Crescendo
Frauen gehört, die Häftlinge besuchten, weil sie insgeheim von den Verbrechen dieser Männer erregt wurden.
Seine linke Hand wanderte unter den Tisch, aber sie schien es nicht zu bemerken. Der Wachmann war draußen; sie hatte darauf bestanden, ungestört mit ihm sprechen zu können, daher waren sie beide allein. Er berührte sich selbst, während sie ihn weiter anlächelte. Sollte er über den Tisch greifen und ihre Bluse aufreißen? Würde sie um Hilfe schreien oder sich lustvoll zurücklehnen?
Sie stand abrupt auf, überraschte ihn.
»Meine Zeit ist um. Wenn ich jetzt nicht gehe, kommen die rein, und das wäre mir nicht recht.«
»Kommen Sie wieder?«
»Möchten Sie denn, dass ich wiederkomme?«
Er beschwor sich, auf der Hut zu sein. Frauen war nicht zu trauen, das hatte Dave ihm beigebracht. Aber Dave hatte schließlich Wendy. Die stille, gehorsame Wendy, die er ihm nur ganz selten mal als Belohnung zur Verfügung gestellt hatte. Zorn stieg in ihm auf. Scheiß auf Dave. Er war noch immer hier drin, weil Dave ihn so beschissen nachgeahmt hatte, dass selbst die Presse keine Verbindung gesehen hatte. Er hatte das Recht auf eine eigene Frau, und wenn die Psychotante auf ihn stand, was hatte Dave ihm dann dazwischenzufunken?
»Vielleicht, ja, okay.«
»Sie werden beantragen müssen, dass ich Batchelor ersetze. Machen Sie das?«
»Kein Problem. Wann kommen Sie das nächste Mal?«
»Wann ist Ihr nächster Termin mit ihm?«
»Übermorgen.«
»Dann sehen wir uns.«
Und damit ging sie.
Claire nahm in Fenwicks Büro in Harlden Platz und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht.
»Du siehst geschafft aus.«
»Die Woche war hart.«
»Wie oft warst du bei ihm?«
»Dreimal. Öfter ging nicht, sonst wäre er misstrauisch geworden.«
»Ich wollte damit nicht sagen, dass du noch mehr hättest tun sollen. Das hier ist fantastisch.« Fenwick klopfte auf den dicken Bericht, der auf seinem Schreibtisch lag. »Wie hast du das alles aus ihm rausgekriegt?«
»Frag lieber nicht.« Sie schloss einen Moment lang die Augen.
»Was hast du getan, Claire?« Fenwick war plötzlich besorgt.
»Du hast doch gesagt, dass ihr unbedingt eine Spur braucht, oder?«
»Ja. Aber nicht um jeden Preis.« Er stand auf und schloss die Bürotür, damit sie ungestört waren.
»Oh, keine Bange, es war nicht um jeden Preis.« Sie klang verbittert.
»Was hast du gemacht?«
Sie sah weg und schüttelte den Kopf.
»Claire. Was ist passiert? Nun red schon.«
»Also, zunächst einmal, es wäre mir lieber, wenn du meinen Bericht nicht als Beweismittel verwenden müsstest.«
»Weiter?«
Es entstand eine lange Pause, dann sagte sie: »Versprichst du mir, dass das unter uns bleibt? Dass du es keiner Menschenseele erzählen wirst?«
»Versprochen.«
»Als ich ihn das zweite Mal besucht habe, haben wir ein Phantasiespiel gespielt, bei dem wir uns Methoden ausgedacht haben, jemanden zu töten.«
Sie sah ihn herausfordernd an, als wartete sie nur auf einen Kommentar von ihm. Fenwick schwieg, obwohl er sich mit Entsetzen vorstellte, welche Folgen das für sie haben konnte. Wenn das je herauskam, wäre ihr Ruf, möglicherweise sogar ihre berufliche Existenz ruiniert.
»Ich habe ihn sehr stimuliert, sexuell, meine ich, und er hat vor mir ejakuliert. Ich glaube, es war spontan.«
»Ach, Claire, du Ärmste.« Fenwick wurde rot, weil es ihm so peinlich für sie war.
»Ist nicht schlimm. Mir geht’s gut, ehrlich.«
»Ja sicher!« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Und das war während des zweiten Besuchs?«
»Ja. Hinterher hat er mir von seiner Kindheit erzählt, genauer gesagt, seiner Jugend, dass er immer das Problem hatte, zu früh zum Höhepunkt zu kommen. Ich hab ihm gesagt, ich fände das erregend, und er hat mir von den Frauen erzählt, die er hatte und wie es mit ihnen war.«
»Hat er die Wahrheit gesagt?«
»Ich denke, nein. Er ist sehr verwirrt, was seine Sexualität angeht. In der Pubertät ist irgendwas mit ihm passiert. Ich glaube nicht, dass er missbraucht wurde, weil er noch einen Rest Selbstachtung besitzt, was sonst nicht der Fall wäre. Vielleicht hat er herumexperimentiert, und vielleicht war dabei in irgendeiner Weise Gewalt im Spiel.«
»Er war bei seiner Festnahme nicht vorbestraft.«
»Das ist ja gerade das Eigenartige. Vielleicht waren es SM-Spiele, auf freiwilliger Basis, vielleicht haben Tiere dabei eine Rolle gespielt. So etwas gibt es.«
»Und ich dachte, ich hätte in meinem Job mit den ganzen
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