Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
interessiert Sie doch einen Scheiß, was hier vor sich geht, nicht wahr? Sie wollen doch nur in Ruhe die Hand aufhal ten und Ihr Geld kassieren. Aber ich sage Ihnen, das können Sie ab jetzt vergessen!«, fuhr ich ihn an, wobei ich aufstand und meine Stimme noch weiter erhob.
»Ich werde diese Morde aufklären, ob Sie wollen oder nicht, und wenn ich nur einen Hinweis finde, dass Sie mit der ganzen Sache etwas zu tun haben, dann schwöre ich Ihnen, nagele ich Ihren Arsch fest und serviere ihn der ganzen Welt auf einem Silbertablett!«
Fender schwieg, wobei er sich sehr beherrschen musste. Aber er konnte mir nichts anhaben. Dass ich hier in dieser Sache ermittelte, ging von höheren Stellen aus als von seinem kleinen Büro in Fairbanks.
»Dann erledigen Sie endlich Ihren Job!«, erwiderte Fender, als er mir wutentbrannt ein Polaroid in die Hand drückte.
Als ich meine Blicke auf das Bild richtete, erkannte ich eine kopflose Leiche, deren Hände und Füße fehlten. Sie lag auf einem Altar einer Kirche, soweit ich das erkennen konnte.
»Während Sie hier herumgesessen haben, fanden einige Kirchengänger vor zwei Stunden bei der Mitternachtsmesse diese Leiche vor. Wir mussten extra Männer aus Fairbanks einberufen, da Sie ja nicht aufzufinden waren.«
Als ich mir das Foto näher betrachtet, erkannte ich einen blutigen Schriftzug, der in den Rücken des Leichnams geschnitten worden war. Ich gab das Foto an Elsa weiter, die es genauestens begutachtete.
»Короли» entgegnete sie mir in russischer Sprache. »Könige! Es ist das sechste Buch der Bibel!«
CHRONIKEN
Und David gewann ihm ab tausend Wagen, siebentausend Reiter und zwanzigtausend Mann zu Fuß. Und er ließ alle Wagenpferde lähmen und behielt hundert übrig.
1. Chroniken Kapitel 18 Vers 4
Noch in derselben Nacht ließ ich den Wagen aufheulen und raste die Interstate hinunter, vorbei am Fernverkehr, den Blick immer starr auf die verschneite Straße gerichtet, welche mir endlos vorkam. Die Scheinwerfer, die mir dieser Abschaum vom KGB zertrümmert hatte, waren von Martin wenigstens provisorisch repariert worden.
Ich hatte das Gefühl, dass mir die Zeit davonlief, und obgleich ich an diesen ganzen religiösen Humbug nicht glaubte, kam es mir vor, als wäre ich ein weiterer Teilnehmer dieses mysteriösen ›Race of Unholy‹, dessen Absicht es war, mit allen Mitteln als Erster die Ziellinie zu erreichen. Gott bewahre!
Ich schaltete das Radio ein. Langsame Nachtmusik half mir, mich in meine Gedanken zu vertiefen. Die Einsamkeit auf diesen Straßen machte einen völlig mürbe, ich fühlte mich wie ein T-800, der einfach nur noch funktionierte. So etwas wie ein Leben hatte ich nicht mehr; diese Zeit war unwiderruflich vorüber. Unglaublich, wie sich alles verändern konnte.
Immer wieder überholte ich schnelle Trucks, deren Signalhörner mir wie Sirenen vorkamen, die mir weiszumachen versuchten, dass ich rasch in einen Luftschutzbunker gehen sollte, um mich vor den Bomben der Abgeschiedenheit des Landes zu verstecken. Diese verdammte Einsamkeit!
Ein kurzer Blick hinüber zu Miss Below änderte meine Situation nicht im Geringsten. Das Gegenteil war eher der Fall: Alte Erinnerungen spielten mir einen fürchterlichen Streich. Meine Gedanken hefteten sich an einen Abend, den ich wohl nie vergessen konnte: Der Abend mit Cynthia, als wir zum ersten Mal miteinander schliefen und sie mir sagte, dass sie mich liebte.
Verflucht, reiß dich zusammen, Mann!
Doch meine Selbsttadelung half mir nicht, eine Träne zu unterdrücken. Zermürbende Sehnsucht umfing mich!
In solchen Zuständen, die mich in letzter Zeit immer wieder heimsuchten, schossen mir dauernd dieselben Fragen in den Kopf: Wo war Cynthia jetzt? Ging es ihr gut? An wen dachte sie und war sie glücklich? Gott, diese Fragen quälten mich. Wenn ich darüber nachdachte, dass mich diese Erinnerungen mein ganzes Leben lang foltern würden, spielte ich mit dem Gedanken, das Lenkrad jetzt herumzureißen und mich selbst ins Jenseits zu befördern. Doch meine Vernunft hielt mich zurück.
Elsa sprach während der ganzen Fahrt kein Wort. Ihr Verhalten ließ mich vermuten, dass ihr all das langsam zu viel wurde. Erst die Sache mit ihrem Vater, dann diese kranken Morde – und es schien mir, als ob ihr die Angelegenheit mit den Cherubim nicht aus dem Kopf ging. Irgendetwas daran ließ sie grübeln. Doch was war der tatsächliche Grund?
»Wie lautet unser Ziel?«, unterbrach sie schließlich die erdrückende
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