Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Wiedergeburt vorgezogen worden. Ich konnte es kaum fassen, doch der 10. Januar war für mich ein Zeitpunkt, der mit Entstehung zu tun hatte: Es handelte sich dabei um meinen eigenen Geburtstag. Ich hatte also am selben Tag wie Rasputin das Licht der Welt erblickt. Mein Gott, wer war ich?
Konnte es sich dabei lediglich um einen Zufall handeln? Sofort fielen mir erneut Bileams Worte ein, als er sagte, dass es bei den Chlysten keine Zufälle geben würde. Der Kreis schien sich zu schließen!
»Lassen wir das einmal mit diesem Wiedergeburts-Gerede, sprechen wir von dir, Marc.«
Er sah mich erstaunt an, so als ob er damit völlig überfordert wäre. »Ich bin unwichtig, Jake, ein Wurm, ein Nichts. Nicht würdig genug, dass man von mir spricht. Einzig der Messias verdient, in aller Munde geführt zu werden!«
Sam sah zu mir herüber und schüttelte leicht den Kopf.
»Ich meine, wie bist du hierhergekommen? Du sagtest vorher etwas über eine Mine.«
Marc schwieg und verneinte mit einem kurzen Kopfschütteln. Er wollte wohl nicht antworten. Ich versuchte ein anderes Mittel. »Aber allem Anschein nach bist du doch hier, um uns von der Ankunft des Messias in Kenntnis zu setzen, oder irre ich mich?«
»Ja!«
»Und ich nehme an, dass dies eine Einladung zu diesem Event ist?«
»Es ist eure Pflicht, daran teilzunehmen!«, sagte er mit Bestimmtheit, während sich sein Blick verfinsterte.
»Dann zeige uns den Weg dorthin, Jakob. Er führt sicherlich durch diese Mine.«
Es schien zu wirken! Marc zeigte mit der Hand in eine Richtung, die hinter die zerstörten Baracken führte. »Dort gibt es einen alten Zugang. Geht dort hinunter, und folgt dem Haupttunnel, der zu einem Schienensystem führt. Setzt euch in den Wagen und löst die Bremse.«
»Und das Ding führt uns dann zu dem heiligen Platz, an dem der Messias erscheint?«, fragte ich mit einem Hauch von Ironie. Na ja, welcher normale Mensch nahm schon eine derartige Geschichte ernst.
»Oh, du glaubst mir nicht, Jake?«, grinste Marc. »Du wirst dein blaues Wunder erleben, wenn du ihn erst einmal zu Gesicht bekommen wirst.«
»Bist du ihm denn schon begegnet?«
»Er war schon ganz nah bei mir, Jake, ich spürte seinen Atem.« Während Marc dies von sich gab, sah ich, wie er sein Auge schloss und leicht lächelte. Er war besessen von dieser Überzeugung, und ich konnte es ihm nicht einmal übel nehmen.
Mein Drang zu den Chlysten war trotz meiner Bedenken, die immer noch an mir nagten, ebenso stark. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle gemeinsam mit Marc zielgenau in Richtung des Messias zu stapfen. Doch ich konnte mich zurückhalten, obgleich mein innerer Kampf wieder neu entfacht wurde.
Nach der Aussage von Marc konnte ich sichergehen, dass er den Heiland noch nicht gesehen hatte. Er sagte keinen Ton davon, ihm in die Augen geblickt oder je mit ihm gesprochen zu haben. Auch erzählte er von ihm mit geschlossenen Augen, und somit war ich überzeugt, dass ihm jemand einen makabren Streich gespielt hatte. Marc war völlig hinüber, und im gewissen Sinne tat er mir auch leid!
»Mister Richmont!«, rief Sam, woraufhin Marc sein Auge wieder öffnete. »Was ist hier geschehen?«
Dies war eine Frage, die mich natürlich ebenfalls brennend interessierte. Ich hoffte, dass Marc eine Antwort dazu parat hatte.
»Dieser Ort war schon zu lange verseucht, er musste gereinigt werden.«
»Gereinigt?«, hakte ich nach, und sogleich fiel mir meine eigene Predigt ein, als ich vom alles reinigenden Feuer geredet hatte. Richmont war ohne Frage ein Chlyst, ebenso wie ich mich als solchen bezeichnen konnte. Doch die Frage, ob wir das wollten oder nicht, stellte sich hier nicht. Aus meiner Sichtweise zumindest konnte ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich mich wie ein Nazi im Zweiten Weltkrieg fühlte: Entweder ganz oder gar nicht!
»Ja, Jake, gereinigt.«
»Ging das von den Chlysten aus?«, fragte Sam, der mittlerweile wieder näher beim Feuer saß und nebenher einige Bretter in die Flammen geworfen hatte.
»Eine Anordnung unseres Messias.«
Seine Antwort zeigte mir, dass meine Überlegungen nicht völlig aus der Luft gegriffen waren. Es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich um echte Russen, die dieses Gebiet absperren ließen, doch wieso war Fender daran beteiligt, und weshalb wurden sie von freimaurerischen KGB-Agenten so schnell und gnadenlos beseitigt?
»Wer genau war an diesem Überfall beteiligt?«
Marc schwieg, und ich glaubte auch zu
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