Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
hatten.«
Ich schloss die Augen und konnte mir gut vorstellen, dass das ausgesehen haben musste wie in einem Kriegsgebiet, in dem kurz zuvor Bomben abgeworfen worden waren. Der blanke Horror!
»Ja, Jake, sie bedurften der medizinischen Hilfe, jedoch …«
Ich riss die Augen auf. »Jedoch?«, rief ich entsetzt.
»Gorden setzte mit seinem Wagen zurück und entfernte sich rasend schnell von diesem Gebiet. Die Leute von dort folgten uns jammernd, sie bettelten um Hilfe, doch wir leisteten keine. Gorden fürchtete sich zu sehr vor dieser Krankheit. Wir ließen alle verrecken.«
»Und du?«
»Ich saß neben ihm im Wagen und war völlig entsetzt, dennoch unternahm ich nichts. Verflucht, Jake, ich war jung, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Gorden war schließlich mein Vorgesetzter und ich musste doch davon ausgehen, dass er wusste, was er tat.«
Sam sah mir in die Augen. Ich nickte, und ein wenig konnte ich ihn verstehen. Ich verurteilte ihn nicht. Jedoch kam mir der Name Francis Gorden wieder in mein Gedächtnis. Irgendwas war mit ihm.
»Was stand im Polizeibericht?«
»Wir gaben an, dass alle dort draußen den Tod gefunden haben und dass eine Lawine alles unter sich begraben hat.«
»Und niemand wusste darüber Bescheid, dass ihr die Menschen im Stich gelassen habt?«
»Außer mir niemand, aber …«
»Aber?«
Sam schwieg. Es schien so, dass er noch etwas verbergen wollte. Doch plötzlich klingelte es in meinem Schädel in Bezug auf den Namen Gorden. Martin hatte mir erzählt, dass jemand mit diesem Namen umgekommen war, jemand, der auf dem Marktplatz gefunden wurde: Francis Gorden! War er nicht später der Bürgermeister von New Rock gewesen? Und ein weiteres Gespräch kam mir in den Sinn: Laut der Aussage des Gerichtsmediziners Andean hatte man ihn ermordet aufgefunden. Und nun war ich mir auch sicher, dass der Grund für seine Hinrichtung nicht die Schließung der Daily Sensation war, sondern ein Racheakt von jemandem, der über seine Feigheit Bescheid wusste. Zum Teufel auch, verdient hatte er es!
»Man hat ihn ermordet, nicht wahr? Und wer wusste sonst noch darüber Bescheid, Sam?«
Er schwieg noch immer. »Sam!«, rief ich.
»Niemand, Jake!«, schrie er zurück. »Niemand!«
»Also hast du ihn auf dem Gewissen? Ist dem so?«, sagte ich in einem ruhigen Tonfall.
Sam nickte. »Ja! Ich bin der Mörder von Gorden. Mir gingen die Bilder dieser Leute nicht mehr aus dem Kopf, Jake. Jemand musste doch für Gerechtigkeit sorgen!«
Ich schwieg und versuchte einen Gedanken zu verdrängen, den ich schon eine ganze Zeit im Kopf hatte. Doch meine Neugierde war schließlich stärker.
»Trägst du einen dunkelroten Mantel, Sam?«, fragte ich ihn.
Sam sah mich entsetzt an, doch ein Geräusch unterbrach unsere Unterhaltung. Sofort standen wir auf und zogen unsere Waffen. Es hörte sich an, als ob jemand über einen Bretterhaufen gestolpert war und sich möglicherweise verletzt hatte.
»Wer ist da?«, rief Sam, doch er bekam keine Antwort. Langsam setzten wir einen Schritt nach dem anderen in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war. Wir verständigten uns mit Handzeichen. Doch kaum waren wir zehn Schritte gegangen, da hörten wir das Klicken des Hahns einer Waffe. Verdammt, nicht schon wieder!
»Keine Bewegung, Gentleman, ich hab sie beide im Visier.«
Kurz verspürte ich den Drang, mich schnell umzudrehen, und einen Schuss abzufeuern, jedoch kam mir die Stimme zuvor.
»Waffen fallen lassen, und ganz langsam umdrehen. Keine Tricks, so schnell bist du nicht, Jake!«
Ich warf meine Waffe weg und folgte seinen Anweisungen.
»Marc Richmont!«, rief ich völlig überrascht aus, nachdem ich mich in seine Richtung gedreht hatte.
»So sieht man sich wieder, Mister Jake Dark«, entgegnete er mir, und in seiner Stimme lag Hass.
»Was ist mit deinem Gesicht geschehen?«, fragte ich, als ich bemerkte, dass er eine Augenklappe trug. Daneben waren einige Narben sichtbar.
»Sie haben mich sehend gemacht, Jake, sehend, verstehst du? Sie entfernten mein schlechtes Auge, indem sie es ausrissen.«
»Gütige Mutter Gottes …«, warf Sam entsetzt ein.
»Diese Hure kann mir gestohlen bleiben!«, entgegnete Marc. »Was hat sie gebracht, außer einen Sohn, der nicht in der Lage war, die Welt zu retten? Auf sie spucke ich!« Damit spuckte er in unsere Richtung.
»Marc, was machst du hier? Ich dachte, du wärst in Detroit!«
»Detroit«, lachte er sarkastisch. »Glaubst du im Ernst, ich werde noch einmal in diese
Weitere Kostenlose Bücher