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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Umgang mit Tetrodotoxin strengen Auflagen, vor allem in der heutigen Zeit. Aber diese Verbindung hat eine erstaunliche Eigenschaft. Der gleiche molekulare Mechanismus, der für ihre Toxizität verantwortlich ist, macht sie zu einem hervorragenden Hilfsmittel, um Natriumkanäle in Nerven- und Muskelzellen zu studieren.«
    »Was hat das mit dem vorliegenden Fall zu tun?«
    »Dr. Craig Bowmans publizierte und gegenwärtige Forschungen beschäftigen sich mit dem Studium von Natriumkanälen. Er arbeitet sehr häufig mit Tetrodotoxin.«
    Eine drückende Stille senkte sich auf den Raum herab, während Jack und Richter Davidson sich über den Tisch des Richters hinweg ansahen. Die beiden anderen Männer ließen sie nicht aus den Augen. Eine ganze Minute lang sprach keiner ein Wort. Schließlich räusperte sich der Richter und sagte: »Gibt es abgesehen von diesem Indizienbeweis, dem Zugang zu Tetrodotoxin, noch etwas anderes, das Dr. Bowman mit dieser Tat in Verbindung bringt?«
    »Ja, das gibt es«, antwortete Jack widerstrebend. »Gleich nachdem das Tetrodotoxin in den Proben nachgewiesen wurde, bin ich ins Haus der Bowmans zurückgefahren, bei denen ich während der letzten Tage zu Besuch war. In dieser Zeit hatte ich ein kleines Fläschchen mit Tabletten gefunden, das Dr. Bowman der Verstorbenen am Tag ihres Todes gegeben hatte. Ich brachte das Fläschchen ins Toxikologie-Labor, wo Dr. Smitham einen vorläufigen Test durchführte und auch in diesem Fläschchen Tetrodotoxin nachweisen konnte. In diesem Moment führt er gerade den ausführlichen, endgültigen Test durch.«
    »Okay!«, sagte Richter Davidson. Er rieb sich kurz die Hände und sah zur Protokollführerin hinüber. »Unterbrechen Sie hier das Protokoll, bis wir wieder in den Gerichtssaal zurückgehen.« Dann lehnte er sich zurück, was seinen alten Stuhl zum Quietschen brachte. Seine Züge nahmen einen grimmigen, aber nachdenklichen Ausdruck an. »Ich könnte eine Vertagung anordnen, damit diese ganzen neuen Informationen ein ordentliches Beweiserhebungsverfahren durchlaufen können, aber das wäre nicht sonderlich sinnvoll. Hier handelt es sich nicht mehr um eine zivilrechtlich zu belangende Fahrlässigkeit, sondern um Mord. Ich sage Ihnen, was ich tun werde, Gentlemen. Ich werde auf ein fehlerhaftes Verfahren erkennen. Dieser Fall muss dem Staatsanwalt übergeben werden. Irgendwelche Fragen?« Er musterte sein Publikum, und sein Blick blieb an Tony hängen. »Machen Sie nicht so ein missmutiges Gesicht, Mr Fasano. Sie können sich an der Gewissheit erfreuen, dass die Gerechtigkeit siegt, und außerdem kann Ihr Mandant immer noch auf Schadenersatz wegen schuldhaft verursachten Todes klagen.«
    »Aber die Versicherung ist jetzt aus dem Schneider«, schnaubte Tony.
    Der Richter sah Jack an. »Das war eine vorbildliche Ermittlung, Doktor.«
    Jack nickte nur als Reaktion auf das Kompliment. Er hatte nicht das Gefühl, es zu verdienen. Seine schockierenden Erkenntnisse offenbaren zu müssen, war qualvoll für ihn, denn er wusste, was das für Alexis und ihre Töchter bedeutete. Sie würden langwierige Ermittlungen und einen neuen Prozess mit entsetzlichen Folgen durchstehen müssen. Es war eine Tragödie für alle Beteiligten, vor allem für Craig. Jack war schockiert über das Ausmaß seines Narzissmus und seiner offensichtlichen Gewissenlosigkeit. Doch gleichzeitig ahnte er, dass Craig zum Opfer eines in höchstem Maße auf Konkurrenzdenken aufgebauten medizinischen Ausbildungssystems geworden war, das Altruismus und Mitgefühl propagierte, aber das Gegenteil davon belohnte; niemand wurde zum leitenden Assistenzarzt, indem er den Patienten gegenüber freundlich und mitfühlend war. Da Craig in der ersten Hälfte seiner medizinischen Ausbildung permanent gezwungen gewesen war, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, war ihm der normale soziale Umgang mit anderen verwehrt geblieben, der einer solch widersprüchlichen Botschaft die Spitze genommen hätte.
    »Also gut, Gentlemen«, sagte Richter Davidson. »Lassen Sie uns dieses Fiasko beenden.« Er stand auf, und die anderen folgten seinem Beispiel. Dann kam er um seinen Schreibtisch herum und wandte sich zur Tür. Jack folgte den beiden Anwälten, und hinter ihm kam die Protokollführerin. Draußen im Gerichtssaal hörte Jack den Gerichtsdiener die Anwesenden mit lauter Stimme auffordern, sich zu erheben.
    Als Jack aus dem Richterzimmer kam, nahm der Richter gerade auf seiner Bank Platz, während Randolph und Tony

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