Crescendo
die Spitze rot aufglühte und dann erlosch, aufglühte und erlosch, anders als die Wut in ihm, die einfach nur immer weiter anwuchs. Er hatte vorher noch nie Drogen eingesetzt, weil er überzeugt war, dass er jede Frau rumkriegen konnte. Heute Nacht hatte er es vorgezogen, zu experimentieren und ein paar seiner üblichen Fähigkeiten mit pharmazeutischer Hilfe zu kombinieren , um die Sache zu beschleunigen. Keine gute Idee. Er hatte zu viel genommen. Wie es aussah, hätten die Kekse, die er präpariert hatte, schon genügt, aber die Spannung, als er die Droge in den Kaffee gab und zusah, wie sie ihn trank, hatte seine Erregung noch gesteigert. Es hatte ihm tatsächlich ein prickelndes Vergnügen bereitet, sie dazu zu bringen, das Zeug auch zu trinken. Als sie dann benommen wurde, hatte es ihm Spaß gemacht, so zu tun, als würde er ihr beistehen, und die anfängliche Hilflosigkeit hatte erotisierend auf ihn gewirkt. Aber als sie dann einfach ohnmächtig wurde, war seine Leidenschaft erloschen.
Er trat mit voller Wucht gegen den reglosen Körper zu seinen Füßen. Was hätte er davon, so etwas zu ficken? Da war keine Angst, um sein Verlangen zu schüren. Blöde Tussi. Er trat sie erneut. Anstatt des Grauens, das er normalerweise bei seinen Opfern sah, wenn sie seine Überlegenheit erkannten, sah er jetzt gar nichts. Was er auch machte oder wie viel Schmerz er ihr zufügte, es kam keine Reaktion. Er fühlte sich unerfüllter und wütender als je zuvor. Sein Körper war vorübergehend befriedigt, doch schon jetzt spürte er, wie sich der Knoten der Anspannung tief in seinem Bauch zuzog. Er würde sich entweder eine andere suchen oder es noch mal mit ihr probieren müssen. Er bückte sich und schlug fest zu.
Ein schwaches Stöhnen war zu hören, und der Körper auf dem Boden bewegte sich ein wenig. »Graham« lächelte kurz, ein Aufblitzen von weißen Zähnen im Mondlicht. Wenn sie wieder zu sich kam, konnte er sich vielleicht doch noch mit ihr amüsieren. Er schleifte sie tiefer in ein kleines Wäldchen, kaum mehr als ein paar Bäume und dornige Sträucher, aber besser als nichts. Er entschied, dass er die Arbeit im Freien hasste, und bedauerte die Verpflichtung gegenüber seinem ehemaligen Partner. Die hier noch, dann das Miststück von der Polizei, und anschließend würde er wieder seinen alten Methoden frönen. Falls das immer noch nicht genügend Gründe für eine Berufung lieferte, dann würde Griffiths sich eben selbst was einfallen lassen müssen, Pech für ihn. Seine Wut brodelte auf wie ein eitriges Geschwür unter der Haut, als er versuchte, das bewusstlose Mädchen wieder wachzurütteln.
Geoff bremste auf zwanzig Meilen die Stunde ab. Es nieselte jetzt nur noch leicht, sodass der Straßenrand besser zu erkennen war, aber er konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, wo genau er die beiden abgesetzt hatte. Es war gut eine Meile vor Cressage gewesen, aber jede Hecke und jedes Gatter sahen gleich aus. Hinter ihm näherte sich ein Auto mit hoher Geschwindigkeit, und er kurbelte das Fenster runter und winkte es vorbei. Jemand auf der Rückbank zeigte ihm zum Dank den erhobenen Mittelfinger, was, wie er fand, den heutigen Abend wirklich gut auf den Punkt brachte.
Auf der rechten Seite sah er ein Eisengatter, das mit einer Drahtschlinge verschlossen war. Es kam ihm irgendwie bekannt vor, und er bremste abrupt, setzte dann so zurück, dass seine Scheinwerfer den Bereich erhellten. Der morastige Boden war von Reifenspuren durchfurcht, und es gab dunkle Abdrücke, die möglicherweise Fußspuren waren. Er zündete sich eine Zigarette an und überlegte, ob er sich auf eigene Faust ein bisschen umschauen sollte. Im Auto war es warm und gemütlich, und er bereute seinen Impuls, sich auf die Suche nach dem Mädchen zu machen. Wahrscheinlich war sie schon längst zu Hause, während er hier in der Pampa hockte, Benzin vergeudete und sich Sorgen machte. Aber wo er schon mal hier war, konnte er sich wenigstens das Gatter genauer ansehen.
Er stieg aus und reckte sich. Im Licht der Sterne war der Boden schwarz und nichts sagend, die Nacht schwieg. Ein Stück weiter die Straße hinunter war ein weiteres Gatter, ganz in der Nähe eines Feldwegs. Der kam ihm bekannt vor … vielleicht hatte er da gewendet. Er ging die Straße entlang darauf zu und murmelte halblaut vor sich hin, dass es hiermit aber nun wirklich genug sein würde. Ein letzter Blick, und dann würde er zurück in die Stadt fahren, um sich von
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