Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
meiner Vergangenheit abnehmen konnte und ich vollkommen frei von dunklen Gedanken war. Es gab einen Gott!
Und draußen brach ein Gewitter los, das die eiskalte Nacht in ein Meer aus hellen Blitzen verwandelte. Ein starker Schneesturm folgte, dessen Verwehungen leise an die Scheiben pochten und mir klar machten, dass Cynthia wohl endlich der Vergangenheit angehören würde. War dies ein Fluch oder ein Segen? Ich wusste es beim besten Willen nicht!
Die Zeit war bereits bis tief in die Nacht vorangeschritten, und ich glaubte, die große Mühle des Schicksals würde meine Nerven zermahlen – so sehr lagen diese blank. Obgleich sich unsere nackten Körper unter einer Decke auf dem Rücksitz aneinanderschmiegten wie Schlangen bei der Paarung, und die zärtliche Nähe Elsas eine der Situationen im Leben war, die einem Mann alles an Zuwendung gab, verfolgten mich plötzlich Zweifel, derer ich mich gern wieder entledigt hätte: Zweifel an meiner eigenen Vernunft! Aus heiterem Himmel fühlte ich mich wie jemand, der erneut beim Fremdgehen erwischt wurde. Ich kam mir plötzlich schäbig vor, und mich plagten Gefühle, die mir tatsächlich einreden wollten, dass mein sexueller Trieb etwas Schlechtes sei und ich nie wieder das Recht haben würde, mit einer anderen Frau zu schlafen als mit Cynthia. Ich schämte mich!
»Was ist, Jake?«, fragte Elsa behutsam, wobei sie mir beruhigend über die Brust streichelte. Mir kam es vor, als hätte sie meine innere Unruhe bemerkt, denn ihr Körper fing an, sich pulsierend an meiner Lendengegend zu reiben und vertrieb mir dadurch einen Teil meiner Grübeleien. Ihre weiche Haut glich der eines Engels.
Dennoch wollte ich keineswegs über meine Gedanken sprechen, und ich beschloss, unserem Fall die Schuld in die Schuhe zu schieben.
»Wir haben verdammt viel Zeit verloren, Elsa. Wir sollten uns auf den Weg machen. Bald bricht der Tag an, und die Daily Sensation ist dann nicht mehr so leicht zugänglich, verstehst du?«
Sie schwieg und ich bemerkte, wie ihr Körper zum Stillstand kam. Ich sah ihre zuckenden Wimpern, die sich wie wild auf und ab bewegten und mir bestätigten, dass sie wohl an etwas völlig anderes dachte, als an das, was ich eben gesagt hatte.
»Wir kennen uns kaum, nicht wahr?«, gab sie von sich. »Erst einige Tage, wobei selbst diese mir wie Stunden vorkommen.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen, weißt du? Und der Gedanke daran, dass es so schnell ging, betrübt mich ein wenig. Nicht dass ich es bereue, eher empfinde ich ein Gefühl der Verantwortungslosigkeit gegenüber meinem Körper. Es scheint mir, als ob ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe.«
»Und das macht dir Angst?«
»Schon.«
Ich nickte, da mir ihr Gefühl von Verantwortungslosigkeit bekannt vorkam und weil es genau zu meinen Zweifeln passte. Ebenso war mir ihre Unberührtheit nicht entgangen, was meine Gefühlslage nicht eben verbesserte. Dafür kommst du in die Hölle, Jake!
»Und ich habe mir nie zugetraut, einem Mann so nahezustehen und ihm alles zu geben, was ich besitze«, fuhr Elsa fort.
Ich schloss die Augen. Trotz der Tatsache, dass ich derjenige war, der ihr die Unschuld geraubt hatte, überkam mich eine Erleichterung: Sie hatte nicht mit Fender geschlafen.
Plötzlich ein Klopfen an der Scheibe. Ich fuhr zusammen, während Elsa völlig ruhig blieb. Ich sah mich um, erkannte aber außer den Schneeverwehungen nichts. Dann bewegte sich etwas auf der Motorhaube.
»Draußen ist der Teufel«, gab Elsa unerwartet von sich, völlig teilnahmslos und gleichgültig.
Meine Blicke richteten sich auf das sich bewegende Etwas auf der Motorhaube. Der Schnee und die Dunkelheit ließen mich sehr wenig erkennen, dennoch huschte dort etwas umher. Ein weiteres Klopfen erhöhte meinen Herzschlag.
Unterdessen lag Elsa immer noch da, abwartend, still und sich möglicherweise nicht der Situation bewusst.
»Er wartet auf dich, Jake«, flüsterte sie mit geschlossenen Augen. Plötzlich öffnete sich die Wagentür und ich spürte, wie die nächtliche Kälte in meinen Körper eindrang. Doch es war etwas anderes. Diese Kälte kam nicht von draußen, sondern von Elsa selbst. Sie war plötzlich so kalt wie eine Eisscholle.
Langsam verspürte ich einen leichten Schmerz auf der Brust. Ich sah hinab und erkannte, wie Elsa mit ihren langen Nägeln meine Haut blutig rieb. Ich verzerrte mein Gesicht. Was war nur geschehen? Träumte ich? Es war so real!
Auf der Haube des Wagens
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