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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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auch teilweise vertraut vorkam. Vertraut deshalb, da man doch des Öfteren über diese Menschen hört oder liest, auch wenn es nur in Zeitungen oder Magazinen ist. Bilder hatte ich natürlich auch schon gesehen, und da Sheriff Teasle davon erzählt hatte, war mir völlig klar, um wen es sich bei diesem Mann handelte. Seine dunkle Kleidung erinnerte mich an die eines typischen Zimmermanns, ebenso der tief ins Gesicht gezogene schwarze Filzhut. Es war eindeutig einer der Amish aus den nahe gelegenen Siedlungen.
    Ein Schauder lief über meinen Rücken, da es sich um einen Leprakranken handeln konnte. Aber da Parker bereits einiges an Krimskrams zusammensuchte, der vermutlich auf dem Zettel stand, welchen ihm der Amish eben gegeben hatte, konnte ich beruhigt aufatmen. Ich glaube kaum, dass Parker so nahe an den Amish herangetreten wäre, wenn der an dieser furchtbaren Infektionskrankheit gelitten hätte.
    Ich versuchte, einen kurzen Blick auf das Gesicht des Mannes zu werfen, dessen Hut es in Schatten hüllte, und das schwache Licht im »Angel’s Bell« war dabei keine Hilfe.
    Mir schien es, als hätte ich einen telepathischen Treffer bei dem Fremden gelandet, denn es geschah das, was ich mir die ganze Zeit über gewünscht hatte: Er sah zu mir herüber!
    Ich kam mir vor wie ein Kind, dessen Wunsch am Weihnachtsabend in Erfüllung gegangen war, obgleich es sich um ein finsteres Geschenk handelte, denn die Blicke dieses Amish trafen mich wie ein Hammerschlag.
    Nicht, dass mich sein typischer Amishbart gestört hätte, auch wenn dieser sein Gesicht noch furchteinflößender erscheinen ließ, als es ohnehin schon war. Auch nicht seine zerfurchte Haut oder sein von Reife zeugendes, ergrautes, halblanges Haar, nein, es waren seine Augen, die der eigentliche Grund für mein Erschaudern waren. So tief und finster dreinschauend, dass ich – was äußerst selten vorkam – meinen Blick sehr schnell als Erster von ihm abwandte.
    Lange hielt er sich nicht im »Angel’s Bell« auf; das Einzige, was ich noch mitbekam, war, dass er einige offene Kisten mit Kerzen und Ölflaschen von Parker in Empfang nahm, welche er mit Leichtigkeit aus der Kneipe trug, und die Tür hinter sich schloss.
    Sofort sah ich durch die große Fensterscheibe des Lokals und beobachtete, wie der Amish die Waren auf einen seltsamen Wagen lud, danach selbst aufstieg und mit einem lauten Peitschenknall das Pferd antrieb, welches vor seiner Kutsche angespannt war. Mit einem Wiehern des Pferdes setzte sich das Gefährt in Bewegung und entschwand bald aus meinem Blickfeld. Nur ein kleiner Lichtpunkt, dessen Ursprung eine Öllampe war, die am hinteren Ende seines Einspänners hin und her schwankte, glomm eine kurze Zeit durch die kalte und finstere Nacht.
    »Alles in Ordnung, Mister Dark?«, hörte ich eine Stimme, die diesen Satz zwei- oder dreimal wiederholte, bis ich schließlich reagierte. Ich kam kaum zu mir, und es schien, als wäre ich in eine Art von Lethargie gefallen. Das Schütteln von Parker riss mich vollständig aus meinen Gedanken, welche aus einer pikanten Mischung aus Brauners Ermordung, dem finsteren Amish und meiner Exfrau bestanden.
    »Ja, es ist alles in bester Ordnung. Machen Sie sich wegen mir keine Gedanken. Ich komme schon zurecht.«
    »Lassen Sie sich wegen ihm nicht einschüchtern. Er ist harmlos.« Damit deutete Parkers Kopf in die Richtung der Bartür, und er meinte wohl diesen extremen Waldschrat, dessen Augen mich in diesen Zustand versetzt hatten. Diese Leute sollte ich beschützen? Und wer beschützte mich dabei?
    »Sind denn alle so in Crimson?«
    »Freundlich ausgedrückt würde ich sagen, die Leute dort sind sehr wortkarg und nicht besonders erpicht darauf, einen Sheriff an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Aber es bleibt ihnen wohl keine andere Wahl.«
    »Wieso nicht?«
    »Der Staat Alaska hat Crimson und Downfall zu Teilstädten von Fairbanks erklärt und verlangt Steuern, selbst wenn es nicht viel zu holen gibt.«
    »Was kann man denn von solchen Leuten noch holen, die jeglichen technischen Fortschritt ablehnen?«
    »Nun ja, der Großteil von ihnen sind Selbstversorger, und einige bieten ihre produzierten Lebensmittel auf dem Markt zum Verkauf an. Außerdem ...« Er stockte und schwieg plötzlich.
    »Außerdem was?«, hakte ich nach.
    »Nichts. Es ist nur ... Nein, es ist nichts.«
    »Jetzt mal raus mit der Sprache!«
    »Sie wissen nichts von dem Minenunfall, oder?«
    »Welche Mine?«
    »Ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn

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