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Crime Machine: Thriller (German Edition)

Crime Machine: Thriller (German Edition)

Titel: Crime Machine: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Linskey
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den Singsang einer leicht beschränkten Kassiererin nach: »Das macht neunzig Pfund, Sir. Ach, und haben Sie Ihre Kundenkarte dabei? Ich sehe gerade, Sie haben genug Treuepunkte für einmal Ficken, zwei Blowjobs und einmal Französisch gesammelt. Möchten Sie sie gleich einlösen, solange Ihre Frau tanken fährt?« Er lachte. »Glaub bloß nicht, die würden das nicht machen, wenn sie könnten? Die verkaufen von Fernsehern bis Versicherungen alles, heutzutage gibt’s an jeder Ecke Vibratoren. Wo kämen wir hin, wenn der Einzelhandel Geschäfte mit Sex machen dürfte, hm? Ich hab mit Massagen mehr Kohle gemacht als mit bewaffneten Überfällen. Dauert nur länger, ist eben Handarbeit.«

    Finney und ich kamen viel zu schnell in die Stadt. Es war der Beginn eines Oktoberwochenendes, und die Menschen waren unterwegs, wollten für ein paar Stunden in den Pubs und Clubs von Bigg Market und Quayside ihre Sorgen vergessen; aufgedonnerte Mädchen und pöbelnde Jungs auf der Suche nach einer One-Night-Juliet trieben sich zu Dutzenden auf den Straßen herum. Die Brücken auf der Quayside waren alle hell erleuchtet, damit die Nachtschwärmer wussten, in welche Richtung sie torkelten.
    Ich hatte nicht grundlos an Bobbys gewalttätige Anfänge gedacht. Er war immer noch ein knallhartes Arschloch. Wenn er sich zu kurz gekommen fühlte, schreckte er nicht davor zurück, seine sagenumwobene Unbarmherzigkeit auch gegenüber seinen zuverlässigsten Lieutenants walten zu lassen. Tatsächlich machte mir das große Sorgen, denn im vorliegenden Fall war ich der zuverlässige Lieutenant. Ich bin Gewalt nicht gewohnt wie die anderen Jungs aus unserer Crew. Im Gegensatz zu mir sind sie alle schon sehr viel länger im Geschäft und hatten sich die Aufnahme in unsere Gang hart erkämpfen müssen. Irgendwann mal haben sie sich alle die Finger schmutzig gemacht. Aber ich? Ich bin viel jünger und ausschließlich Kopfarbeiter, ein Mann der Ideen. Durch mich hat Bobby Mahoney im Lauf der Jahre eine Menge Kohle gescheffelt, und er hat immer drauf geachtet, dass ich meinen Anteil bekomme, aber all das zählt jetzt nicht mehr. Die Übergabe hat nicht stattgefunden, und, ich geb’s zu, ich mach mir deshalb in die Hose.
    »Kein verfluchtes Wort gegenüber Bobby, hast du mich verstanden?«, warnte mich Finney. »Egal, was er sagt.«
    »Hab’s schon versprochen, oder nicht?«
    Wir parkten draußen vor der schmutzigen, fensterlosen Fassade des roten Backsteingebäudes, das den Cauldron beherbergte, einen Steinwurf von Chinatown und einen Elfmeter vom St. James’s Park entfernt. Es war Freitagabend, kurz nach der traditionellen Sperrstunde, und draußen vor dem Club hatten sich bereits Scharen von Besuchern versammelt. Der Cauldron ist nicht unbedingt der coolste Laden der Stadt, aber er ist billig und hat viele loyale Anhänger. Sie standen jeweils in Zweier- oder Dreiergrüppchen Schlange; Teenagermädchen in Röcken, die so kurz waren, dass man glauben konnte, sie seien aus den Taschentüchern ihrer Großväter geschneidert. Die engen Blusen hatten sie nur bis zur Mitte zugeknöpft oder gebunden, so dass man einen guten Hektar nacktes, weißes Dekolleté sehen konnte, das unter dem Stoff hervorquoll. Gott, dachte ich, die müssen sich den Arsch abfrieren. Dann wurde mir klar, wie alt ich dabei klang. Wer jung ist, dem macht Kälte nichts aus. Ich erinnerte mich an meine arme, verstorbene Mutter, die immer, wenn ich das Haus ohne Mantel verließ, zu mir sagte: »Eines Tages holst du dir bestimmt noch den Tod.«

    Finney warf einem der Türsteher die Schlüssel zu, damit er den Wagen aus dem Halteverbot fuhr. Der andere nahm hastig die dicke rote Kordel ab, die dem Laden den Anschein von Klasse verleihen sollte, und trat einen Schritt zurück, um uns einzulassen. Wir gingen an dem Mädchen vorbei, das die Kohle kassierte, ich glaube, Julie hieß sie, und sie lächelte mich an. Ich fragte mich, ob sie bereit sein würde, eine Aussage zu machen, sollte ich das Gebäude nicht mehr lebend verlassen. Einen Scheiß würde sie.
    Der Gedanke geisterte mir durch den Kopf; die Übergabe hatte nicht stattgefunden, deshalb war ich im Moment in Newcastle ungefähr so beliebt wie Dennis Wise. Ich wünschte, ich säße im Flugzeug zurück nach Thailand.
    Wir stiegen eine steile Treppe mit einem klebrigen, biergetränkten, braunen Teppich hinauf, und ich konnte kurz einen Blick auf die Tanzfläche mit der Nebelmaschine aus den Achtzigern werfen, die Qualm

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