Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
Vom Netzwerk:
befreien, aber sie war nicht stark genug, und er machte mühelos den ersten feinen Schnitt, genoss es, wie sie vor Schmerzen den Rücken krümmte.
    Geoff erhob sich aus der Hocke, entsetzt von den Lauten, die aus den Büschen vor ihm drangen. Das Mädchen stöhnte vor Schmerz, während dieser Dreckskerl genüsslich lachte. Er blickte hoffnungsvoll zurück zu dem Gatter, doch die Straße dahinter war noch immer wie ausgestorben. Wenn das Mädchen gerettet werden sollte, hatte er keine andere Wahl, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen, aber er war kein Held, und er hatte den Mann als groß und muskulös in Erinnerung. Er versuchte, sich aufzurichten, aber seine Knie waren butterweich. Geoff war wie gelähmt. Als die Geräusche des Verbrechens die Nacht erfüllten, presste er sich die Hände auf die Ohren. Tränen rannen ihm unbemerkt über die Wangen. Dann schrie das Mädchen wieder, es war ein Kreischen, erfüllt von grauenhaftem Schmerz, und er konnte nicht länger in seinem Versteck bleiben. Zwischen den Büschen lag ein dicker Ast, und er hob ihn auf, ohne auf die Brennnesseln zu achten. Mit lautem Gebrüll sprang er vor und schwang wild seinen Knüppel.
     
    Der Mann richtete sich auf und zog sich die Hose hoch. Er duckte sich geschmeidig unter dem Schlag weg und sprang zurück, um auf Abstand zu gehen. Geoff holte erneut aus und verlor fast das Gleichgewicht. Er hielt sich mit Mühe aufrecht und versuchte, dem Mann zwischen die Beine zu treten. Er traf zwar, aber nicht mit genug Wucht, um wirklich Schaden anzurichten. Der Mann machte einen Satz auf ihn zu und schwang ein Messer. Geoff war, als hätte er Eis im Bauch, während er versuchte, außer Reichweite der Waffe zu bleiben. Das Mädchen schrie, oder war es der Mann? Er konnte es nicht mehr genau sagen, während er mit dem Ast einen heftigen Stoß abwehrte.
    Der andere Mann war jünger, besser in Form, und er griff unablässig an. Geoff spürte einen stechenden Schmerz im Arm, und als er nach unten blickte, sah er, dass seine Jacke aufgeschlitzt war und er Blut am Handgelenk hatte. Er konnte jetzt nur noch mit beiden Händen den Ast halten, den er mal wie ein Schwert vorstieß, mal wie eine Keule schwang. Doch es nützte nichts. Sein Gegner tanzte regelrecht um ihn herum, knapp außerhalb seiner Reichweite, um dann blitzschnell vorzuspringen und einen Stich zu landen, der Taubheit und Schmerz zur Folge hatte.
    In der Dunkelheit stolperte er über die Beine des Mädchens und taumelte vorwärts. Als er aufblickte, war sein Gegner verschwunden. Gerade, als er wieder fest auf den Beinen stand, spürte er einen Schlag in den Rücken und fiel atemlos nach vorn. Er rappelte sich mit aller Kraft wieder auf, doch seine Beine fanden keinen Halt, und er sackte sanft in eine kniende Position im Schlamm neben dem Mädchen. Sie schrie wieder, und er wollte ihr sagen, sie solle damit aufhören, aber sein Mund gehorchte ihm nicht.
    Noch ein Schlag, diesmal gegen seinen Hals, und er rollte zur Seite, den Ast über sich haltend wie eine Gewichtheberhantel. Sein Angreifer stand mit gespreizten Beinen über ihm und blickte mit einem genüsslichen Ausdruck zu ihm herunter, der viel schlimmer war als eine hassverzerrte Grimasse. Geoff versuchte, den Ast weiter schützend hochzuhalten, aber er war so schwer. Auf einmal war er schrecklich müde und musste gähnen. Ihm war eiskalt, und er hatte ein Summen in den Ohren. Die Schreie des Mädchens verklangen, und dann herrschte nur noch Stille. Der Mann über ihm stieß den Ast beiläufig zur Seite. Geoff sah, wie das Messer mit einer Geste gehoben wurde, die an eine Opferzeremonie erinnerte. Es schimmerte blau, silbern und rot in der Nacht, ein guter Anblick, wie Geoff dachte, obwohl er nicht mehr sagen konnte, wieso.
    Er wartete auf den Todesstoß, zu schwach, um zur Abwehr auch nur einen Arm zu heben. Die greifbare Welt verblasste um ihn herum. Er dachte an seine Frau und seinen Sohn, an seine Schwester, die jetzt seit dreizehn Jahren tot war, an Mum und Dad, und noch immer stieß die Klinge nicht zu. Seine Augen strengten sich an, um etwas zu sehen, aber der Mann war verschwunden.
    Von irgendwoher hörte er eine Stimme seinen Namen rufen, aber sie war zu weit weg. Dann meinte er im Kopf, seine Schwester zu hören, die nach oben in sein Zimmer rief. Schon wieder zu spät für den Gottesdienst.
    »Komm schon!«
    Er konnte seine Füße auf dem roten Teppich in der Diele sehen, und strahlendes Sonnenlicht, das durch die offene

Weitere Kostenlose Bücher