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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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Desinteresse machte er die gewonne-nen Pluspunkte gleich wieder zunichte. Lucinda war es gewohnt, dass man sich um sie bemühte, nicht umgekehrt, und die Tatsache, dass er attraktiv war, erhöhte ihre Verstimmung nur noch.
    Sein blondes Haar war voll und leicht gewellt. Es stieß an seinen Kragen und ließ ihn fast wie einen Künstler wirken.
    Auch die Augenbrauen waren blond, fast so wohlgeformt wie bei einer Frau, und die Augen darunter waren schön, dunkelbraun und unergründlich. Sie beobachtete, wie er aus seinem Glas trank. Entweder trank er sehr langsam, oder er hatte sich nachschenken lassen. Seine Hände hatten die langen, elegan-ten Finger eines Künstlers.
    Routinemäßig ging sie im Kopf ihre eigenen Stärken durch, wie immer, wenn Selbstzweifel und Unsicherheit sie befielen. Sie war attraktiv – sehr sogar. Normalerweise musste sie sich der Avancen eher erwehren, als sich welche zu erhof-fen. Sie hatte dunkles, langes und seidiges Haar, graue Augen und cremeweiße Haut. Ihre Haltung, ihr Auftreten und ihr Benehmen verrieten, dass sie aus gutem Hause kam. Obend-rein war sie natürlich schlank, fast mager. Kein Wunder, dass einige ihrer Freundinnen ihr nicht immer zugetan waren, aber sie taten ihr Leid und sie verzieh ihnen.
    Zwei junge Frauen kamen herein. So aufgemacht und mit Schmuck behängt, wie sie waren, hätten sie genauso gut ein Schild mit der Aufschrift »noch zu haben« um den Hals tragen können. Sie entdeckten den attraktiven Mann, der allein 212

    an der Bar saß, und verfielen in klassisches Flirtverhalten. Er blieb ungerührt, hob aber seine geheimnisvollen Augen und lächelte Lucinda an, um sie in seine Verspottung der Frauen mit einzubeziehen, die er bereits als seiner Aufmerksamkeit unwürdig eingestuft hatte. Sie lächelte zurück und verdrängte den Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie ihr eigenes Geschlecht verriet.
    Spontan hob sie die Hand, um noch etwas zu trinken zu bestellen, doch bevor Brian das sah, stand der Mann neben ihr.
    »Darf ich?«
    »Nein, jetzt bin ich an der Reihe.«
    »Der Satz kommt in meinem Wortschatz nicht vor. Bitte.«
    Er war nicht herablassend, deshalb akzeptierte sie die Ga-lanterie, und wunderte sich über sich selbst. Brian bediente sie sogleich und reichte ihnen einen kleinen Teller Oliven zu den Getränken.
    »Auf Ihr Wohl.« Er hob sein Glas so förmlich, dass ihre Mundwinkel zuckten.
    »Prost.«
    »Ich heiße Edmund, Edmund Althorpe.«
    »Lucinda Hamilton.« Einen peinlichen Augenblick lang dachte sie, er werde ihr jetzt die Hand geben wollen, aber er tat es nicht. Stattdessen zog er einen Hocker heran und schob seinen langbeinigen Körper darauf. Er hatte wunderbare Schultern, und trotz seiner schmalen Lippen sah er toll aus.
    Sie fragte sich, ob er wohl auch unterhalb des Vs, das der offene Kragen seines Hemdes bildete, braun gebrannt war, und errötete bei dem Gedanken.
    »Ist Ihnen zu warm? Möchten Sie lieber auf die Terrasse gehen?«
    »Nein, alles in Ordnung … Edmund«, sie lächelte, hatte 213

    sich wieder unter Kontrolle, »und danke für den Champagner.«
    »Es war mir ein Vergnügen. Sie haben es sich verdient. Ich habe Sie hier sitzen sehen, Ihr Gesicht umrahmt von Ihrem herrlichen Haar, und es hat mir gar nicht gefallen, dass Ihre Schönheit von einer finsteren Miene verunziert wurde.«
    Sie schmunzelte auf eine Weise, die verriet, dass sie gelun-genere Komplimente gewohnt war.
    »Sie müssen entschuldigen, aber Sie sind nun mal schön.
    Ein Mann gerät gleich in die Defensive, wenn er eine so hübsche Frau sieht. Am liebsten wäre ich gleich auf Sie zugegan-gen und hätte Sie angesprochen, aber ich wusste nicht, wie.«
    Seine jungenhafte Offenherzigkeit war entwaffnend. Allmählich fing sie an, von sich zu erzählen. Es war leicht, er hörte geduldig zu, wie ein alter Freund. Er hatte eine schöne Stimme, und Lucinda fand seine manchmal etwas altmodische Ausdrucksweise reizvoll. Während sie sich angeregt unterhiel-ten, bröckelte die Sprödigkeit, die sie ihrem schlechten Tag verdankte, nach und nach von ihr ab. Wenn er ihr Komplimente machte, wies sie diese nicht schroff zurück, sondern nahm sie an, als würden sie ihr zustehen. Ihre Abwehrhaltung schmolz dahin, als sie ihr drittes Glas leerte und er noch eine Runde bestellte.
    »Das klingt, als hätten Sie ein paar schlimme Wochen hinter sich.« Er blickte sie mit aufrichtigem Mitgefühl an, und sie merkte, dass ihr Tränen in den Augen standen.
    »Ach, das ist ja noch

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