegen. Nicht auffällig. Außer, man war durch die Hölle des Irak gegangen und wusste, dass man nichts und niemandem jemals vertrauen durfte. Irgendeine Art von Sprengladung. Das Gewicht der Körper war der
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