Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
einstürzte. Ich vermutete, dass der nasse Schnee das Dach einem tonnenschweren Druck aussetzte und letztendlich zusammenbrechen ließ. Mit einem letzten Satz sprang ich zum Altar, während hinter mir alles unter den Trümmern begraben wurde. Anschließend gab auch noch der Glockenturm nach, selbst das gewaltige, steinerne, orthodoxe Kreuz stürzte herab wie einst Luzifer vom Himmel. Mit einem lauten Getöse fiel es zu Boden und zerbrach in Hunderte Stücke, die sich im ganzen Kirchenraum verteilten.
Es war seltsam, doch als dieses Kreuz zerborsten auf dem Grund lag, kehrte schlagartig Ruhe ein, als hätte dieses riesenhafte Gebilde die Macht in sich getragen, die uns Chlysten die Kraft für unsere Taten verliehen hatte.
Als ich mich langsam aufrichtete, sah ich beim Blick nach oben den Himmel, dessen Helligkeit mir sagte, dass die Nacht wohl bald vorbei wäre.
Ich wandte mich zu Elsa, die immer noch regungslos auf dem Altar lag. Ihr Oberkörper bewegte sich kaum sichtbar auf und ab und ich konnte daran erkennen, dass sie wenigstens noch atmete: Herr, ich danke dir!
»Elsa«, sagte ich leise und berührte sie an der mit kaltem Schweiß bedeckten Stirn. Als sie die Augen öffnete, schien in mir die Sonne aufzugehen, und ein Gefühl der Geborgenheit überkam meine finstere Seele.
»Jake«, murmelte sie, und ich konnte sogleich an ihrer Stimme erkennen, dass etwas mit ihr nicht in Ordnung war. Ich nahm ihre kleine und eisige Hand, deren Fingernägel bereits einen Blaustich hatten.
»Bleib ruhig, Elsa, ich bringe dich von hier fort.«
Doch sie schüttelte den Kopf. »Es ist zu spät, Jake, mein geliebter Ehemann.«
Ich runzelte die Stirn. Es kam mir vor, als ob sie schon anfing zu fantasieren, obgleich ich nicht im Traum daran dachte, ihren wirren Gedanken eine Abfuhr zu erteilen.
»Ja, Elsa, ich bin hier.« Während ich zu ihr sprach, musterte ich sie von Kopf bis Fuß, konnte jedoch keinerlei Hinweise auf äußere Verletzungen erkennen. Sofort zog ich meinen dunkelroten Umhang aus und wickelte ihn um ihren frierenden, nackten Körper. »Ich schaffe dich von hier fort, und wir fangen ein neues Leben an. Wir werden das alles hier vergessen.«
»Jake, hör mir zu, ich kann nicht mit dir gehen.«
»Weshalb nicht? Die Dunkelroten sind gescheitert, und mein Handeln kommt mir wie ein böser Traum vor. Ich werde wieder ich selbst sein, Elsa, ich möchte dein Ehemann sein, bis zum Ende unserer Tage. Wir werden unser Kind großziehen und glücklich miteinander leben. Es gibt niemanden mehr, der uns jetzt noch aufhalten kann.«
»Jake, ich habe dir einmal gesagt, dass die Chlysten meine Familie sind und ich mich wohl niemals von ihnen lösen kann.«
»Ja, aber das ist vorbei. Es passt zwar nicht direkt in diesem Zusammenhang, aber heißt es denn nicht, bis dass der Tod uns scheidet? Deren Tod löst dich von deinem familiären Bündnis, Elsa. Es ist vorbei, die Dunkelroten haben am Ende doch noch versagt.«
»Sie haben nicht versagt, Jake. Der Geist Rasputins ist gefunden worden, und sie haben einen mächtigen und kraftvollen Menschen erwählt. Du könntest unseren Glauben spielend in der Welt verbreiten, dein Einfluss auf andere ist unheimlich stark.«
»Aber Elsa, ich bin Jake Dark, der Mann der dich liebt, und nicht Rasputin. Meine Sinne waren verschleiert, die Macht ist mir wohl zu Kopf gestiegen. Außerdem haben sie mich mit Drogen vollgepumpt, um mich leichter zu kontrollieren.«
»Dennoch ist es dieser Ort, zu dem ich gehöre. Ich muss hier bleiben und ihnen folgen.«
»Elsa, auch wenn es jetzt gegen deinen Willen geht, du kannst dir sicher sein, dass ich dich nicht hier zurücklassen werde, dafür bist du mir zu kostbar. Wann begreifst du das endlich? Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich auch, dennoch spielt das nun keine Rolle mehr. Das Opfer, das ich Zebaoth geben muss, darf nicht verweigert werden. Glaub mir, wenn ich nicht sterbe, dann du! Mein Blut lässt Rasputin leben.«
»Aber …«
»Jake, mein eigenes Leben ist der Preis. Ich wollte nicht, dass du stirbst, und als ich deine Tätowierung schon in Crimson auf deinem Innenschenkel entdeckt hatte, wusste ich, was zu tun war.«
»Was meinst du?«
»Damals wollte ich mit allen Mitteln ihr Ritual aufhalten, ihnen Einhalt gebieten, Rache nehmen, doch als ich schließlich erfahren habe, dass du derjenige bist, fügte ich mich ihrem Willen. Verstehst du das Jake? Ich habe es aus Liebe zu dir getan.«
Mein Herz schlug schneller, und die Angst vor einem
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