Crisis
auf ihre jeweiligen Tische zusteuerten. Jack bemerkte, dass Craig kurz hinausgegangen war, und er erschrak bei dem Gedanken, wie er wohl reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sein Geheimnis aufgedeckt worden war.
Ruhig durchquerte Jack den Bereich der Anwälte. Hinter sich hörte er den Richter den Gerichtsdiener bitten, die Geschworenen wieder hereinzuholen. Jack öffnete das Törchen. Er fing Alexis’ Blick auf. Sie sah ihn mit fragender, verwirrter, aber gleichzeitig auch hoffnungsvoller Miene an. Jack bahnte sich höflich einen Weg zu ihr und setzte sich neben sie. Er drückte ihre Hand. Dann bemerkte er, dass sie seine Tasche geholt hatte, die er vor der Absperrung stehen gelassen hatte, bevor er ins Richterzimmer gegangen war.
»Mr Bingham«, rief der Richter. »Ich stelle fest, dass der Beklagte nicht an seinem Tisch sitzt.«
»Mein Assistent, Mr Cavendish, hat mir mitgeteilt, dass er darum gebeten hat, die Toilette aufsuchen zu dürfen«, antwortete Randolph, der sich halb von seinem Stuhl erhoben hatte.
»Ich verstehe«, erwiderte Richter Davidson.
Kurz darauf wurden die Geschworenen zurück in den Gerichtssaal geführt und betraten einer nach dem anderen die Geschworenenbank.
»Was ist los?«, fragte Alexis. »Hast du Hinweise auf ein Verbrechen gefunden?«
»Ich habe mehr gefunden, als ich erwartet habe«, gestand Jack.
»Vielleicht sollte jemand Dr. Bowman darüber informieren, dass die Verhandlung jetzt fortgesetzt wird«, sagte Richter Davidson. »Es ist wichtig, dass er das Folgende mitbekommt.«
Jack drückte noch einmal Alexis’ Hand, ehe er sich erhob. »Ich hole ihn«, sagte er. Er gab Randolphs Assistenten, der gerade aufgestanden war, mit einem Wink zu verstehen, dass er den Beklagten zurückbringen würde.
Jack stieß die Tür auf und trat hinaus in den Flur. Im Korridor und der Aufzughalle standen die üblichen Grüppchen beisammen und unterhielten sich flüsternd. Jack ging auf direktem Weg zur Herrentoilette. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war Viertel nach zehn. Er zog die Tür auf und ging hinein. Ein Mann asiatischer Herkunft stand am Becken und wusch sich die Hände. Der Bereich vor den Urinalen war leer. Jack ging weiter zu den Kabinen und bückte sich, um unter den Trennwänden durchzuschauen. Nur die letzte Kabine war besetzt. Jack ging weiter, bis er vor der entsprechenden Tür stand, und überlegte, ob er warten oder rufen sollte. Da es schon so spät war, beschloss er zu rufen.
»Craig?«, fragte er.
Die Spülung wurde betätigt, und einen Augenblick später klickte das Schloss. Die Tür öffnete sich nach innen, und ein junger Hispano-Amerikaner kam heraus. Er sah Jack fragend an, ehe er sich an ihm vorbeizwängte und zum Waschbecken ging. Überrascht, dass er, nachdem er all seinen Mut zusammengenommen hatte, nun doch nicht Craig gegenübertreten musste, bückte sich Jack noch einmal, um nachzuschauen, ob auch wirklich alle Kabinen leer waren. Sie waren leer. Abgesehen von den beiden Männern am Becken war niemand mehr im Raum. Craig war nirgends zu sehen. Instinktiv wusste Jack, dass er fort war.
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Kapitel 24
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Boston, Massachusetts Freitag, 9. Juni 2006 10.25 Uhr
Nach seiner Rückkehr in den Gerichtssaal, wo Craig nicht mehr aufgetaucht war, hatte Jack Alexis beiseite genommen. So schnell und schonend wie möglich hatte er ihr erzählt, was passiert war, seit sie am Vorabend miteinander telefoniert hatten. Sie hatte ihm anfangs ungläubig und bestürzt zugehört, bis sie erfuhr, welch erdrückende Beweise er für Craigs Schuld gefunden hatte. An diesem Punkt hatte sie den professionellen Teil ihrer Persönlichkeit die Oberhand gewinnen lassen, was es ihr ermöglichte, die Lage nüchtern zu analysieren. Überdies hatte sie Jack daran erinnert, wie spät es war und dass er sich schleunigst auf den Weg machen musste, wenn er noch hoffen wollte, rechtzeitig in die Kirche zu kommen. Mit dem Versprechen, sie nachmittags anzurufen, hatte Jack seine Reisetasche geschnappt und war zu den Aufzügen gestürzt.
Hals über Kopf rannte er über den Hof vor dem Gerichtsgebäude und stürmte die Stufen hinunter zur Straße. Zu seiner Erleichterung stand der verbeulte Accent immer noch da, wo er ihn abgestellt hatte, auch wenn ein Strafzettel unter dem Scheibenwischer klemmte. Als Erstes holte er die Papiertüte mit dem Revolver aus dem Kofferraum. Da Jack vorausgesehen hatte, dass er die Waffe auf dem Weg zum Flughafen würde zurückgeben müssen, hatte er
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