Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
reagierte.
»Nehmen Sie sich zusammen, zum Teufel. Wir sind hier nicht in Indien, um uns selbst zu finden, sondern direkt in der Hölle. Und wenn Sie das nicht begreifen, dann kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen.«
»In deiner Hölle, Sam, wer weiß, möglicherweise hast du sie erschaffen«, konterte ich.
»Was redest du da? Haben die Chlysten in dein Gehirn geschissen, oder lässt du dich von deinem neuen Freund hier inspirieren, ein Kotzbrocken zu sein?«
»Wegen dir wäre ich beinahe in einem Staatsgefängnis gelandet. Außerdem: Was soll ich von einem halten, der sich mit den Freimaurern abgibt? Einem Verein, der uns nur schaden will!«
»Uns? Wen meinst du damit?«
Mir war etwas herausgerutscht, das ich besser hätte verschweigen sollen. Marc reagierte sofort und stand auf.
»Zebaoth! Herr der Götter, bringe diese verirrten Seelen zurück an den rechten Ort, zerschlage das Böse und gib mir die Kraft, den Messias in unsere Reihen aufzunehmen.«
»Setzen Sie sich!«, rief Sam, doch Marc schien nicht daran zu denken. »Zerstöre den Satan in unserer Mitte, und gib mir die Kraft«, schrie er.
Sam stand auf und zielte direkt auf ihn. »Maul halten!«
»Und Rasputin wird unsere Mitte führen, er leitet uns auf den rechten Weg!
»Seien Sie endlich still, Sie verfluchter Chlyst!«
Jetzt klingelten bei mir auch die Alarmglocken. Diese Beleidigung ließ ich nicht auf mir sitzen. Sofort sprang ich auf und raste auf Sam zu. Trotz seines größeren Gewichts konnte ich ihn zu Boden werfen.
»Bastard!«, rief er noch, als er bereits meine Faust im Gesicht zu spüren bekam. Wir prügelten uns im eiskalten Schnee, wobei wir abwechselnd die Oberhand bekamen. Ausgeglichener ging es kaum. Doch letztendlich schritt nicht ich über die Siegesstraße, als plötzlich ein Schuss fiel.
»Sofort aufhören!«, hörte ich Marcs Stimme. »Das Datum der Wiedergeburt naht!«
Sam und ich standen auf, warfen uns verachtende Blicke zu, und näherten uns Mister Richmont.
»Was redest du da, Marc?«
»Mein Name ist Jakob, und meine Aufgabe ist es, den Messias auf diesen Tag vorzubereiten, ihm zu sagen, dass die Welt seine Ankunft voller Sehnsucht erwartet.«
»Und wann soll das sein?«, fragte Sam, während er sich den Schnee von seiner Kleidung abklopfte.
Ich überlegte kurz. »Am 22. Januar«, sagte ich mit Bestimmtheit. Eine seltsame Euphorie überkam mich plötzlich, als wäre ich mit Drogen vollgepumpt.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Rasputins Geburtstag!«
Doch Marc schien es besser zu wissen. »Nein, Jake, Grigori wurde am 10. Januar geboren.«
»Du musst dich täuschen, Marc. Ich habe es schwarz auf weiß gelesen: Rasputin kam am 22. Januar zur Welt.«
»Von was redet ihr da?«, fragte Sam überrascht, doch er bekam keinerlei Beachtung, weder von mir, noch von »Jakob«.
Richmont schwieg. Entweder hatte er keine Ahnung von dem, worüber er da redete, oder er durfte nichts preisgeben. Ich versuchte nachzudenken, wobei mir das deutlich erschwert wurde, da ich ständig die Waffe in Richmonts Hand sah. Er zielte zwar nicht direkt auf uns, jedoch konnte man nie wissen, wann sich das ändern würde.
Wieso redete Marc vom 10. Januar, wenn Elsa und ich es doch am Computer anders gelesen hatten? Ich glaubte kaum, dass diese schriftlichen Beweise gefälscht waren. Es musste sich um etwas anderes handeln, vielleicht einen Rechenfehler, eine falsche Überlieferung aus einer Zeit, in der man die Tage noch anders gezählt hatte. Genau das musste es sein. Jake, dein Verstand funktioniert noch!
»Sam, du kennst dich bestimmt aus, du bist schließlich älter als ich.«
Er sah mich völlig erstaunt an, als ob er meine Worte als Sar kasmus verstehen würde, doch das waren sie mit absoluter Sicherheit nicht. Das Gegenteil war der Fall: Ich brauchte ihn tatsächlich!
»Gab es früher noch eine andere Zeitrechnung?«
»Was meinst du damit?«
»Nun, ich weiß aus dem Geschichtsunterricht, dass unser Kalender nach Papst Gregor geführt wird.«
»Verstehe. Also wenn ich mich recht erinnere, gab es vor unserem Jahresweiser den Julianischen Kalender. Weshalb fragst du?«
Ich nickte, genau danach hatte ich gesucht. Jetzt wusste ich, wie Marc auf dieses Datum kam. Ich konnte mich vage daran erinnern, dass dieser Kalender in der Zeitrechnung etwas voraus war und sich demnach alle Datumsangaben von unseren unterschieden. Zum Teufel auch, wir befanden uns in der Zeitrechnung von Julius Cäsar und somit war auch das Datum der
Weitere Kostenlose Bücher