Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
weiteren Verlust kam auf.
»Was hast du getan?«
»Ich habe ihren Trank zu mir genommen.«
»Welchen Trank? Sprich mit mir, Elsa!«
»Er wird mich auf der Reise zu Zebaoth begleiten.«
Ich brachte kein Wort mehr heraus, als hätte man mir die Stimmbänder entfernt.
»Lebe wohl, Jake, vergiss mich nicht.«
Mit Tränen in den Augen strich ich ihr noch einmal über ihre Wange. »Aber unser Kind?«
Doch die Antwort blieb mir verwehrt. Der Tod hatte sie bereits in seine Arme geschlossen, und das Einzige, was blieb, war meine Sehnsucht nach ihr, die wohl niemals mehr von mir weichen würde. Meine Liebe zu Elsa wird für immer ein Teil von mir bleiben, und im Nachhinein hasste ich mich für all mein Handeln. Meine Selbstsucht hatte sie so weit gebracht, ein tödliches Gift zu trinken, damit ich weiterleben konnte.
Ich kniete nieder, und sah hinauf in den Himmel. Meine Gedanken richteten sich zu Gott, dem Herrn allen Lebens. Ich betete für Elsa, dass er ihre Seele aufnehmen und ihr einen Platz an seiner Seite geben möge.
Während meines Gebets erfasste uns ein kleiner Sonnenstrahl des beginnenden Morgens. Er glich einer Berührung von einem Engel, der sich nun ihrer Seele annahm. Ich fing an zu weinen, während ich die Macht Gottes in mir fühlte. Nichts war kraftvoller, als diese Nähe zu spüren, und ich genoss dieses Gefühl, dass meine Trauer ein wenig heilte. Die Gewissheit, dass Elsa nun zu Gott kommen würde, erleichterte mein Herz, wenn auch nur sehr gering.
Wie lange ich hier verweilt und bei Elsa Wache gehalten hatte, wusste ich nicht. Mein Zeitgefühl war wieder einmal dahin. Die Sonne stand jedenfalls schon hoch am Himmel, und die Wärme des hellen Sterns umfing meinen Körper. Ich legte mich noch einmal zu Elsa und sah sie an. Dann schloss ich die Augen, und ließ ein weiteres Mal den Traum von ihr und unserer Familie in meinen Gedanken aufleben. Es glich einem unendlichen Feuer, dass mich wohl für immer wärmen würde. Am liebsten wäre ich hier liegen geblieben, um ihr zu folgen als Wächter auf ihrem Weg ins Licht. Doch ich war mir sicher, dass sie das nicht gewollt hätte. Ihr Wunsch war es, dass ich weiterleben sollte, und ich durfte sie keinesfalls erneut enttäuschen.
Ich richtete mich voller Qual auf, doch Elsa hier in der zerstörten Kirche liegen zu lassen, fiel mir nicht im Traum ein. Behutsam nahm ich mich ihrer an, während ich überlegte, wie ich am leichtesten von hier verschwinden konnte.
Mit Gefühlen voller Traurigkeit schritt ich ein paar Mal um den Altar, mit beiden Händen Elsa haltend. Ihr Kopf und ihre Gliedmaßen hingen herab, während allmählich auch die Kraft meiner Arme schwand. Mit aller Gewalt kämpfte ich gegen meine innere Trauer, doch schon einige Augenblicke später übermannte sie mich erneut und zwang mich in die Knie. Ich schrie meine Verzweiflung aus mir heraus und hegte den Wunsch, noch ein einziges Mal Elsas Atem auf meiner Haut zu spüren und ihr Lächeln zu sehen.
»Gott!«, rief ich voller Zorn. »Wo bist du jetzt? Warum hast du das geschehen lassen? Ich spüre nichts von deiner allmächtigen Güte! Weshalb lässt du mich allein, jetzt, wo ich dich am dringendsten brauche!«
Ich sackte zusammen und legte Elsa vor mir ab. Der Sonnenstrahl bedeckte nun den halben Kirchensaal, und er blendete mich, als ich nach oben blickte. Doch plötzlich wurde dieses wunderbare Licht durch einen Schatten verdeckt, und ein Schrecken durchfuhr mich.
Die Sonne blendete mich derart, dass ich die Gestalt dort oben nur schemenhaft erkennen konnte, aber das genügte bereits, um mich zu verwirren. Konnte das denn sein? Träumte ich etwa oder stand dort oben wirklich ein Engel, dessen Ankunft schon lange überfällig war? Mit der Hand versuchte ich meine Augen vor den grellen Sonnenstrahlen zu schützen, um mehr von dem Wesen sehen zu können, doch es gelang mir nicht. Dieser Schatten stand einfach nur da, und mir kam es so vor, als ob er voller Gnade zu mir herabblickte, jedoch kein einziges Wort an mich richtete.
Ich sah, wie die Gestalt die Arme ausbreitete und mir signali sierte, dass sie mich aufnehmen und meine Seele wieder frei geben würden, auch wenn sie noch so tief gesunken war.
»Vater, vergib mir, denn ich habe gesündigt«, stammelte ich, wobei ich meine warmen Tränen fühlen konnte, die über mein Gesicht liefen. Ich streckte meine Hände ebenso aus, und öffnete meine schmerzenden Handflächen.
»Siehe, oh Herr, ich befehle meinen Geist in deine Hände,
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