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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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übers Hausdach, eheder Flammenball wie ein Stein herunterfiel und über die Straße kullerte. Lennox sah sich nicht mehr um; er ging mit schnellen Schritten zur Bushaltestelle, weil er einen weinrot-und-weißen Doppeldecker kommen sah. Les hatte ihm die Antwort gegeben, die er brauchte.

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20
Verkaufskonferenz
    Die nächtliche Hitze steigt aus den Mangrovensümpfen auf, als Lennox auf der Interstate75 Richtung Osten fährt. Die Tachonadel berührt die 100-Meilen-Marke, und der VW vibriert bedrohlich, als er über die fast leere Alligator Alley schießt, unterwegs zu einem Hotel am Miami Airport und der dort stattfindenden Verkaufskonferenz.
    Er hat schon von Männern gelesen, für gewöhnlich Nerds, die sich in Seminaratmosphäre treffen, um Tipps zum Frauenaufreißen auszutauschen. Die bestehen aus einer bunten Mischung von Verhaltenspsychologie und Verkaufstraining: Transaktionsanalyse, Neurolinguistisches Programmieren, Pop- und Pseudopsychologie. Die meisten wollen bloß ihre Attraktivität auf dem Partnerschafts- und Paarungsmarkt steigern; als intelligente, obsessive Loser suchen sie einen Weg aus ihrer Befangenheit im Umgang mit Frauen. Für andere dagegen sind Frauen fast schon Nebensache; ihnen geht es mehr darum, sich mit anderen Männern zu verbrüdern und zu messen. Die Schulhofprahlereien von– echten oder eingebildeten– sexuellen Eroberungen ins Erwachsenenalter herüberzuretten, sozusagen.
    Für einige extremere Mitglieder dieser Gruppen verliert das Aufreißen von Frauen bald seinen Reiz. Viele haben eine ausgewachsene Persönlichkeitsstörung; eindeutige Missbrauchsopfer, verbittert und mit ausgeprägten verdrängten Rachefantasien. Es sind Pädos, die sich zusammengetan haben, um wehrlose alleinerziehende Mütter mit vorpubertären Kindern aufzuspüren und sich mit ihnen anzufreunden.
    Das Seminar ist eine Versammlung von Pädophilen, und mindestens einer davon ist ein Cop. Lennox ist zur Polizei gegangen, weil er Brutalos hasst. Dann hatte er ernüchtert feststellen müssen, dass es auch bei der Polizei genug davon gab. Typen wie Dearing, die gerne andere tyrannisierten und sich dabei hinter ihrem Dienstabzeichen versteckten, traf man überall auf der Welt. Es stand nicht in seiner Macht, sie daran zu hindern, darum war er in seinem Zynismus beinahe zu einem von ihnen geworden.
    Ohne den gerechten Zorn seines Kreuzzugs gegen Kinderschänder war Lennox zu sensibel für all die Brutalität, mit der er bei der Schwerkriminalität zu tun hatte. Nur mithilfe von Alkohol und Kokain hatte er diese Sprache drauf, verstand ihren stumpfsinnigen Code auf der dafür notwendigen emotionalen Ebene, auch wenn die Substanzen, die ihm den nötigen Eifer für diese Kultur der Gewalt gaben, seine Effektivität einschränkten, wenn er selbst austeilte. Der Kampfsport, das Kickboxen, half nur, wenn er körperlich fit genug war, dreimal pro Woche zu trainieren. Dann waren die behandschuhten Fäuste anderer Männer vor seinem Gesicht ihm höchstens lästig; das Abfangen, Wegducken, Blocken und Zurückschlagen kam automatisch.
    Lennox erschrickt, als ein rhythmisches Knattern über ihm einen sich nähernden Hubschrauber ankündigt. Der Suchscheinwerfer des Helikopters wirft seine Finger über den Highway hinter ihm. Dearing konnte doch unmöglich   … Aber dann verlor sich das Geräusch über den Everglades, der größten unbewohnten, unerschlossenen Landfläche in den Vereinigten Staaten. Es lag nahe, dass Hubschrauber diese dichte, üppige Vegetation kontrollierten, fotografierten, immer auf der Suche nach Drogenschmugglern, illegalen Einwanderern, Terroristen oder auch nur verdächtig auftretenden Normalbürgern.
    Innerhalb einer Frisbeewurfweite wird aus Sumpfgebiet dezidiert Stadt, und Ray Lennox, der zwangsbeurlaubte schottische Cop, der weiß, dass er diesen Job nie wieder ausüben kann, fährt auf den Parkplatz des Embassy Hotels, wo das Seminar bereits seit einer Stunde läuft. Nach der verschmuddelten Zweckbestimmtheit der Flughafennachbarschaft von Miami wirkt der mit rotem Marmor und Goldstuck verzierte Innenhof des Hotels mit seinen Springbrunnen und Säulen, als beträte man die Business-Version des Garten Eden. Er ist so geschmackvoll bepflanzt, die bunte Flora so liebevoll gepflegt, dass es für seine übermüdeten Augen wie eine Hochglanzbroschüre anmutet. Er studiert die Anzeigetafel aus schwarzem, geriffelten Filz und erwartet beinahe schon, in weißen Plastiksteckbuchstaben

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