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CROMM - Das Dorf findet dich

CROMM - Das Dorf findet dich

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner , Christian Sidjani
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anders. Okay, hier gab es nicht so viele Abgase. Sie hatten nur einen weiteren Wagen gesehen. Und die Luft auf dem Land war sowieso immer frischer. Aber es roch hier so steril, wie es auch in der Kneipe gerochen hatte. Das Gefühl, etwas stimmte nicht, etwas, das weit über das Verschwinden hinausging, verstärkte sich noch.
    In Larissa keimte die Frage, was sie tun sollten. Sie musste mit ihrem Bruder reden, am liebsten sofort. Sie wusste, er würde ihren Gesichtsausdruck richtig deuten. Sie musste mit ihm alleine reden. Das würde sie vielleicht beruhigen. Und je länger sie damit wartete auszusteigen, umso entschlossener wurde sie, mit Martin Schluss zu machen. Müsste sie sich nicht in seiner Nähe sicher fühlen?
    Ein Klopfen gegen das Fenster erschreckte sie. Larissa starrte hinaus und sah Martins grinsendes Gesicht vor der Scheibe. Ihm schien es wenig auszumachen, dass seine Schwester verschwunden war.
    »Kommst du jetzt oder was?«, drang seine Stimme gedämpft zu ihr hinein.
    »Ja, ja«, murmelte sie und öffnete die Tür.
    Jakob war schon weiter zum Golf gegangen und als sie um den Wagen herumging, stiegen auch Franka und Madlen aus.
    »Wie, Sarah ist weg?«, fragte Madlen.
    Als Larissa die Gruppe erreichte, entfernte sich Franka ein Stück von ihnen und schüttelte den Kopf. Die Besorgnis in ihren Augen schien vervielfacht seit vorhin. Larissa verstand. All die Hoffnung, die sie in die kurze Erkundungstour gesteckt hatte, war wie weggeblasen.
    Es war plötzlich dunkler um sie. Erst als Larissa zu dem Gebäude schaute, das vor den Wagen stand, wusste sie warum. Der Schatten der Kirche tauchte sie in eine noch kleinere Welt, als die, in der sie sich befanden. Die Häuser und Straßen wirkten wie zusammengepresst. Und in dem Schatten der Kirche schien sich das Gebäude nach vorne zu wölben, von seinem Hügel aus zu ihnen.
    Die Steinstufen führten zu einer Anhöhe, von der weitere Stufen hinauf zum Eingang leiteten. Rechts neben dem Hügel ging eine weitere Straße ab, aber links befand sich eine höhere Backsteinmauer, die das Gelände einfasste und damit von dem Haus, das nur wenige Meter weiter stand, abtrennte. Wenigstens hier legte man wohl Wert auf Abstand. Oder die Mauer war nur errichtet worden, um einem Erdrutsch vorzubeugen, der die Kirche in den Hügel verschlungen hätte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Franka. Sie wirkte nervös und kaute auf ihrer Unterlippe. Madlen streichelte ihreSchulter. So nah also waren sich die beiden Frauen gekommen. Hatte Madlen ihr schon von der möglichen Schwangerschaft erzählt? Es ärgerte Larissa, dass sie plötzlich eifersüchtig war. Völlig unangemessen.
    »Ich würde vorschlagen, wir gehen da rein und fragen mal nach, was Sache ist.«
    Martin deutete den Hügel hinauf zur Kirche. Wenn es denn eine war, ohne das Kreuzzeichen. Ein düsteres, unheimliches Gebäude. Wie oft hatten Jakob und sie sich als Kinder gewünscht, solche Abenteuer zu erleben? Komm, lass uns Zombies auf dem Friedhof jagen oder Werwölfe am See. War der Nachbar vielleicht ein Serienkiller? Oder der an Epilepsie leidende Mitschüler ein Besessener? So oft hatten sie sich danach gesehnt, dass ihre Phantasie ihnen Streiche spielte und sich alles echt anfühlte. Und jetzt, viele Jahre später, wünschte Larissa sich genau das Gegenteil.
    »Ich würde noch kurz eine rauchen«, sagte sie und sah an dem Blick ihres Bruders, dass er verstand.
    »Also, ich gehe da jetzt rein. Ich finde, das ist eine gute Idee«, sagte Franka und Madlen nickte.
    »Na dann, los!«, sagte Martin.
    Larissa stellte sich vor, wie er sich zu ihr drehte und ihr einen Kuss auf den Mund gab und ein »Bis gleich« sagte. Aber das war nie seine Art gewesen. Martin hatte stets etwas Ignorantes an sich gehabt und das hatte er mit seiner Schwester gemein. Vielleicht war Sarah auch einfach nur ein Stück im Wald unterwegs, um zu kiffen. Larissa hatte schon einmal Gras bei ihr entdeckt. Aber was war dann mit Remo?
    »Die sind komisch«, sagte Jakob.
    »Das Dorf ist komisch«, erwiderte Larissa, »komm, lass uns mal da lang gehen.«
    Sie deutete zur Mauer, die links am Hügel entlang führte. Als sie von den Wagen ein wenig entfernt waren, blieb sie stehen und zündete sich eine Zigarette an. Jakob tat es ihr gleich. Es beruhigte sie zu sehen, wie sehr sich ihre Gesten ähnelten.
    »Erinnerst du dich, als wir Kinder waren?«, fragte Larissa, »wir haben uns doch immer so ein Szenario gewünscht. Leute verschwinden, wir sind

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