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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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Krankenhaus. Wolgast schätzte, dass sie
fünfzehn Meter tief unter der Erde waren, vielleicht noch tiefer. Was immer
Sykes' Leute dort unten verwahrten, sie wollten, dass eine Menge Erde es von
der Welt da oben trennte. Sie kamen zu einer Tür mit der Aufschrift
»Hauptlabor«, aber Sykes ging daran vorbei, ohne seinen Schritt zu
verlangsamen. Nach mehreren weiteren Türen erreichten sie die, zu der Sykes
wollte. Er schob eine Karte durch den Schlitz des Lesegeräts und öffnete sie.
    Wolgast betrat eine Art Beobachtungsraum. Im
mattblauen Licht hinter einem breiten Fenster lag Amys kleine Gestalt allein
in einem Krankenhausbett. Sie war mit einem Infusionsbeutel verbunden, aber
das war alles. Neben dem Bett stand ein Plastikstuhl. Aus Schienen an der Decke
hingen mehrere farbcodierte Schläuche, spiralig wie die pneumatischen Schläuche
in einer Werkstatt. Davon abgesehen war der Raum leer.
    »Ist er das?«
    Wolgast drehte sich um und sah einen Mann, den
er noch nicht bemerkt hatte. Er trug einen Laborkittel und darunter einen
grünen OP-Anzug wie Wolgast.
    »Agent Wolgast, das ist Dr. Fortes.«
    Sie nickten einander zu, ohne sich die Hand zu
geben. Fortes war jung, noch keine dreißig. Wolgast fragte sich, ob er ein Arzt
oder etwas anderes war. Fortes sah genauso erschöpft aus wie Sykes: körperlich
ausgepumpt. Seine Haut glänzte ölig, und er hatte einen Haarschnitt und eine
Rasur nötig. Seine Brille sah aus, als habe er sie seit einem Monat nicht mehr
geputzt.
    »Sie trägt einen implantierten Chip. Er sendet
Daten an das Kontrollpult hier.« Fortes zeigte es ihm: Puls, Atmung,
Blutdruck, Temperatur. Amy hatte 39,2.
    »Wo?«
    »Was, wo?« Der Arzt sah ihn verständnislos an.
»Wo sitzt der Chip?«
    »Oh.« Fortes sah Sykes an, und der nickte.
Fortes deutete auf seinen Nacken. »Subkutan, zwischen dem dritten und vierten
Wirbel. Die Stromversorgung ist übrigens ziemlich schick. Eine winzige
Nuklearzelle. Wie sie in Satelliten stecken, nur viel kleiner.«
    Schick. Wolgast schauderte es. Eine schicke
Nuklearbatterie in Amys Nacken. Er drehte sich zu Sykes um, der ihn wachsam
beobachtete. »Ist das auch mit den andern passiert? Mit Carter und dem Rest?«
    »Die waren ... Vorläufer«, sagte Sykes.
»Vorläufer wofür?« Sykes schwieg kurz. »Für Amy.«
    Fortes erläuterte ihm die Situation. Amy lag im
Koma. Damit hatte niemand gerechnet, und ihr Fieber war zu hoch und dauerte
schon zu lange. Ihre Nieren- und Leberwerte waren schlecht.
    »Wir hatten gehofft, Sie könnten mit ihr reden«,
sagte Sykes. »Manchmal hilft das bei Patienten im Zustand langer Bewusstlosigkeit.
Doyle sagt, sie ... sie hat eine starke Bindung an Sie.«
    Eine Doppelkammerschleuse lag zwischen ihnen und
Amys Zimmer. Sykes und Fortes führten ihn in die erste Kammer. Ein orangegelber
Bioschutzanzug hing an der Wand, der Helm war nach vorn gekippt wie bei einem
Mann mit gebrochenem Genick. Sykes erklärte ihm, wie er funktionierte.
    »Den müssen Sie anziehen und alle Nahtstellen
mit Klebeband versiegeln. Das Einlassventil unten am Helm wird mit den
Schläuchen an der Decke verbunden. Sie sind farblich gekennzeichnet, das sollte
eigentlich kein Problem sein. Wenn Sie zurückkommen, müssen Sie mit dem Anzug
duschen, und dann ein zweites Mal ohne. Entsprechende Anweisungen hängen an der
Wand.«
    Wolgast setzte sich auf die Bank und fing an,
die Schuhe auszuziehen. Dann hielt er inne.
    »Nein«, sagte er.
    Die beiden Männer sahen ihn an. Sykes runzelte
verärgert die Stirn. »Was, nein?«
    »Ich ziehe das nicht an.« Er drehte sich um und
sah Sykes ins Gesicht. »Es wird nicht hilfreich sein, wenn sie aufwacht und
mich in einem Raumanzug sieht. Wenn ich da reingehen soll, gehe ich so, wie
ich bin.«
    »Das ist keine gute Idee, Agent«, sagte Sykes
warnend.
    Sein Entschluss stand fest. »Ich gehe ohne Anzug
oder gar nicht.«
    Sykes sah Fortes an. Der zuckte die Achseln. »Es
könnte ... interessant sein. In diesem Stadium sollte das Virus inaktiv sein.
Andererseits, vielleicht ist es das nicht.«
    »Das Virus?«
    »Ich nehme an, Sie werden es sowieso erfahren«,
sagte Sykes. Er wandte sich an Fortes. »Lassen Sie ihn rein; ich nehme es auf
meine Kappe. Und, Agent - wenn Sie einmal drin sind, sind Sie drin. Darüber
hinaus kann ich nichts garantieren. Ist das klar?«
    Wolgast nickte. Sykes und Fortes verließen die
Luftschleuse. Wolgast erkannte, dass er mit ihrer Einwilligung nicht gerechnet
hatte. Im letzten Moment rief er hinaus: »Wo ist

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