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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Krallen auf Holz ertönte, die Katze kam in die Diele stolziert, Nase und Schwanz zuckten im Takt. Nightingale warf ein Stück Lachs auf den Boden, und die Katze machte ein paar Schritte darauf zu. Mit großem Misstrauen beäugte sie Nightingale, die jetzt bis zur Wohnungstür zurückwich, um dem Tier mehr Platz zu geben. Die Katze ging in Angriffsstellung. Nightingale wartete in der Hoffnung, dass die Gier das Misstrauen besiegen würde. Minuten vergingen, dann erbebte das Hinterteil und der Schwanz schnellte hin und her, genau wie damals bei dem Viech ihrer Mutter, wenn es Jagd auf junge Vögel machte. Wieder ein Beben, und die Katze stürzte sich auf den Leckerbissen.
    Das Stück Lachs verschwand, und die Katze leckte die Stelle auf dem Fußboden ab, wo der Fisch gelegen hatte, bevor sie in Erwartung eines Nachschlags hochblickte. Nightingale öffnete die Wohnungstür und legte ein weiteres Stück Lachs draußen hin, dann ein drittes auf die oberste Treppenstufe, bevor sie das letzte nach unten auf den Treppenabsatz warf.
    Die Katze lief zu dem zweiten Stück, schnappte es sich und wich aus, als Nightingale nach ihrem Hinterteil trat, es aber verfehlte. Die Katze lief trotzdem den Flur entlang, und Nigtingale schlug die Tür zu . Durch den Spion beobachtete sie, wie die Katze sich umdrehte und auf die Tür blickte, bevor sie das dritte Stück verschlang und weiter zum letzten die Stufen hinablief.
    Mit zitternden Händen schloss Nightingale die Tür erneut ab und klemmte einen Stuhl unter die Klinke. Sie wischte den Fußboden sauber, saugte den Teppichboden und putzte überall, wo die Katze gewesen sein könnte. Dann ließ sie sich ein Bad einlaufen. Der Einbruch in ihre Wohnung, der Anblick von Fenwick mit Claire und die Nachricht, dass seine Frau gestorben war, das alles hatte ihre Gefühle bis zum Zerreißen gespannt. Ihr kam der Gedanke, dass sie endlich an einem Punkt angelangt war, wo sie eine klare Entscheidung treffen musste. Sie konnte sich dem Zustand des Selbstmitleids und der Angst überlassen, der sie seit der Gerichtsverhandlung zu befallen drohte, oder sich am Riemen reißen.
    Derjenige, der ihr die Katze in die Wohnung gesetzt hatte, wollte ihr Angst einjagen und sie paranoid machen, aber sie würde ihn enttäuschen. Sie spürte, wie ein Teil ihres alten Mutes zurückkehrte, ein Körnchen der zähen Unabhängigkeit, die sie schon für immer verloren gewähnt hatte.
    Während die Wanne voll lief, hörte sie den Anrufbeantworter ab: sechs Anrufe, fünfmal schweres Atmen und eine Nachricht. »Willkommen daheim«, sagte eine Männerstimme und lachte dann. Die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf, und sie rieb kräftig darüber. Auf dem PC hatte sie drei E-Mails von »Pandora«. Sie löschte sie alle.
    Ausgestreckt im warmen, nach Lavendel duftenden Wasser schloss sie die Augen und versuchte nachzudenken. Psychisch fühlte sie sich allmählich besser. Körperlich war sie ein Wrack. Sie konnte ihre Rippen zählen, ihre Handgelenk- und Fußknöchel waren spitzig, der Kopf tat ihr weh und ihre Augen brannten. Gut möglich, dass sie Fieber hatte. Sie redete sich ein, dass sie einfach mal richtig durchschlafen und etwas Anständiges essen musste, und sie glaubte es fast.
    Nach dem Bad machte sie sich Rührei auf Toast und zwang sich, alles aufzuessen. Sie fühlte sich krank, aber sie war so wachsam wie schon lange nicht mehr. Bevor sie ins Bett ging, überprüfte sie alle Möglichkeiten, in ihre Wohnung einzudringen. Es war alles gesichert, und es gab keinerlei Spuren, die darauf hindeuteten, wie sich der Eindringling Zugang verschafft hatte, trotzdem suchte sie die Nummer eines Schlüsseldienstes heraus, den sie am nächsten Morgen anrufen wollte. Um neun Uhr nahm sie eine halbe Schlaftablette und hoffte, dass sie am nächsten Morgen den Wecker hören würde. Das Nächste, was sie bewusst wahrnahm, war das Schellen des Weckers, der sie pünktlich um sechs aus dem Schlaf riss. Mit verklebten Augen und trockenem Mund stand sie auf, um sich dem neuen Tag zu stellen.
    Blite erwartete das Team am vereinbarten Treffpunkt. Es waren bereits zweiundzwanzig Grad, obwohl es noch keine sieben Uhr war. Trotz der Wärme trug der Inspector einen Pullover unter seinem Jackett, und er sah fürchterlich aus. Das gesamte Team sollte sich in der Siedlung verteilen und unsichtbar Posten beziehen. Einer der erfahreneren Beamten meldete Bedenken an.
    »Wir sind nur zu zehnt, mit Ihnen. Wären mehr Leute nicht

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