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CROMM - Das Dorf findet dich

CROMM - Das Dorf findet dich

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner , Christian Sidjani
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verletzlich. Zu leicht jagbar ...
    Franka lief etwas schneller und wunderte sich, dass sie noch nicht zusammengebrochen war.
    Adrenalin! Man las immer darüber, aber so fühlte sich das an. Man konnte kilometerweit rennen, wenn es ums Überleben ging.
    Überleben.
    Das war verrückt, absolut verrückt! Sie befand sich in Deutschland, nicht irgendwo im Dschungel! Hier gab es Gesetze, an die man sich halten musste, man konnte nicht einfach so gejagt werden, ohne dass jemand eingriff. Etwas knackte hinter ihr und Franka riss den Kopf herum. Die Schatten tanzten hinter ihr, neben ihr. Sie glaubte Bewegungen zu sehen, etwas, das sich im Unterholz vorwärts schlich. Wenn diese Wahnsinnigen ihr gefolgt waren, glaubte sie, dass sie vor Angst sterben konnte. Ja, sie hatte Panik, dass ihre Beine versagen würden, wenn sie sich umdrehte und ein Dörfler mit einer Mistgabel in der Hand auf dem Weg stand. Sie rannte los. Jetzt war es ihr egal, ob sie mitten auf dem Weg lief. Wenn sie hinter ihr her waren, war Rennen das Beste. Wenn sie sie nicht verfolgten, war es auch das Beste! Sie wollte laufen, bis sie zusammenbrach. So viele Meter wie möglich zwischen sich und das verfluchte Dorf bringen. Ihre Füße federten auf dem tannennadelübersäten Boden. Sie roch schwarze Erde und Harz, frische, kühle Luft. Wie sich das für einen tiefen Wald in der Nacht gehörte. Franka joggte in gleichmäßigem Tempo weiter. Rennen konnte sie nicht mehr, aber hinter ihr auf dem Weg – da war niemand – und im Unterholz neben ihr konnte kein Verfolger so schnell vorankommen. Ausgeschlossen.
    Der Waldweg beschrieb eine leichte Kurve, soweit Franka das im Mondschein beurteilen konnte.
    Trotz ihres bestimmt beträchtlichen Adrenalinschubs ließen ihre Kräfte nach. Wie ein Roboter setzte sie einen Fuß vor den anderen. Wenn dieser Weg nicht endete, dann blieb ihr irgendwann nichts mehr übrig, als eine Rast zu machen, indem sie sich in den Schatten kauerte und hoffte
    ... dass niemand sie fand.
    Nein. Das durfte sie nicht, das ging einfach nicht. Sie musste jetzt durchhalten, auch für Remo, der vielleicht irgendwo verletzt herumlag oder gefangengehalten wurde
    oder tot war
    oder ...
    Lichter blitzten durch die Bäume und Franka hätte fast geschrien, aber dann sah sie es. Ein Holzhäuschen mit kleinen Fenstern, hinter denen elektrisches Licht brannte. Auf dem Weg vor dem Haus erkannte sie die Umrisse eines Geländewagens. Wahrscheinlich ein Wochenendhaus oder ein Förster ...
    Franka steuerte darauf zu, weinend vor Erleichterung. Die letzten, rettenden Meter erschienen ihr endlos, aber dann war sie endlich da und klopfte an die Tür. Sie klopfte und klopfte, verzichtete darauf, höflich zu warten. Und als endlich die massive Holztür einen Spalt geöffnet wurde, drückte Franka dagegen und fiel auf den blanken, gescheuerten Boden. Ihr Blick flog nach oben und traf das Gesicht einer Frau um die vierzig, die sie verblüfft anstarrte.
    »Machen Sie die Tür zu, um Himmels willen!«, rief Franka. Die Frau, die Jeans und eine hellrote Bluse trug, reagierte nicht, starrte sie weiter an.
    »Tür zu! Ich erkläre es Ihnen gleich! Jemand ist hinter mir her, das sind Verrückte! Bitte!«
    Endlich reagierte die Frau und zog die Tür ins Schloss. Sie legte den Riegel vor und Franka sah erleichtert, dass der ziemlich massiv wirkte. Sie hatte es geschafft! Herrgott, sie hatte es geschafft!
    Franka richtete sich mühsam auf.
    »Ich muss sofort telefonieren. Wo ist Ihr Telefon?«
    »Es gibt hier keins«, sagte die Frau, und Franka merkte, wie dumm ihre Frage gewesen war. Das war schließlich ein Häuschen im Wald, da konnte sie nicht mit einem Festnetzanschluss rechnen.
    »Haben Sie ein Mobiltelefon?«
    »Ja.«
    »Kann ich das benutzen?«
    »Wenn Sie wollen.« Die Frau verschwand durch eine kleine Tür und Franka überlegte, ob sie ihr folgen sollte. Dann entschied sie aber, dass es besser war, zu warten. Sie war in einer Jägerhütte gelandet, ganz eindeutig. Die Geweihe an den Wänden bedurften keiner Erklärung. Sie fragte sich, ob die Frau ganz allein hier verweilte und ob der Wagen vor der Tür ihr gehörte. Möglich. Franka drehte sich zu der Tür um und überprüfte nochmals den Riegel, aber der saß sicher in der Führung.
    Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie wurde nach vorne geworfen. Ihr Kopf schlug gegen das Holz und sofort lief Blut über ihr Gesicht.
    Was ist das?
    Jemand hatte ihr einen Schlag ins Kreuz versetzt. Franka fiel zu Boden und

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