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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Vordertür seines Elternhauses fiel.
    »Komm schon!«
    Sie hatte immer so einen Befehlston. Er trat nach draußen.
     
    »Komm schon, komm schon! Nicht aufgeben! Komm, du schaffst das!«
    Der Sanitäter unterbrach die Herzmassage, während frische Luft in die Lunge des Mannes gepumpt wurde, und tastete unter der dicken Blutschicht am Hals nach seinem Puls. Noch immer nichts. Er wiederholte den Ablauf immer und immer wieder. Nichts. Nach weiteren zehn Minuten zog ihn sein Kollege sanft zurück.
    »Es ist vorbei, Steve.«
    »Er hat immer noch eine Chance. Lass uns weitermachen, bis wir in der Notaufnahme sind.«
    Steve machte unermüdlich weiter, während der Rettungswagen durch die menschenleeren Straßen zum Krankenhaus raste. Auf der Liege gegenüber war das Mädchen in einen halbkomatösen Schockzustand gefallen, aber wenigstens waren ihre Lebensfunktionen stabil, und die Messerwunde an ihrer Schulter nur oberflächlich.
    Steve massierte den toten Herzmuskel noch immer, als sie Geoffrey Minny, zweiundfünfzig, verheiratet, Vater eines Sohnes, in die Notaufnahme rollten, wo nur noch sein Tod festgestellt werden konnte. Sein Kollege zog ihn von der Rolltrage weg.
    »Du musst dich umziehen.«
    Steve schaute nach unten auf das hellrote Arterienblut, das auf seiner Uniform allmählich eintrocknete.
    »Ja. Stimmt.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Klar.« Steve winkte ab. »Bloß, wir hätten es um ein Haar geschafft. Du weißt doch, manchmal spürt man genau, dass sie noch da sind? Wir hätten ihn fast gehabt, mehr nicht.«
    »Manche rettest du, manche verlierst du. Passiert jede Woche, du weißt, wie das ist.«
    »Hast ja Recht.«
    Steve ging in den Umkleideraum, zog sich aus und betrat eine Duschkabine. Unter dem Schutz des rauschenden Wassers weinte er um einen Mann, den er nicht gekannt hatte.

Kapitel zweiundzwanzig
    Griffiths faltete die Zeitung akkurat zusammen und legte sie penibel auf den Tisch in der Bibliothek. Normalerweise genoss er die Lektüre der Sonntagsausgabe, aber heute war das anders. Er behielt das Pokerface bei, auf das er so stolz war, und wartete scheinbar geduldig, bis es Zeit war, in seine Zelle zurückzukehren. Dort angekommen, hatte er genau fünfundvierzig Minuten für die Arbeit an seinem nächsten Brief. Das simple, aber effektive Verschlüsselungssystem war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Während er schrieb, brach sich sein Zorn Bahn und ergoss sich auf die Seiten.
    Verborgen unter der Schicht sinnloser Worte machte er seinem ehemaligen Partner bittere Vorwürfe wegen seines jämmerlichen Versagens.
    »Du warst doch immer so überlegen, so oberschlau, aber du bringst es nicht so wie ich, was? Mach es endlich mal richtig! Mein Anwalt war hier, hab ihm gesagt, dass ich der Falsche bin, dass der Richtige noch immer da draußen ist. Er hat mir nicht geglaubt!«
    Das Licht ging aus. Er warf sich so schwungvoll aufs Bett, dass die Bettfedern quietschten. Die Polizei stellte noch immer keinen Zusammenhang zwischen den Vergewaltigungen draußen und seinen früheren Verbrechen her. Einen Finger abzuschneiden war immer Teil des grandiosen Plans gewesen, aber vor Gericht war es nicht mal erwähnt worden. Er hatte gedacht, wenn das Muster fortgesetzt würde, müsste die Polizei zu dem Schluss kommen, dass sie den Falschen erwischt hatten. Zumindest würde es gute Gründe für eine Berufungsverhandlung liefern. Er hatte große Hoffnung auf seinen Meister gesetzt, und jetzt war er gelinde gesagt verdammt enttäuscht.
    Sein Brief würde eine heftige negative Reaktion auslösen. Er hatte es gewagt, Kritik zu üben. Unvorstellbar. Trotz seines Zorns bekam er es mit der Angst. Ohne Daves Hilfe würde er nie wieder auf freien Fuß kommen. Er würde den Brief am nächsten Morgen neu schreiben und um Hilfe betteln. In der Nacht träumte er von Wendy, eine süße, wohltuende Phantasievorstellung, die seine Sehnsucht nach Freiheit schürte.
     
    Am Donnerstag um sieben Uhr abends entdeckte die Polizei in Wales zwei Meilen von der Stelle entfernt, wo Tasmin entführt worden war, ein Messer. Der Spurensicherung gelang es, davon einen Teilfingerabdruck zu nehmen, der wiederum zu einem Fingerabdruck passte, der an der Unterseite eines Hockers im Frog and Nightgown gefunden worden war. Fenwick rannte fast zu dem Einsatzraum in London, um sich das einzige greifbare Beweismittel anzusehen, das sie bislang von Täter B gefunden hatten. Der Raum war voll, doch MacIntyre winkte ihn herüber, damit er sich die Waffe

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