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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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wurde nun eine Gestalt sichtbar, eine Kreatur, die ich schon einmal gesehen hatte: Ein schwarzer Rabe. Er wippte hin und her und gab einige krächzende Schreie von sich, die sich in meinen Ohren wie die Klänge einer wild läutenden Kirchenglocke anhörten. Sein Schnabel war dunkelrot!
    »Jake!«, rief Elsa laut. »Jake, er kommt, um dich zu holen!«
    Ihre Stimme glich der eines Menschen, der eben vom unerwarteten Tod eines Angehörigen erfahren hatte: erstickend, grell und dennoch in sich gekehrt. Ich war wie gelähmt.
    Es wurde kälter und kälter, und langsam erschien ein Kopf in der offenen Fahrertür. Er blickte sich um, bevor er mich ansah. Sein Gesicht war von der Dunkelheit verdeckt, ich erkannte ihn nicht.
    Elsa lag still auf mir, während mein Blut auf der Brust bereits in Richtung des Bauchnabels lief. Doch meine Augen richteten sich wieder auf den mich anblickenden Kopf.
    Dieser Besucher trug einen Sheriffhut mit einem goldenen Stern oben drauf, und ich glaubte zu erkennen, dass er auf seinem Hemd ein Namensschild trug, dessen Schriftzug ich nun lesen konnte: Steve Below!
    »Jake!«, rief Elsa. Ein kräftiges Rütteln ließ mich aus meinem Albtraum erwachen. Ich musste kurz eingenickt sein. Was für eine Hölle!
    »Mann, Jake! Erschreck mich doch nicht so! Ich dachte du bringst mich um!«
    Sie hatte sich bereits aufgerichtet und zog ihre Dienstkleidung wieder an.
    »Du hast wie ein Verrückter um dich geschlagen und ständig meinen Namen gerufen. Ich dachte, ich bekomme dich nicht mehr wach.«
    »Tut mir leid, Elsa. Ich muss eingenickt sein. Mir fehlt einfach der nötige Schlaf.«
    »Schon gut, Jake, du hast ja auch recht. Wir müssen unsere Arbeit tun, und da deine Spur zur Daily Sensation führt, sollten wir uns nun dorthin begeben.«
    Ich war überrascht. Diese Frau schaffte es immer wieder, mich dumm aus der Wäsche schauen zu lassen – selbst jetzt, als ich keine Wäsche trug.
    Im gewissen Sinne kam mir ihre Reaktion sehr gelegen, obgleich mir solch eine abrupte Situationsänderung nicht gefiel. Meiner Meinung nach durften Frauen nicht so gefühlskalt sein. Aber genau diese Entgegnung ihrerseits gab mir das Gefühl, dass sie doch etwas für mich empfand und ich nicht nur als ein männliches Sexobjekt angesehen wurde. Es schien so, als wollte sie mich nicht unter Druck setzen, und eben nicht gleich eine Beziehung beginnen.
    Ich wusste nun, dass ich auf ihre gewählte Option eingehen musste, dennoch schien es mir ihr gegenüber nur fair, zu sagen, dass es mir sehr gefallen hatte. Ich wartete aber auf den richtigen Moment.
    Während ich mich ebenfalls anzog und wir zehn Minuten später die Fahrt durch die rabenschwarze Nacht fortsetzten, nutze ich kurzerhand die Gelegenheit.
    »Es war schön«, brachte ich leise hervor und sah zu ihr. Ihr sanftes Grinsen und das leichte Nicken waren mir Beweis genug, dass ich mit meinen Gedanken wohl richtig lag und einige Schmetterlinge verflogen sich in meiner Bauchgegend. Solche Gefühle hatte ich schon lange nicht mehr gehegt, und mich ärgerte die Erkenntnis, dass nur ein fremder Mensch so etwas in einem auslösen konnte, obgleich diese Glückshormone vom eigenen Körper ausgeschüttet wurden. Und dieser fremde Mensch war sie! Liebte ich sie? Die Zeit erschien mir aber dennoch zu kurz, um von Liebe zu sprechen. Es war einfach eine Affäre, die sich zu allem entwickeln konnte.
    Ich fühlte mich irgendwie nicht wie ein Mann, denn Männer dachten nicht über einen One-Night-Stand nach. Doch auch wenn ich teils süchtig nach Sex war und im Laufe meiner Beziehungen viele abartige Praktiken vollzogen hatte, war ich doch eher jemand, der über Gefühle nachdenkt und dem der Sex zweitrangig war. Ein weiterer Fluch!

    Die folgende Fahrt blieb ohne jegliche Konversation. Jeder war in seine Gedanken vertieft und wir kamen erst kurz vor halb fünf am ehemaligen Zeitungsgebäude an, dessen Standort am Rande des Zentrums von New Rock war. Ein unauffälliger Einbruch war demnach kaum möglich.
    »Hier rein?«, fragte Elsa, wobei sie mir zu verstehen gab, dass dieses Gebäude bestimmt nicht zu ihren Traumhäusern zählte.
    Ich parkte den Wagen etwas abseits, um nicht völlig im Rampenlicht zu stehen. Es handelte sich mal wieder um eine Aktion, deren Hauptdarsteller nur ich sein konnte: Sheriff bricht in staatliches Gebäude ein!
    »Du weißt schon, dass du dich strafbar machst?«
    »Ich weiß, Elsa, und ich möchte dich wirklich zu nichts zwin gen. Wenn du willst, warte im Wagen.

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