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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Kommt er je wieder nach Hause, oder ist er für immer verloren? Nach einer gewissen Zeit in dieser höllischen Warteschleife ist einem jede Nachricht recht, die diesem Warten und Zweifeln ein Ende macht, und sei sie noch so vernichtend. An Britneys alleinerziehender Mutter Angela Hamil erkanntest du alle Anzeichen einer Frau, die in diesen unbarmherzigen Strudel des Irrsinns gezogen wurde.
    Am Abend war euch allen klar, dass irgendjemand Britney verschleppt hatte. Am nächsten Tag beschloss Toal, an die Öffentlichkeit zu gehen und die Zeitungen zu informieren. Wenn man die Situation schon nicht im Griff hatte, dann doch wenigstens die Berichterstattung darüber. Die Spätausgaben der Evening News in Edinburgh zeigten ein Foto des lächelnden kleinen Mädchens mit roten Bäckchen, das zur Ikone werden sollte. Elternaugen ruhten mit schmerzlicher Liebe auf den eigenen Kindern und funkelten Fremde misstrauisch an. Die Medien machten inflationären Gebrauch von der Formulierung »wie ein Engel«. Du hattest noch im Ohr, wie ihr Großvater es zuerst sagte.
    Die Telefonleitungen der Polizei wurden nicht nur von der üblichen Schar Wichtigtuer und Spinner blockiert, sondern genauso von wohlmeinenden Bürgern, die jedoch kaum Zweckdienliches beizusteuern hatten. Und dieses schleichende Unbehagen hatte sich wie ein Virus in deinem Ermittlungsteam ausgebreitet. Egal, was ihr der Presse oder der Familie gegenüber sagtet, als gestandene Polizisten wusstet ihr nach vierundzwanzig Stunden alle, dass ihr es höchstwahrscheinlich mit dem Sexualmord an einem Kind zu tun hattet.
    Das Team legte sofort los. Gillman war der Erste, der etwas fand, ein einzelnes gelbes Blatt aus einem Notizblock, das gegenüber der Stelle, wo Britney verschwunden war,durchweicht im Rinnstein lag. Angela bestätigte, dass es aus Britneys Schulblock stammte. Der Fund deutete darauf hin, dass es zwischen dem Kind und seinem Kidnapper zu einem Kampf gekommen sein musste.
    Die Verfolger mussten sich irgendeine greifbare Vorstellung von ihrem Täter machen, und man belegte ihn mit den üblichen Kosenamen: »der Kinderficker«, »die Bestie« oder »das Sexmonster«. In der Polizeikantine kursierte allerdings ein anderer Beiname– Mr.   Confectioner. Das hatten sie aus der Tobleronewerbung im Fernsehen: »Ach bitte, Mr.   Confectioner   … geben Sie mir Toblerone.« Die Jungs in Bert’s Bar fanden, dass der Zeichentrickkonditor wie ein Triebtäter aussah, der kleine Kinder mit Süßigkeiten anlockte.
    Aus, Schluss.
    Keine Verbrechen   …
    Freinehmen   …
    Seine Taten würgten jedes Mitgefühl aus uns heraus, genauso, wie das Leben aus   …
    Weil   …
    Weil er schon so geboren war, geboren sein musste, das dreckige Monster. Das miese Schwein war nur auf die Welt gekommen, um uns, seine Beute, zu quälen   …
    Wir mussten stark sein, wachsam und allzeit bereit, sie aufzuhalten, nie zuzulassen, dass sie unser Fleisch und Blut vernichteten   …
    Das Krachen des Bechers in seiner Faust bringt ihn mit einem Ruck wieder in einen beinahe bewussten Zustand. Ein dickflüssiger Mix aus Wodka und Tomatensaft schwappt über seine gesunde linke Hand. Er stellt den Becher ab, leckt sich sauber und wischt mit einer Serviette auf. Trudi hat nichts bemerkt; sie ist mit der alten Schachtel in die Zeitschrift vertieft. Er versucht, an Spiele zu denken, die er überdie Jahre im Tynecastle Park gesehen hat. Mit seinem Dad beim Fünf-eins-Sieg der Hearts gegen Leipzig. Curtis Park, einer seiner Schulfreunde und Hibs-Fan, der es im Fernsehen gesehen hatte, erzählte ihm, Alan Weeks, der Englishman, sei Gastkommentator gewesen. Ian Ferguson, der das Siegtor gegen Bayern München schießt. Der Drei-zu-eins-Sieg im Scottish Cup gegen die Rangers. Der Cupgewinn in Parkhead. John Robertsons zahllose Derbysiege. Wie er dem Kurzen in der Teppichabteilung bei John Lewie’s die Hand schüttelt. An John Colquhoun, der eine Saison lang am Rande der Weltklasse spielte. Den verhängnisvollen Nachmittag im Mai 1986, an dem sie alles verschenkten. Das Benefizbankett vor einigen Jahren, bei dem er neben Wallace Mercer saß, dem ehemaligen Präsidenten, der ihm ein paar tolle Geschichten über Spiele in alten Tagen erzählte, und von diesem katastrophalen Tag in Dundee. Und wer hatte heute das Sagen?
    Der Vereinspräsident ein russischer Millionär. Der Manager ein vorbestrafter Triebtäter.
    FC Heart of Midlothian.
    Traditionen.
    So weit ist es schon mit uns gekommen. Wie lange

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