Crescendo
seiner Frau ausschimpfen zu lassen und eine schöne Tasse Tee zu trinken.
Zwischen den Sträuchern verbargen sich Brennnesseln. Er saugte an seiner Hand und spuckte auf die weißlichen Quaddeln, dann rollte er das Mädchen herum, sodass sie auf den Nesseln zu liegen kam, und wurde mit einem Husten belohnt. Na endlich. Er zog ihr die letzten Fetzen der Strumpfhose von den Beinen und fesselte ihr damit die Hände auf dem Rücken.
Das Gefühl angespannter Erwartung durchdrang ihn, und er ohrfeigte sie, bis sich ihre Augen flackernd öffneten. Sie schlossen sich wieder, und ihr Kopf sank zur Seite. Er stieß einen lauten Fluch aus und schüttelte sie, bis sie erneut die Augen aufmachte. Es war zu dunkel, um ihren Ausdruck zu erkennen, aber als er die Hand hob, um sie zu schlagen, zuckte sie zurück, und sein Blut wallte auf. Er löste seinen Gürtel und ließ die Hose fallen, wieder bereit. Das war seine Bestimmung, Schwachheit aufzuspüren und sie zu vernichten.
Er machte noch lange weiter, nachdem er fertig war, unwillig, den Augenblick enden zu lassen, doch schließlich sah er, wie sich der rote Nebel vor seinen Augen lichtete. Er schwitzte wie ein Hund auf der Jagd und rümpfte angeekelt die Nase. War sie tot? Gott, hoffentlich nicht. Während das Pochen in seinen Ohren allmählich leiser wurde, horchte er auf ihren Atem. Mondlicht kämpfte sich zwischen den Wolken hindurch, aber die Bäume warfen gitterförmige Schatten auf ihr Gesicht. Dort, wo er sie gebissen hatte, war Blut, aber er tastete seine Tasche ab und war erleichtert, als er darin sein unbenutztes Messer fühlte – einen Moment lang war er unsicher gewesen. Er schob den Kopf dicht an ihren offenen Mund und meinte, einen schwachen Atemhauch an seiner Wange zu spüren.
Nach alldem war sie noch immer hier bei ihm. Bei dem Gedanken musste er lächeln wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum. Er brauchte noch eine Zigarette, aber seine Hände zitterten so stark, dass er das erste Blättchen fallen ließ. Erst beim dritten Versuch gelang es ihm, eine Selbstgedrehte zustande zu bringen, die er auch rauchen konnte. Er sog das Nikotin ein und hielt es in der Lunge, bis sie brannte, dann atmete er langsam aus.
Das Leben war so schön, dass ihm fast die Tränen kamen. Er betrachtete das Mädchen, ihre weißen Gliedmaßen, mit schwarzen Flecken übersät, ihr ehemals hübsches Gesicht, blutig und verquollen, und er brüllte vor Entzücken auf. Zum ersten Mal wurde ihm klar, warum Griffiths draußen arbeitete. Es brachte ein Gefühl von Freiheit mit sich, als würde man sich so verhalten, wie die Natur es vorgesehen hatte. Die Kunst, seine Opfer zu verführen und in den eigenen vier Wänden zu quälen, hatte er bereits perfektioniert, jetzt konnte er sie um eine neue Fähigkeit ergänzen. Er war ein Meister.
Nach einem weiteren tiefen Zug an der Zigarette fing er an, sich zu entspannen … und nachzudenken. Wenn er sie so liegen ließ, würde die Polizei an ihr alle möglichen Spuren von ihm finden. Er brauchte Wasser. Er hatte sich auch deshalb für die Stelle hier entschieden, weil ihm eingefallen war, dass ganz in der Nähe ein Bach floss. Feuer setzte er nie ein, weil es schwer wiegende Nachteile hatte. Eine Leiche war zu feucht, um ohne Brandbeschleuniger zu brennen, und selbst dann gab es keine Garantie dafür, dass sämtliche Spuren vernichtet wurden. In der Zeit, bevor er sich das nächste Opfer suchte, ging er oft in die Bibliothek und las alles, was er finden konnte, über forensische Ermittlungen. Er war ein Experte auf dem Gebiet. Manchmal malte er sich aus, wie er einen Vortrag hielt und zur Veranschaulichung Dias von seiner Arbeit zeigte. Sie würden Bauklötze staunen, diese Forensikspezialisten, sie könnten nicht anders, als seine Überlegenheit anzuerkennen.
Er riss sich aus seinen Träumereien, eine Angewohnheit, die durchaus gefährlich werden konnte. Das Mädchen war noch nicht mal tot, und er war schon in Gedanken bei den Dias von der Obduktion. Es wurde Zeit. Er fand den schnell fließenden Bach und schleifte das Mädchen ins flache Wasser, achtete aber darauf, dass ihr Gesicht nicht untertauchte. Die Nacht war noch jung, und er konnte sich erlauben, noch ein wenig zu warten, ehe er sie schließlich tötete. Wenn er mit dem Messer etwas behutsamer war, konnte er sie stundenlang am Leben halten. Er behielt immer die Kontrolle, nicht wie manche von diesen traurigen Fällen, von denen er in der Zeitung las, die, getrieben von primitiven
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