Crisis
Tony.
»Haben Sie einen anderen Vorschlag?«, fragte Richter Davidson.
Tony schüttelte den Kopf. Er schäumte vor Wut. Er hatte fest damit gerechnet, seinen ersten Behandlungsfehlerprozess zu gewinnen, und jetzt sah es trotz all seiner Bemühungen nur Stunden vor dem Ziel nach einem kapitalen Fehlschlag aus. Er ging zurück an den Tisch der Verteidigung und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Sein Mund war trocken und seine Kehle völlig ausgedörrt.
Randolph kehrte zu Jack zurück und öffnete das Torchen zum Gerichtsbereich. »Sie dürfen nicht in den Zeugenstand«, flüsterte er. »Aber ich habe dafür gesorgt, dass Sie vor dem Richter aussagen können. Er wird dann darüber entscheiden, ob Sie zu einem späteren Zeitpunkt auch vor den Geschworenen aussagen sollen. Die Befragung findet im Richterzimmer statt. Er gewährt Ihnen nur ein paar Minuten, also fassen Sie sich am besten kurz und bringen Ihr Anliegen so schnell wie möglich auf den Punkt. Verstanden?«
Jack nickte. Er war versucht, Randolph zu sagen, dass er selbst nur ein paar Minuten anzubieten hatte, doch er hielt sich zurück. Er sah zu Jordan hinüber, der nervös aus Tony herauszubringen versuchte, was vor sich ging, da der Richter soeben verkündet hatte, dass es eine kurze Unterbrechung geben würde, die Geschworenen jedoch auf ihren Plätzen bleiben sollten. In den Zuschauerreihen erhob sich Gemurmel, während die Leute rätselten, was das alles zu bedeuten hatte und wer dieser Eindringling sein mochte. Jack sah zu Craig hinüber, und Craig lächelte. Jack nickte ihm zu.
»Bitte erheben Sie sich!«, rief der Gerichtsdiener, als der Richter aufstand und rasch die Stufen von der Richterbank herunterlief. Im Handumdrehen war er hinter der Kassettentür verschwunden, doch er hatte sie einladend einen Spaltbreit hinter sich offen gelassen. Die Protokollführerin folgte ihm mit ein paar Schritten Abstand.
»Sind Sie bereit?«, fragte Randolph Jack.
Jack nickte erneut und dabei fing er zufällig Tonys Blick auf. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt erledigt, dachte Jack. Der Anwalt kochte offensichtlich vor Wut.
Jack folgte Randolph, und Tony schloss sich ihnen an, als sie an dem leeren Zeugenstand und dem Tisch des Gerichtsbeamten vorbeigingen. Jack grinste innerlich, als er sich fragte, wie Tony wohl reagieren würde, wenn er sich nach Franco erkundigte, da dieser nirgends zu sehen war.
Das Richterzimmer war für Jack eine Enttäuschung. Er hatte sich glänzend poliertes dunkles Holz, Ledermöbel und den Geruch von teuren Zigarren vorgestellt, so wie in einem exklusiven Herrenclub. Stattdessen wirkte der Raum mit seiner Behördeneinrichtung mehr als schäbig, und die Wände mussten dringend gestrichen werden. Über allem hing der Mief von Zigarettenrauch. Der einzige Lichtblick war ein massiver Schreibtisch im viktorianischen Stil, hinter dem sich Richter Davidson auf einen Stuhl mit hoher Rückenlehne niedergelassen hatte. Er hatte sich zurückgelehnt und die Hände relativ entspannt hinter dem Kopf verschränkt.
Jack, Randolph und Tony waren mit Vinyl bezogene Stühle mit kurzen Beinen vorbehalten, so dass sie deutlich tiefer saßen als Richter Davidson. Jack vermutete, dass es sich um einen absichtlichen Trick des Richters handelte, der gerne seine höhere Ebene wahrte. Die Protokollführerin saß an einem kleinen Tisch an der Seite.
»Dr. Stapleton«, begann Richter Davidson nach einer kurzen Einführung. »Mr Bingham hat mir berichtet, dass Sie so kurz vor Abschluss der Verhandlung noch Beweise vorbringen wollen, die den Beklagten entlasten.«
»Das ist nicht ganz richtig«, entgegnete Jack. »Ich sagte, dass ich Beweise dafür hätte, dass Dr. Bowman keinen Behandlungsfehler begangen hat, wie er vom Gesetz definiert wird. Es gab keine Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht.«
»Ist das etwa nicht entlastend? Was soll das, spielen wir hier irgendein Definitionsspiel?«
»Das ist alles andere als ein Spiel«, sagte Jack. »Unter den gegebenen Umständen sind diese Beweise einerseits entlastend, andererseits aber auch belastend.«
»Ich denke, das sollten Sie mir genauer erklären«, entgegnete Richter Davidson. Er nahm seine Hände herunter und beugte sich vor. Jack hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Jack schob einen Finger unter die Lasche des Umschlags, öffnete ihn und zog drei Dokumente heraus. Er lehnte sich vor und schob das oberste davon über den Tisch vor den Richter. »Die erste eidesstattliche Erklärung
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