Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
Vom Netzwerk:
einem anderen Beobachtungsposten etwa dreißig Meter entfernt. Er schob sich das Funkgerät in die Tasche und wandte sich zum Gehen.
    »Hier, nicht vergessen.« Nightingale reichte ihm seine kugelsichere Weste, und er tippte sich zum Dank an die Stirn.
    Eine Stunde später sah sie ihn in seinen schmuddeligen Hemdsärmeln auf und ab gehen, um sich die Beine zu vertreten. Ihre eigenen Muskeln verkrampften sich solidarisch, und der Rücken tat ihr weh. Irgendwo in ihrem Kopf sagte eine Stimme, dass es vernünftig wäre, sich krank zu melden, doch dann fiel ihr ein, dass es Blite um einiges schlimmer erwischt hatte, und sie schätzte, dass er ihr bestimmt nur sagen würde, sie solle auf ihrem Posten bleiben. Aber als sie sich dabei ertappte, dass sie auf dem Weg war, die Wohnung zu verlassen, um frische Luft zu schnappen, ließ ihre Dummheit sie erschaudern. Jetzt hatte sie keinen Zweifel mehr, dass sie nach Hause musste. Ein Anruf bei der Einsatzleitung, und Ersatz wäre unterwegs.
    Sie sah sich nach ihrem Funkgerät um, doch es war nirgends zu sehen. Rike hatte es bestimmt aus Versehen eingesteckt, nachdem er es leise gedreht hatte. Aber sie hatte ja noch ihr Handy. Die Nummer des Präsidiums in Harlden war gespeichert, und sie wartete ungeduldig, dass sich die Zentrale meldete.
     
    Als D. I. Blite zusammenbrach, gab es im Einsatzraum einige Unruhe. Sergeant John Adams, der als Ersthelfer ausgebildet war, genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, doch seine Freude ließ jäh nach, als er auf Blites korpulente Gestalt blickte und daran dachte, wie ansteckend der Mann war.
    »Das ist eine Virusgrippe«, sagte Sergeant Wicklow wissend, während er zusah, wie Adams Blite den Puls fühlte und dann den Rettungswagen rief. »Meinen Nachbarn hat’s auch erwischt. Dem geht’s richtig dreckig. Seit einer Woche im Bett, und der Arzt kommt alle zwei Tage.« Er deutete mit der Hand auf den Mann, der bewusstlos auf dem Boden lag. »Hätte zu Hause bleiben sollen. Hat uns nur die Viren hier reingeschleppt.«
    Adams war zwar kein Fan von Blite, doch dass der Mann schwer krank war, daran bestand kein Zweifel.
    »Könnte eine Lungenentzündung sein. Ein bisschen mehr Mitgefühl, dem armen Kerl geht’s beschissen.«
    Wicklow schniefte mitleidslos und widmete sich wieder seiner Arbeit. Zuallererst galt es, den Superintendent darüber zu informieren, dass sein Einsatzleiter außer Gefecht war. Quinlans Reaktion war vorhersehbar.
    »Fenwick verständigen, sofort.«
    Der Chief Inspector wurde bei einer weiteren endlosen Besprechung über neue Ermittlungsmethoden aufgespürt, die ihm der Superintendent aufgehalst hatte. Er lauschte aufmerksam und beriet sich dann mit Cooper. Trotz der gespielten Neutralität des Sergeants teilte Fenwick nach nicht einmal fünf Minuten dessen Sorge, dass nicht genug Leute mit der Überwachung betraut waren. Er schluckte eine spitze Bemerkung herunter, die seine schlechte Meinung von Blite verraten hätte, und machte sich auf den Weg zu Quinlans Büro. Unterwegs erkundigte er sich bei Cooper, der auf der Treppe kaum mitkam, wie die Bande normalerweise vorging.
    »Sind sie bewaffnet?«
    »Mit Baseballschlägern. Bisher weder Schusswaffen noch Messer.« Cooper blieb auf einem Treppenabsatz kurz stehen, um zu verschnaufen.
    »Baseballschläger sind schlimm genug. Wie viel Verstärkung haben wir?«
    »Das Minimum. Für den Notfall gibt’s eine Alarmbereitschaft.«
    »Dieser dämliche, knauserige Scheißkerl.«
    »Wie meinen, Sir?«
    »Nichts. Bis gleich.«
    Und er eilte voraus.
    Kaum war er durch die Tür von Quinlans Büro: »Wir brauchen mehr Leute, Sir.«
    »Das ging aber schnell!« Quinlan lachte. »Ich hatte mit ...«, er tat so, als würde er auf seine Uhr schauen, »mindestens einer Stunde bis zu dieser Bitte gerechnet.«
    »Ich meine es ernst. Ich glaube, der Einsatz steuert auf eine Katastrophe zu. Wenn wir Glück haben, scheitert er, wenn wir Pech haben, wird jemand verletzt.«
    »Wie viele brauchen Sie?«
    »Acht, mindestens sechs, bloß für den Rest des Tages. Dann muss ich neu überlegen.«
    Es klopfte zögerlich an der Tür, und Cooper kam herein.
    »Bob, helfen Sie Andrew, sechs Leute aufzutreiben. Ich bewillige das. Und ich nehme an, Sie fahren sofort raus.«
    »Selbstverständlich.«
     
    Schweiß tropfte von Nightingales Kinn auf das nackte Holz der Fensterbank, wo er binnen dreißig Sekunden im Sonnenlicht verdunstete. Sie schaute fasziniert, fast wie hypnotisiert zu, wie der

Weitere Kostenlose Bücher