Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
an, wobei Dimitrij ein paar russische Worte sprach, die seinen Kollegen etwas beruhigten.
»Grigori Rasputin wurde am 22. Januar 1869 geboren, laut den offiziellen Aufzeichnungen. So sagen es die Abschriften aus dem Kloster, oder zumindest was davon noch zu entziffern war. Vor vielen Jahren brach dort ein fürchterliches Feuer aus, das beinahe alle heiligen Rollen vernichtet hätte.«
»Ein Feuer brach dort aus? Wann?«
»Kurz nach der Oktoberrevolution 1917.«
Interessant! Rasputin hatte kurz zuvor noch gelebt. Ich konnte mir vorstellen, dass dieses Feuer absichtlich gelegt wurde, eine Art von Vernichtung von fundierten Identitätsnachweisen dieses Mannes. Allmählich zeichnete sich ein klareres Bild in meinem Kopf ab.
»Was denken Sie?«, fragte Dimitrij, der wohl bemerkt hatte, dass ich eine nachdenkliche Grimasse schnitt, was immer der Fall war, wenn ich mich auf einer heißen Spur befand. Leider wurden meine Gedanken von Elsas Verschwinden überschattet.
»Sagen Sie, was hat es mit diesen Gottesmüttern auf sich? Ich frage mich, ob die Gottesmutter, die Rasputin zur Welt gebracht hat, jemand war, wie die Mutter von Jesus von Nazareth?«
»Wenn Sie es so auslegen wollen, können wir das bejahen. Aber im Glauben der Chlysten existieren mehrere von diesen besonderen Müttern, die erwählt werden, um einen neuen Christus zur Welt zu bringen.«
»Und wer wird erwählt?«
»Eine gute Frage, Sheriff. Wir vermuten, willkürlich ausgesuchte fruchtbare Frauen, die sich entweder deren Glauben zugewandt haben oder aber schon immer eine der ihren waren.«
»Sie meinen eine der Chlysten?«
»Oder eine der Amish!«
Der Schock übermannte mich. Sofort klammerten sich meine Gedanken an Elsa, deren Herkunft ebenso die Amish waren – sofern ihre Aussage stimmte, dass ihr Vater ein Mitglied dieser Sekte war. Verdammt noch mal! Sollte sie eine der Gottesmütter werden? Musste sie nun eines dieser dämonischen Kinder austragen? Zum Teufel, warum war sie jetzt nicht hier?
Ich versuchte, mich erneut auf den Fall zu konzentrieren. Sofort schossen mir weitere Gedanken durch den Kopf und spielten wie ein Tonband die Aussagen von Mister Andean ab. Hatte er mir nicht erzählt, dass die Menschen mitten in einem kalten Januar ermordet worden waren? Kurz vor Rasputins Geburtstag? Ebenso die Drohung Bileams, der mich mit seinen stechenden Augen vor dem Datum der Wiedergeburt gewarnt hatte, schien mir ein bedeutender Beweis dafür zu sein, dass die Aussagen der Russen der Wahrheit entsprachen. Auch wenn ich an übersinnliche Dinge wie Wiedergeburt und Auferstehung von den Toten nicht glaubte, überkam mich dennoch ein mulmiges Gefühl, welches sich in mir mittlerweile wie zu Hause fühlte.
Zudem war ich mir sicher, dass die Chlysten sich der Leiche Rasputins bereits bemächtigt hatten. Dies bezeugte natürlich der Vorfall auf dem Friedhof und ebenfalls Mister Andean, als er von einem Sarg sprach, der ein mysteriöses Bild auf dem Deckel vorweisen konnte.
»Können Sie mir noch Auskünfte darüber geben, zu welcher Jahreszeit die Serienmorde in Kamtschatka stattgefunden haben?«
Saizew überlegte. »Ich müsste raten, aber wenn mich nicht alles täuscht, war das im Winter ´52. Es war ein besonders kaltes Jahr.«
Bingo! Die Morde passierten immer in den Wintermonaten, kurz vor Rasputins Geburtstag. Die Chlysten erhoffen sich womöglich, dass der »Judenfreund« sich am Tag seiner Geburt erneut erheben würde, oder besser gesagt, dass ein Neuer seinen Platz einnimmt. Jemand, der von einer Gottesmutter zur Welt gebracht wird. Deshalb auch die Bezeichnung »Race of Unholy«! Ein Wettlauf gegen die Zeit! Doch wer sollte die neue Gottesmutter werden? Elsa?
»Haben Sie einen Geist gesehen, Sheriff?«, fragte mich Dimitrij hörbar besorgt.
»Es ist nur so, dass ich mir Sorgen um meine Kollegin mache.«
»Um wen handelt es sich denn genau, wenn man fragen darf?«
»Sie ist Anfang zwanzig, rötliches, schulterlanges Haar, klein, niedliches Gesicht und hat ein Muttermal direkt über dem linken Auge.«
»Sie sprechen wie von jemandem, den Sie etwas näher kennen!«
»Was heißt näher kennen, Mister Saizew? Sie ist meine Partnerin, dienstlich gesehen, und ich bin aus diesem Grund etwas beunruhigt.«
»Schon gut, Dark. Dies sollte keine Standpauke werden. Sollten wir in dieser Hinsicht etwas in Erfahrung bringen, werden wir uns bei Ihnen melden, in Ordnung?«
Ich nickte, begleitet von einem leichten Lächeln der Dankbarkeit.
»Wie
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