Crisis
mit einem unechten Lachen.
»War Dr. Bowman an dem Abend, an dem ihm die Klageschrift zugestellt wurde, bestürzt?«
»Ja, sehr. So bestürzt hatte ich ihn vorher noch nie erlebt.«
»Und wütend?«
»Er wurde sehr wütend.«
»Glauben Sie, unter diesen Umständen besteht die Möglichkeit, dass er, als er, ich zitiere, ›über sie hergezogen hat‹ und unangemessene Äußerungen über Patience Stanhope von sich gab, lediglich etwas aufbrausend reagiert hat, vor allem in Anbetracht seiner Bemühungen, sie an jenem verhängnisvollen Abend wiederzubeleben, und der wöchentlichen Hausbesuche, die er ihr während des Jahres vor ihrem Tod abgestattet hatte?«
Randolph hielt einen Moment inne und wartete auf Leonas Antwort.
»Die Zeugin möge die Frage beantworten«, sagte Richter Davidson, nachdem das Schweigen eine Weile angedauert hatte.
»War das eine Frage?«, entgegnete Leona, offensichtlich verwirrt. »Ich habe das jetzt nicht ganz verstanden.«
»Wiederholen Sie die Frage«, sagte Richter Davidson.
»Worauf ich hinauswill, ist, dass Dr. Bowmans Bemerkungen über Patience Stanhope an jenem Abend, als ihm die Klageschrift zugestellt wurde, möglicherweise nur ein Ausdruck seiner Erregung waren, während seine wahre Einstellung der Patientin gegenüber sich darin äußerte, dass er sie fast ein ganzes Jahr lang aufopferungsvoll wöchentlich zu Hause betreute und sich größte Mühe gab, sie in der Nacht ihres Dahinscheidens zu retten. Ich frage Sie, Miss Rattner, ob das für Sie plausibel klingt.«
»Vielleicht. Ich weiß nicht genau. Vielleicht sollten Sie ihn das selbst fragen.«
»Ich denke, das werde ich tun«, entgegnete Randolph. »Aber zunächst möchte ich Sie fragen, ob Sie immer noch in Dr. Bowmans Mietwohnung in Boston leben.«
Jack beugte sich zu Alexis hinüber und flüsterte: »Randolph kommt mit einigen Fragen und Kommentaren durch, bei denen ich eigentlich erwartet hätte, dass Fasano Einspruch erhebt. Bis jetzt war er damit immer ziemlich fix. Ich frage mich, was da los ist.«
»Vielleicht hat es etwas mit der Unterredung zu tun, die der Richter am Anfang von Leonas Aussage mit den Anwälten geführt hat. Es gibt wohl immer ein gewisses gegenseitiges Entgegenkommen, was die Fairness angeht.«
»Das kann natürlich sein«, stimmte Jack zu. »Was auch immer der Grund dafür ist, Randolph macht das Beste draus.« Jack hörte zu, wie Randolph Leona geschickt darüber ausfragte, wie sie sich fühlte, seit die Vorverhandlungen begonnen hatten und Craig wieder zurück zu seiner Familie gezogen war. Jack wusste genau, was Randolph damit bezweckte; er bereitete die Bühne für eine »verschmähte Geliebte«-Verteidigung vor, wodurch ihre früheren Aussagen in den Verdacht gerieten, reiner Rachsucht entsprungen zu sein.
Jack beugte sich wieder zu Alexis hinüber und flüsterte: »Ich wollte dich noch etwas fragen, aber sei ganz ehrlich. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich jetzt verschwinde? Ich würde gerne ein paar Runden Basketball spielen, um ein bisschen Bewegung zu bekommen. Aber wenn es dir lieber wäre, dass ich bleibe, dann lasse ich es. Ich habe den Eindruck, das Schlimmste ist jetzt vorbei. Von jetzt an wird sie sich immer mehr in ein schlechtes Licht rücken.«
»Ach, bitte«, antwortete Alexis aus tiefstem Herzen. »Geh nur und bewege dich! Ich bin sehr froh, dass du hier warst, aber jetzt komme ich auch alleine zurecht. Los, amüsiere dich. Der Richter wird die Vernehmung ohnehin bald beenden. Er unterbricht immer so gegen vier.«
»Und du bist sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«, fragte Jack.
»Ganz sicher«, bekräftigte Alexis. »Ich werde mit den Mädchen früh zu Abend essen, aber für dich wird später auch noch etwas da sein. Lass dir ruhig Zeit, aber sei vorsichtig, Craig verletzt sich beim Spielen immer. Hast du deinen Schlüssel?«
»Hab ich«, entgegnete Jack. Er legte die Arme um seine Schwester und drückte sie kurz.
Dann stand er auf, entschuldigte sich leise bei den Leuten, die in seiner Reihe saßen, und zwängte sich an ihnen vorbei zum Gang. Dort angekommen, sah er kurz zu Franco hinüber. Er war überrascht. Franco saß nicht an seinem üblichen Platz. Auch wenn er nicht stehen blieb, suchte er unter den Zuschauern nach der vertrauten Gestalt des Gangsters. Als er die Tür erreichte, drehte er sich um und ließ den Blick noch einmal über die Reihen gleiten. Kein Franco.
Jack drückte mit dem Rücken die Türklinke hinunter und verließ
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